Herr von Hoensbroech, was können Führungskräfte von einem Orchester lernen?

Raphael von Hoensbroech ist Konzerthaus-Chef, Dirigent und Ex-Berater. Er glaubt: Dirigieren gehört für Führungskräfte zum Alltag. Deswegen treffen sie in seinen Seminaren auf echte Musiker.

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Dirigieren – das hat ja irgendwie etwas Autoritäres. Der Dirigent steht vor dem Orchester und gibt den Einsatz vor, bestimmt das Tempo und auch wie ein Werk interpretiert werden soll. Im Orchester selbst gelten dabei auch ganz klare, starre Hierarchien. Oder?

Der Konzerthaus-Chef hält eher dagegen: Das Bild ist veraltet. Schließlich ist der Dirigent der einzige im Orchester, der keinen Ton macht. Alle Musikerinnen und Musiker spielen etwas, was er selbst nicht kann. Diese alte autoritäre Haltung des Taktvorgebers kann nicht funktionieren, da man so das Team nicht mitnehmen kann.

Raphael von Hoensbroech sagt:

„Das Orchester entscheidet innerhalb von fünf Minuten, ob es mit oder gegen den Dirigenten spielt“

Hoensbroech weiß: Dieser ernüchternde Befund gilt auch für Teams, ganze Unternehmen und ihre Chefinnen und Chefs.

Als Wandler zwischen Musik und Wirtschaft hat der 44-Jährige schon einige „Revolten“ erlebt, in Orchestern und Firmen. Er studierte Musik (Geige), Jura und Philosophie und lernte nebenher das Dirigieren. Acht Jahre arbeitete er als Unternehmensberater. Heute ist er Intendant und Geschäftsführer des Konzerthaus Dortmund.

Von Hoensbroech glaubt: Dirigieren gehört für Führungskräfte zum Alltag – und vom Orchester lässt sich viel lernen. Deswegen treffen Managerinnen und Manager in seinen Führungskräfte-Seminaren auf echte Musiker. Sie sitzen mitten im Orchester zwischen ihnen und erleben hautnah, wie die verschiedenen Führungsstile des Dirigenten auf die Musikerinnen und Musiker wirken. Dabei spielt er mal die Rolle des Mikromanagers, mal die des Chefs, der eigentlich keiner ist. Die Führungskräfte erleben dadurch z.B. warum Revolten im Orchester (und im Unternehmen) entstehen.

In beiden Fällen passiert dasselbe: Die Musikerinnen und Musiker versuchen, den Dirigenten auszublenden. Was es braucht, damit das nicht passiert? Vor allem Vertrauen, denn „die Musik machen die anderen, mein Taktstock klingt nicht“, sagt von Hoensbroech.

Wie man loslässt und gleichzeitig jeden einzelnen bestärkt, vor allem in der Coronakrise, darüber sprechen wir mit Raphael von Hoensbroech in der ersten Folge von Handelsblatt Rethink Work. Und der 5-fache Vater verrät, wann er zum letzten Mal zuhause alle Prinzipien guter Führung über Bord geworfen hat.

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