Karsten Schneider, Vorstand der PNO, über die Faszination der Vernetzung
Karsten Schneider, Vorstand der Profibus Nutzerorganisation, über 30 Jahre PNO, die Faszination der Vernetzung und das Potenzial von TSN
30 Jahre Profibus Nutzerorganisation – was fasziniert Sie an der industriellen Kommunikation?
Karsten Schneider: In Verbindung mit der PNO interessiert mich am meisten, dass die industrielle Kommunikation nicht nur Maschinen, sondern auch Menschen verbindet. Einerseits innerhalb des Verbandes, in dem zahlreiche Firmen und Arbeitsgruppen zusammen agieren, andererseits auch auf internationaler Ebene. Erst Ende Mai kamen auf unserer internationalen Konferenz in Innsbruck unsere Kompetenz- und Trainingscenter aus der ganzen Welt zusammen. Und wenn wir schreiben Netzwerk der Zukunft, meinen wir nicht nur die Technik, wir meinen auch das gesamte Netzwerk an Kompetenz, an Leuten, an Erfahrung – und das macht unheimlich viel Spaß.
Wie lang sind Sie schon Teil der PNO?
Karsten Schneider: Meine Anfänge in der PI gehen in die 2000er zurück als es mit Profinet begann. Zuvor war ich bei Siemens Marketing-Manager für die erste Version von Profinet – und seitdem begleitet mich das Thema im Berufsleben konstant.
Wenn Sie schon über 20 Jahre dabei sind, können Sie uns vielleicht erzählen, was die größten Meilensteine bislang waren?
Karsten Schneider: Für die PNO sind es ja in diesem Jahr 30 Jahre und schon damals war die Nutzerorganisation beim Thema Profibus technologisch ganz vorn mit dabei. Auch das Thema Digitalisierung beschäftigt die Industrie schon viel länger als uns im privaten Umfeld. Vor 30 Jahren startete man in der Industrie mit Profibus respektive dem Feldbus die ersten Gehversuche der Digitalisierung. Und nach solch einer langen Zeit fragt man sich immer, was jetzt noch kommen mag. Doch die Entwicklung geht immer weiter – vor 15 Jahren mit Profinet/Ethernet und heute wieder 15 Jahre später mit den Themen Digitalisierung, TSN oder der Anbindung an die Cloud – also die vertikale Kommunikation. Kopfzerbrechen haben damals die sogenannten Feldbuskriege oder das Thema Interoperabilität, das heißt wie passen verschiedene Systeme zusammen, verursacht. Zudem galt es, eine Community zu bilden, bei der nicht jeder Hersteller sein eigenes Ding durchzieht, sondern in der man sich zu einem funktionierenden Standard committet.
Sie sprachen gerade die Feldbuskriege an. Zählte dieser PNO-Abschnitt zu den stürmischen Zeiten, von denen Sie auf der PI-Konferenz in Ihrer Eröffnungsrede sprachen?
Karsten Schneider: Absolut, die Kriege waren die Triebfeder der stürmischen Zeiten. In der Prozessautomation stand Profibus PA dem Foundation Fieldbus gegenüber, was teilweise zu sehr hitzigen Auseinandersetzung zwischen Firmen oder auch einzelnen Personen führte. Auf der anderen Seite hatten wir in der Fabrikautomation mit Profibus, Interbus und weiteren verschiedenen Bussystemen Diskussionen darüber, welches System nun das bessere ist.Doch Wettbewerb ist nicht schlecht, da er die Weiterentwicklung vorantreibt. Ich glaube, es hat so den Feldbussen und auch Ethernet geholfen, die Systeme ständig weiter zu verbessern. Nachdem dann Ethernet 10 Jahre im Markt war, hatte man den Eindruck, dass wir uns langsam in ruhigeres Fahrwasser bewegen – und jetzt kommt mit der Digitalisierung eine neue Welle.
Heute hat man erkannt, dass man gemeinsam weiter und schneller vorankommt?
Karsten Schneider: Richtig, aber es hat ein wenig Zeit gebraucht, bis diese Erkenntnis gereift ist. Früher war man bestrebt, seinen Markt zu schützen. Heute ist eher die Denke, wenn mein Markt größer ist, ist mein Anteil daran auch größer.
Wann hat denn dieser Wandel in den Köpfen stattgefunden?
Karsten Schneider: Ich würde sagen, als man damit begonnen hat, in der Prozessautomation bei dem Thema Geräteintegration mehr zusammenzuarbeiten. Rückblickend würde ich sagen, dass der Feldbuskrieg vor etwa 10 Jahren zu Ende war. Das war der Zeitpunkt, als man Projekte wie FDI gemeinsam realisiert und zusammengearbeitet hat. Es war natürlich nicht einfach, ehemalige Wettbewerber zusammenzubringen, da immer ein wenig Misstrauen mitspielte. Aber nach ein paar Jahren war eine vertrauensvolle Basis vorhanden.
Was Karsten Schneider noch zu sagen hat, lesen Sie hier: https://www.md-automation.de/themen/standpunkte/die-faszination-der-vernetzung-und-das-potenzial-von-tsn