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Hier lockt der größte Mobilfunk-Rabatt aller Zeiten

Der Wettbewerb um neue Mobilfunkkunden wird zunehmend aggressiver – die Deutsche Telekom und Telefónica nehmen Vodafone und 1&1 die Butter vom Brot.

Die Stimme aus dem Radio klingt sehr verlockend. Und das Angebot ist es noch mehr: „Bis zu 600 Euro Cashback“ verspricht die Telekom seit einem Monat Kunden, die zum ersten Mal zur Telekom wechseln. Das Kleingedruckte bestätigt es: Wer einen XL-Vertrag abschließt und ein Handy für zehn Euro im Monat dazu nimmt, bekommt wirklich ganze 600 Euro überwiesen, sobald er die erste Rechnung bezahlt hat. Es dürfte das größte Geldgeschenk sein, das ein Netzbetreiber in der Geschichte des deutschen Mobilfunks für einen Vertragsabschluss je direkt an den Kunden ausgelobt hat.

Noch liegt die Telekom meist vorne, wenn es um die Neukundengewinnung geht. Doch die Luft wird dünner. Kein Wunder – die Zahl der Menschen, die einen neuen Vertrag brauchen, bleibt in Deutschland relativ konstant. Und die Leute, die ein Handy nutzen, haben in der Regel mindestens schon eines, wenn nicht – angesichts des Trends zum separaten Diensthandy – sogar zwei.

Doch der Markteintritt des vierten Netzbetreibers 1&1 und die Verlagerung seiner Roaming-Kunden aus dem O2-Netz zu Vodafone öffnen eine ungeahnte Wettbewerbsintensität in Deutschland: „Die Preise gehen leicht zurück, wenn auch nicht so extrem wie noch vor zehn Jahren“, sagt Andreas Walter von der Beratungsfirma Dialog Consult. „Die hohe Fluktuation im Markt ist ein Indiz für viel Wettbewerb.“ Der scheint teils aber neue Wege zu finden, Kunden Rabatte zu gewähren, ohne dass sich das unbedingt im Umsatz niederschlägt. Der Umsatz je Kunde, eine wichtige Kennzahl für Analysten, bleibt bislang unberührt von der neuen Dynamik: „Der ARPU ist bei der Telekom stabil, nimmt bei Telefónica und Vodafone sogar leicht zu.“

Die Telekom und Telefónica schlagen sich im Konkurrenzkampf deutlich besser als Vodafone und 1&1. Mit 327.000 neuen Kunden gewann die Telekom die meisten sogenannten Nettoneuteilnehmer im jüngsten Quartal und schlug damit Telefónica deutlich.

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Die Zahlen sind dabei weniger vergleichbar, als man denken würde. Die Telekom weist nur eigene Kunden aus, nicht Kundengewinne fremder virtueller Netzbetreiber, die unter eigenen Namen Simkarten fürs Telekom-Netz verkaufen. Telefónica und Vodafone dagegen weisen etwa auch die Zugewinne von Freenet oder Aldi Talk aus. Augenfällig ist, dass auf längere Sicht das Wachstumstempo bei der Telekom sinkt. Im Vorjahresquartal hatte sie noch 350.000 Neukunden dazugewonnen.

Imageschaden für 1&1?

Die enttäuschendsten Zahlen hat in diesem Quartal 1&1 geliefert, der jüngste Netzbetreiber Deutschlands. 1&1 wies diesmal Neun-Monats-Zahlen aus. Auf diesen längeren Zeitraum gesehen wirken 130.000 neue Kunden solide. Doch im Vergleichszeitraum von Juli bis September gewann 1&1-Chef Ralph Dommermuth nur 20.000 Kunden neu. An mangelnden Incentives kann es nicht liegen: 1&1-Verträge bleiben die ersten sechs Monate kostenfrei, erst danach geht es mit monatlichen Gebühren los. In der Kommunikation zum zweiten Quartal wies 1&1 schon darauf hin, dass ein zweitägiger Ausfall ihres nagelneuen Kernnetzes Ende Mai dafür sorgen könnte, dass auch im Juni und Juli weniger Neukunden kämen. Doch Branchenbeobachter halten das für einen wenig glaubwürdigen Zusammenhang: Neukunden schließlich erlebten den Ausfall nicht einmal mit. Möglich ist, dass der schleppende Ausbau des eigenen Netzes die Marke beschädigt hat.

Vodafone hat in diesem Geschäftsjahr, das versetzt zum 1. April startet, 5000 Kunden verloren. Immerhin gelang die Trendwende im jüngsten Quartal mit einem Plus von 34.000 neuen Kunden. Angesichts der mitgezählten Kundengewinne von virtuellen Netzbetreibern dürfte die eigene Vertriebsleistung aber niedriger ausgefallen sein.

Telefónica ist der Konkurrent, der alle in Atem hält. Der Anbieter hat großen Druck, die Roaming-Kunden von 1&1, die schrittweise zu Vodafone umziehen, zu ersetzen. Dass das O2-Netz auf Augenhöhe mit der Konkurrenz mithält, lockt viele Kunden zu ihren günstigeren Tarifen. Das Friends & Family-Programm, das durch seine lockere Definition vielen einen Rabatt um 50 Prozent verschaffte, heizte diese Entwicklung im dritten Quartal weiter an. Offiziell lief es zum 31. Oktober aus. Doch nur wenige Tage nach dem Ende von Friends & Family finden sich wieder neue 50-Prozent-Discount-Angebote direkt von O2 im Internet: Statt 39,99 Euro kostet ein Tarif ohne Handy für 24 Monate mit 100 Gigabit 5G-Daten über die gesamte Laufzeit nur 19,99 Euro. Dabei handele es sich um „branchenübliche Vertriebsmaßnahmen, die sehr punktuell und zeitlich und im Umfang stark limitiert im Prozess der Kundengewinnung eingesetzt werden“, so Telefónica. Die Familienkampagne sei beendet und aktuell auch keine Neuauflage geplant.

Der 600-Euro-Cashback-Deal der Telekom zahlt im übrigen erst aufs aktuell laufende vierte Quartal ein. Ein geschicktes Timing: Mit dem Cashback erhalten die Kunden praktisch 600 Euro Weihnachtsgeld aufs Konto.

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