“Kind oder Karriere?” sollte keine Frage sein, laut Dr. Nina Gillmann mit ihrer Plattform Twise. - Ward Ivan Rafik

Kind oder Karriere? Beides. Dr. Nina Gillmann sorgt dafür, dass Frauen in Entscheidungspositionen bleiben

Nur etwa 10 Prozent der Vorstandsposten in Deutschland sind von Frauen besetzt. Das liegt auch daran, dass hierzulande Teilzeitmodelle meist ein Aus für die Führungskarriere bedeuten. Dass das nicht so sein muss, daran arbeitet Dr. Nina Gillmann mit ihrer Plattform Twise. Hier erzählt sie uns, wie.

Kind oder Karriere? Warum Teilzeit noch viel zu oft das Aus für die Führungskarriere bedeutet

Frauen haben am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn zumindest statistisch die gleichen Karriere-Chancen wie Männer, denn die Hälfte aller Uni-AbsolventInnen und BerufseinsteigerInnen sind weiblich – Trend aufsteigend. Trotzdem schaffen Frauen es nur selten ins Top-Management, in Deutschland besonders wenige: Nur etwa 10 Prozent der Vorstandsposten sind von Frauen besetzt.

Dabei betrifft die größte systemische Barriere die Mehrheit (ca. 80 Prozent) der Frauen: Wird eine Frau Mutter und reduziert ihre Arbeitszeit, so gehört sie meist nicht mehr zum Führungskader. Denn in einem System, in dem Karriere nur in Vollzeit gelingt, wird das Vereinbarkeitsproblem zur Teilzeitfalle. Und für die Unternehmen, die es nicht schaffen, das Thema Mutterschaft in die Führungskarrieren zu integrieren, bedeutet dies: Ab dem Mittelbau gehen die Frauen verloren, und spätestens bei der Besetzung des Top-Managements ist die Pipeline leer. An dieser Stelle setzen Dr. Nina Gillmann und ihr Team mit Twise an. Ihre Mission ist es, mit sogenannten Twise-Tandems Unternehmen zu helfen, ihre weibliche Talente-Pipeline bis in den Vorstand zu stabilisieren und auszubauen. Die Vision: Diversität in allen deutschen Unternehmen bis 2030! Uns hat sie erklärt, wie sie das schaffen will.

Dr. Nina Gillmann von Twise - Michael Kleinespel
Dr. Nina Gillmann von Twise - Michael Kleinespel

VOGUE: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist immer noch viel zu gering. Wie hilft Twise Unternehmen dabei, das zu ändern?

Dr. Nina Gillmann: Wir bieten unserer Kundschaft ein holistisches Paket für die Stabilisierung und den Ausbau der weiblichen Talente-Pipeline. Zentral ist dabei das Twise-Tandem, ein Jobsharing-Modell, das bis zu zwei Frauen gleichzeitig ermöglicht, weniger als Vollzeit zu arbeiten und trotzdem einem Vollzeit-Karriere-Job gerecht zu werden. Dadurch werden Frauen-Karrieren genau an dem Punkt stabilisiert, wo sie sonst zu oft an der typischen Unvereinbarkeit von Jobanforderung und Privatleben zu scheitern drohen: Bei der Familiengründung oder bei dem beruflichen Wiedereinstieg mit Familie.

Das Tandem-Prinzip von Twise

VOGUE: Je nach Lebenslage und Ambition begegnen Frauen ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Wie sehen Ihre zentralen Ansatzpunkte aus?

Dr. Nina Gillmann: Ganz konkret helfen wir zum Beispiel Schwangeren dabei, dass sie ihren Job nicht während der Elternzeit an einen männlichen Platzhirsch verlieren. Oder spätestens dann, wenn eine Frau entgegen ursprünglicher Planung doch “nur” in Teilzeit zurückkommen will, finden wir für sie ihren eigenen “Avatar” – also eine Tandem-Partnerin – die ihren Job mit ihr gemeinsam beschützt. Für Wiedereinsteigerinnen finden wir einen anspruchsvollen Job mit entsprechenden Karriereaussichten, damit sie nicht überqualifiziert und/oder unterbezahlt in der typischen Teilzeitfalle landen. Das Tandem-Konzept ist darüber hinaus für viele Frauen einfach eine Chance auf eine individuelle Work-Life-Balance.

VOGUE: Welche konkreten Empfehlungen haben Sie für junge Berufseinsteigerinnen mit Ambitionen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen?

Dr. Nina Gillmann: Erstens, wählt ein Unternehmen, das Diversity als strategischen Wettbewerbsvorteil verstanden hat. Das erkennt man daran, dass diese Unternehmen in der Außenkommunikation nicht nur von “Fairness” und Chancengleichheit sprechen, sondern Diversity als Business Case positionieren. Zweitens, wählt die “richtige“ Pipeline. Frauen zieht es nach dem Studium oft in die sogenannten Support-Funktionen – wie zum Beispiel Marketing. Damit wird man aber niemals CEO – dazu braucht es lange Jahre P&L-Verantwortung ("Profit & Loss", Anm. d. Redaktion). Drittens, sucht Euch von Anfang an proaktiv MentorInnen und ProtektorInnen und hebt immer die Hand, wenn jemand fragt: "Wer kann das?".

Frauen zieht es nach dem Studium oft in die sogenannten Support-Funktionen […]. Damit wird man aber niemals CEO.
Dr. Nina Gillmann

VOGUE: Studien zeigen: Je länger Frauen eine Auszeit, wie zum Beispiel Elternzeit, nehmen, desto schwieriger gelingt der Wiedereinstieg. Sie scheinen vom Gegenteil überzeugt zu sein, stimmt das?

Dr. Nina Gillmann: Wir haben beim Wiedereinstieg – vor allem nach...Das vollständige Interview finden Sie hier.

Interview: Lena Elster

VOGUE Business schreibt über Modernes Arbeitsleben – und die Frauen, die es prägen

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