Christoph Gröner will dabei mitwirken, „den Schaden für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten“. - Foto: picture alliance / SZ Photo
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Immobilienriese geht in die Insolvenz: Pleiteund Schulden – Die schwierige Lage der Gröner Group

Drei Wochen ist es her, dass der Immobilienentwickler alle Insolvenzanträge gegen seine Firmen für beendet erklärte. Nun hat er selber einen gestellt.

Berlin, Düsseldorf. Der prominente Berliner Bauunternehmer Christoph Gröner hat einen Insolvenzantrag für seine Gröner Group GmbH gestellt. Das teilte die Unternehmensgruppe auf ihrer Website mit. Das Vertrauen der Geschäftspartner in die Gesellschaft sei „zerstört“.

Zuvor hatte bereits ein Gläubiger einen Antrag gestellt, wie aus einem Eintrag auf dem Portal www.insovenzbekanntmachungen.de hervorgeht. Das Amtsgericht Leipzig bestellte daraufhin den Berliner Juristen Philipp Hackländer aus der Kanzlei White & Case als vorläufigen Insolvenzverwalter.

Das Handelsblatt berichtet seit Monaten über finanzielle Probleme in Gröners FirmenreichH+. Seit Februar 2024 stellten Gläubiger insgesamt 13 Insolvenzanträge für Gesellschaften aus seinem Firmengeflecht, Gerichte eröffneten Verfahren. Weil Gröner die Forderungen kurzfristig beglich, konnte er die Insolvenzverfahren innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen wieder beenden. So wurde auch ein erstes vorläufiges Insolvenzverfahren gegen die Gröner Group im September nach nur rund einer Woche aufgehobenH+.

Gröner gibt nun den Medien die Schuld an der Misere. Bis Ende Oktober sei es „trotz hartnäckig kreditschädigender Berichterstattungen“ über die Gröner Group und deren Chefs gelungen, die Geschäftspartner zu überzeugen, in die „Erfüllung aller Zahlungsverpflichtungen zu vertrauen“. Die „negative und in Teilen grob falsche Berichterstattung“ habe aber die Aufrechterhaltung „des dringend benötigten Vertrauens“ erschwert.

Gröner: „Ich wurde eines Besseren belehrt“

Die Geschäftsleitung habe daher für die Gröner Group GmbH Insolvenzantrag beim Amtsgericht Leipzig gestellt, heißt es in der Mitteilung. Das operative Geschäft der Gröner Unternehmensgruppe werde „unverändert fortgeführt“. Laufende Bauprojekte seien von der Insolvenz nicht betroffen. Gröner wolle nun dabei mitwirken, „den Schaden für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten“.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Hackländer wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Gröner zählt zu den prominentesten Immobilienunternehmern Deutschlands. Ab 1995 baute er sein Unternehmen auf, machte daraus eine milliardenschwere Gruppe. Für Gröner arbeiten beispielsweise Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla und der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger.

Die Gröner Group wies schon 2022 im Anhang des Jahresabschlusses Schulden in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro aus. Die Gesellschaft bürgte zudem über mehr als 430 Millionen Euro für verbundene Unternehmen. Sie sollte sich nach einer kürzlichen Umstrukturierung des Firmengeflechts um das Management der Darlehen kümmern, die an die Projektgesellschaften der Gruppe ausgereicht werden.

Die Gröner Group erklärte in der Pressemitteilung, sie und ihre Beteiligungen seien „nicht Teil des operativen Geschäfts der Gröner Unternehmensgruppe“. Die Gröner Group verfüge darüber hinaus „über keine wesentlichen Beteiligungen an Gesellschaften, die Projekte entwickeln bzw. Bauprojekte“ ausführen.

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„Noch im September 2024 bin ich fest davon ausgegangen, dass wir mit der Vernunft der Investoren und Gläubiger, aber auch mit dem Verantwortungsbewusstsein von Medien rechnen dürfen“, ließ sich Gröner in der Mitteilung zitieren. „Diese Einschätzung hat sich als falsch erwiesen, sodass ich in meiner Aussage ,Insolvenz ist für mich keine Option’ eines Besseren belehrt wurde.“

Gröner will auch unter „erschwerten Bedingungen“ wachsen

Die Wirtschaftsauskunft Creditreform schätzte die Lage der Gröner Group zum damaligen Zeitpunkt bereits weit kritischer ein. Sie hielt schon Ende August eine „deutliche Verschlechterung“ des Krediturteils und der Zahlungsweise fest.

Entsprechend senkte sie ihre Bonitätsbewertung ab und stufte die Gesellschaft in ihrem Bonitätsindex in die schlechteste Kategorie ein. Das Unternehmen gelte nach den Eigenkapitalvorschriften von Basel II „als ausgefallen“, urteilte die Creditreform am 26. August.

Erst drei Wochen ist es her, dass Gröners CG Group in einer Pressemitteilung erklärte: „Alle Gesellschaften der Unternehmensgruppe sind uneingeschränkt zahlungsfähig und haben die ihr gegenüber bestehenden Forderungen vollständig befriedigt. Insofern sind folgerichtig alle Insolvenzanträge zurückgenommen worden.“

Gröner gab sich selbstbewusst. „Wir können jederzeit fünf oder zehn Millionen Euro Liquidität nachweisen, um den laufenden Geschäftsbetrieb zu unterstützen“, ließ sich der Immobilienunternehmer zitieren. Er sprach von „verlässlichen Partnerschaften mit Banken, Sparkassen und Volksbanken sowie institutionellen und privaten Investoren“.

Die Gruppe sei in der Lage, „auch unter erschwerten Bedingungen Wachstumspotenziale auszuschöpfen“, hieß es in der Pressemitteilung der CG Group. In den kommenden Monaten wolle sie sich auf die Maximierung der Erträge im laufenden Projektgeschäft und in der Technologiesparte konzentrieren. Das werde „für den erforderlichen Cashflow sorgen“.

Gröner hat nach eigenen Angaben mehrere Fahrzeuge der Marke Porsche aus seiner Sammlung und Villen in Südfrankreich verkauft, um sein Firmenreich zu stützen. Mitte August antwortete er im Podcast „Handelsblatt Crime“ auf die Frage, wie viel Geld er wohl noch investieren müsse: „Ich glaube, dass wir – das hört sich vielleicht arrogant an – mit wenigen zehn Millionen, also zehn, 15, 20 Millionen an Zuschüssen das Unternehmen so weit wieder voranbringen können, dass es selbstständig funktioniert.“

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