Für viele der Angestellten der Kaufhauskette ist die Zukunft ungewiss - © Oliver Berg/dpa

Galeria-Karstadt-Kaufhof-Interessent Schön: „Weniger Personal wäre für uns keine Alternative“

Online-Unternehmer Markus Schön ist überzeugt, dass er Galeria-Kaufhof-Filialien retten kann – ohne Stellenabbau. Was kann Schön, was Elon Musk nicht drauf hat?

XING NEWS: Sie sind als Vorstandsvorsitzender des Onlinehändlers buero.de erfolgreich und als Vermögensverwalter tätig. Nun wollen Sie 47 zumeist unrentable Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen übernehmen. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Markus Schön: Einfach kann jeder. Das ist vielleicht die letzte Chance, um zu zeigen, dass das Konzept Warenhaus in Deutschland Erfolg haben kann. Und wenn man Unternehmer-Gene hat wie wir, dann macht so eine Herausforderung Spaß. Im Übrigen sind nicht alle Filialen unrentabel. Aber wir schauen ohnehin auf die zukünftigen Chancen.

Was macht Ihnen an dieser Herkules-Aufgabe genau Spaß?

Viele sagen, Warenhäuser funktionieren nicht mehr, weil die Menschen lieber online einkaufen. Obwohl wir mit buero.de aus dem Online-Handel kommen, habe ich Zweifel an dieser Absolutheit. Einkaufserlebnisse in Innenstädten von mittelgroßen Städten zu erschaffen, ist eine unglaublich schöne Aufgabe. Denn das waren Warenhäuser früher: Einkaufserlebnisse. Und das können sie auch wieder sein.

Sie wollen nur Filialen in mittelgroßen Städten wie Fulda, Erfurt oder Gießen übernehmen. Warum?

Wir beschäftigen uns schon länger mit dem Thema, haben uns alle 131 Filialen angeschaut und eine Positivliste erstellt, wo wir glauben, dass wir einen Unterschied machen können. Herausgekommen ist: Wir trauen uns mittelgroße Städte zu, Standorte mit gewissen Frequenzen und Einzugsgebieten. So sind am Ende 47 Standorte übriggeblieben, die wir total gerne hätten.

Den rund 5600 Beschäftigten, um die es hier geht, haben Sie versprochen, dass sie ihre Jobs behalten. Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass Ihnen gelingt, woran Ihre Vorgänger gescheitert sind?

Elon Musk mag zwar der reichste Mann der Welt sein, aber seine Art zu führen und Unternehmen aufzubauen empfinde ich als fragwürdig
Markus Schön

Der größte Schatz des Unternehmens Galeria-Karstadt-Kaufhof sind doch die Mitarbeiter. Sie gehen seit Jahren trotz schwieriger Bedingungen engagiert und voller Motivation jeden Tag zur Arbeit, geben ihr Bestes. Und wir denken als Unternehmen nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten. Eines unserer Unternehmen gibt es schon seit 1968, buero.de, seit es das Internet gibt. Was wir machen, das machen wir richtig und das machen wir langfristig.

Viele Unternehmen bauen wegen hoher Energiekosten und Inflation derzeit eher Arbeitsplätze ab. Beim Nachrichtendienst Twitter etwa hat Elon Musk, der reichste Mann der Welt, das Ruder übernommen und über Nacht der Hälfte der Belegschaft per E-Mail gekündigt. Was können Sie, was Musk nicht kann?

Elon Musk mag zwar der reichste Mann der Welt sein, aber seine Art zu führen und Unternehmen aufzubauen empfinde ich als äußerst fragwürdig. Am Ende gelten auch in der Wirtschaft Moral und Ethik. Dies sehe ich bei Elon Musk nicht. Für uns gilt: Wir brauchen Mitarbeiter, mit denen wir gemeinsam etwas bewegen wollen. Es geht um fachkundige Beratung, um menschlichen Kontakt. Mit weniger Personal zu arbeiten, wäre für uns keine Alternative.

Sie haben als Vorstandsvorsitzender von buero.de vor allem Erfahrungen im Onlinehandel. Wie wollen Sie diese mit dem stationären Handel zusammenbringen?

Indem wir ergänzen. Wer bei buero.de heute bestellt, erwartet, dass die Ware morgen geliefert wird. Wir haben also enormes Knowhow, Lieferketten und IT-Expertise aufgebaut. Und wir übernehmen keinen Wettbewerber, sondern ein stationäres Geschäft, sodass wir keine Kannibalisierungseffekte erleben werden, sondern eine schöne Ergänzung, wenn es um die Vertriebskanäle geht.

Wird es in den Filialen mehr als Schreib- und Bürowaren geben?

Selbstverständlich. Wer mir vorrechnen kann, dass wir auf diesen Flächen mit Büro- und Schulbedarf rentabel arbeiten kann, den werbe ich sofort ab und dem bezahle das dreifache Gehalt. Kunden erwarten, dass sie in einem Warenhaus alles, was sie kaufen wollen, auch kaufen können.

„Die Menschen wollen Erlebnisse, sie wollen Beratung
Markus Schön

In den Medien war zu lesen, Sie wollten „das deutsche Amazon“ werden. Wie genau wollen Sie das schaffen?

Das ist eine Zuspitzung, mit der ich nichts anfangen kann. Genauso wenig wie mit der Schlagzeile, ich sei der Retter von Galeria-Kaufhof. Was aber sicher richtig ist: Ich kann einfach nicht akzeptieren, warum alle Experten behaupten, das Konzept Kaufhaus werde in Zukunft nur noch online funktionieren. Die Menschen wollen Erlebnisse, sie wollen Beratung. Das haben wir nach der Pandemie doch gesehen, die Städte haben sich wieder gefüllt. Die einzige Parallele zu Amazon ist, dass Amazon vom Buchversand zum Warenhaus wurde, wir wollen uns vom Büroversand zum Warenhaus verwandeln.

Was sollten die Galeria-Kaufhof-Beschäftigten über Sie als potenziellen neuen Chef wissen?

Es ist noch zu früh, um solche Fragen zu beantworten. Wie stehen ja noch mitten in den Verhandlungen.

Was hilft Ihnen persönlich, in stressigen Situationen wie diesen, gute Entscheidungen zu treffen?

Prioritäten setzen. Da ist Management manchmal auch die Konzentration auf das Wesentliche.

Haben Sie dafür eine bestimmte Methode?

Ich bin alter Fußballer, war viele Jahre Torwart. Da habe ich autogenes Training gelernt, das hilft mir noch heute in Stresssituationen. Und ich ordne mir die Dinge nach Wichtigkeit und Dringlichkeit ein und arbeite sie entsprechend ab. Ich versuche auch den Mitarbeitern zu helfen, fokussiert, freudig und entspannt zu bleiben. Die geraten derzeit aufgrund des Medienrummels natürlich auch unter Stress. Letzten Freitag haben wir viele früh nach Hause geschickt, damit sie sich entspannen können.

Falls Sie zum Zuge kommen, sollen die Filialen umbenannt werden. Verraten Sie uns, wie?

Wir haben uns noch nicht alle Namensrechte gesichert. Von daher leider nein.

Das Interview führte XING News Chefredakteurin Astrid Maier

Foto privat
Foto privat

Markus Schön ist XING Insider, Vorstandsvorsitzender des Büro-Onlinehändlers buero.de und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Schön & Co. Er hat schon in der Vergangenheit erwägt, Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen zu übernehmen und ist nun in Gesprächen dazu.

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