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Helma Eigenbau: „Die Umstände der Insolvenz sind schon bemerkenswert“

Im März meldete die Helma Eigenheimbau AG überraschend Insolvenz an. Nun prüft ein externer Anwalt die Hintergründe. Unterdessen zeichnet sich für einen Teil der Gruppe eine Lösung ab. Was heißt das für Helma-Kunden?

Das Manöver sorgte für Fassungslosigkeit im Unternehmen: Bei einer Sitzung Anfang März hatte der Aufsichtsrat der börsennotierten Helma Eigenheimbau AG die Bestellung der Vorstandschefin Andrea Sander „aus wichtigem Grund und mit sofortiger Wirkung widerrufen“.

Worin der angeblich wichtige Grund bestand, ist bis heute offen. Ebenso, warum das Gremium um Helma-Gründer Karl-Heinz Maerzke anschließend direkt Insolvenzantrag für das Unternehmen stellte. Schließlich befand sich Helma mitten in einer Sanierung unter Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetzes, kurz: StaRUG. Die Investorensuche lief und Führungskräfte waren überzeugt, dass eine Sanierung auch ohne Insolvenz gelingen würde.

Doch der Insolvenzantrag schaffte Fakten: Bauprojekte wurden gestoppt, der Aktienkurs kollabierte und mit der Helma Wohnungsbau und der Helma Ferienimmobilien folgten zwei zentrale und operativ tätige Tochterunternehmen der Mutter rasch in die Insolvenz.

„Mögliche Haftungs- und Schadenersatzansprüche“

Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Niedersachsen hatte Wohnungen und Ferienwohnungen als Bauträger angeboten, zudem Wohnimmobilien vermarktet, vor allem schlüsselfertige Einfamilienhäuser, auf Grundstücken, die Kunden selbst gekauft hatten. Für sie steht durch die Insolvenz nun viel Geld auf dem Spiel. Hätten die Schäden vermieden werden können?

„Die Umstände der Helma-Insolvenz sind schon bemerkenswert, der Insolvenzantrag wurde sehr überraschend gestellt“, sagt nun Helma-Insolvenzverwalter Manuel Sack von der Kanzlei Brinkmann & Partner. Er „lasse die Hintergründe gerade extern überprüfen“, so Sack gegenüber der WirtschaftsWoche. Dabei gehe es auch um „mögliche Haftungs- und Schadenersatzansprüche gegen Beteiligte“. Dem Vernehmen kümmert sich Georg Streit, Partner der Kanzlei Heuking, um die Aufarbeitung möglicher Fehler und Verfehlungen im Vorfeld der Insolvenz.

Unterdessen laufen die operativen Aufräumarbeiten bei Helma weiter – und auch die Suche nach Investoren kommt voran. Für die Helma Eigenheimbau AG und die Helma Wohnungsbau GmbH gebe es „mehrere Interessenten, mit denen wir verhandeln und ich bin zuversichtlich, dass wir rasch eine Lösung finden werden“, sagt Insolvenzverwalter Sack.

Namen von Kandidaten, die in der Branche kursieren, will Sack nicht kommentieren. Helma-Gründer Maerzke soll nach Informationen aus dem Unternehmensumfeld indes nicht zum Bieterfeld gehören. Offen ist indes, „ob die Helma Ferienimmobilien als Teil eines Paketverkaufs veräußert werden kann, oder zu einem späteren Zeitpunkt dann getrennt verkauft wird“, so Sack.

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Für private Bauherren geht die Zitterpartie weiter

Die jeweiligen Helma-Unternehmen sind in unterschiedlichen Geschäftsbereichen aktiv. So geht es bei der Helma Eigenheimbau um mehrere hundert Einzelbauvorhaben für private Bauherren. Bei der Helma Wohnungsbau stehen insgesamt rund 50 Immobilienprojekte mit jeweils bis zu 100 Wohneinheiten im Feuer. Das ursprünglich geplante Umsatzvolumen soll sich dabei insgesamt auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen. „Viele Projekte stehen noch ganz am Anfang, andere sind schon deutlich weiter“, sagt Sack. „Wo die Arbeiten fortgesetzt werden, wird der künftige Erwerber entscheiden.“

Für private Bauherren, die neben den Banken zu den größten Gläubigern zählen, geht die Zitterpartie damit weiter. „Sie haben teilweise Anzahlungen für Wohnungen oder Häuser geleistet“, so Sack. „Ob und wann die Arbeiten daran fertiggestellt werden, ist aber teils noch nicht absehbar.“ Das heißt, viele Projekte verzögern sich, was Vertragsstrafen nach sich ziehen wird, die wiederum Insolvenzforderungen darstellen. Hinzu kämen Forderungen wegen Baumängeln und aus Gewährleistungsansprüchen. „Jeden einzelnen Fall müssen wir prüfen, einige sicherlich auch begutachten und im Zweifel gerichtlich klären lassen“, sagt Sack. „Die Aufarbeitung wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.“

Wie geht es in Olpenitz weiter?

Ähnliches dürfte für die Ferienimmobilientochter von Helma und deren größtes Projekt gelten, das Ostseeresort Olpenitz in Schleswig-Holstein. Bis Ende 2025 sollten dort laut der „Immobilienzeitung“ mit Investitionen von rund 450 Millionen Euro insgesamt 1.450 Ferienwohnungen entstehen. Bislang sind 1200 Ferienwohnungen mit 5000 Betten, Restaurants, ein Supermarkt, eine Kunstbar und einige Läden eröffnet worden. 176 Wohnungen sind im Bau. Bis zu 200 Wohnungen und zwei Hotels könnten noch zusätzlich errichtet werden.

„In Olpenitz geht es nun zunächst darum, den Resort-Betrieb sicherzustellen“, sagte Sack der WirtschaftsWoche. Dazu sollen die bisher überwiegend von Helma getragenen Kosten, von der Müllentsorgung, über die Straßenreinigung bis zum Küstenschutz auf die Eigentümer umgelegt werden, so Sack. Besonders wichtig sei auch die Beseitigung von Flutschäden an den Molen. Im zweiten Schritt soll dann eine Betreibergesellschaft eingesetzt werden, die sich um den laufenden Betrieb kümmert und dabei hilft, die Bekanntheit des Ferienresorts zu steigern. „Dies könnte eine bessere Vermarktung von Restflächen in Olpenitz ermöglichen – und damit letztlich auch eine höhere Insolvenzquote“, sagt Sack.

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