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Beim Aufsetzen eines SD-WAN kann es an diversen Stellen zu Übertragungsproblemen kommen. - Quelle: hywards - 123RF

Mögliche Fehler beim Aufsetzen eines SD-WAN

SD-WAN-Strukturen lösen zunehmend herkömmliche WAN-Architekturen ab. Bei der Umstellung kann es aber zu Hindernissen kommen, wenn die Verantwortlichen sich vorab nicht eingehend genug mit den Anforderungen im eigenen Unternehmen auseinandergesetzt haben. Dieser Beitrag macht deutlich, wie wichtig es ist, die Kompatibilität mit Legacy-Systemen, Sicherheitsaspekte und die Frage nach dem operativen Betrieb frühzeitig zu prüfen, um später unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Ein Arbeitsplatz ist mittlerweile längst nicht mehr nur ein Schreibtisch im Büro. Dank mobiler Endgeräte kann ein Arbeitsplatz heute überall dort sein, wo die Mitarbeiter gerade sind: zu Hause, in der Bahn, am Flughafen oder irgendwo sonst auf der Welt. Außerdem ist es in internationalen Unternehmen Gang und Gäbe, mit Kollegen vom anderen Ende der Welt gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Dies bedeutet, dass Unternehmen allen Mitarbeitern unabhängig von Zeit und Ort alle Dienste zur Verfügung stellen müssen, die sie für ihre Arbeit benötigen. Dazu kommen Wide Area Networks (WAN) zum Einsatz, die bisher meist auf Multiprotocol Label Switching (MLPS) basieren. Diese auf statischen Übertragungswegen beruhende Technologie hält allerdings mit den Dynamiken der modernen Entwicklung kaum mehr Schritt.

Denn heute müssen Unternehmen immer größere Datenmengen bewegen, um die Vorteile moderner Technologien und Tools nutzen zu können. Dazu wird immer mehr Bandbreite benötigt und gleichzeitig sollen die Verbindungen ausfallsicher sein. Clouds müssen sich nahtlos in Netzwerke einfügen. Das Ganze darf aber nicht in einer Kostenexplosion enden. Besonders große, global agierende Organisationen können mit SD-WAN für eine optimale Ausnutzung und Verwaltung ihrer Netzwerkressourcen sorgen. Doch auch in kleineren Betrieben gibt es zunehmend Home-Office-Angebote sowie eine stärkere Nutzung mobiler Geräte, was einen zunehmenden Bedarf an neuen, flexiblen Netzwerklösungen mit sich bringt.

Mit SD-WAN am Puls der Zeit

Ein Software-definiertes Netzwerk bedeutet, dass Datenströme von der physischen Infrastruktur entkoppelt werden. Das erlaubt sehr flexible multimodale Übertragungswege. Das ist zum einen ökonomisch: Große unkritische Datenmengen können auf langsamen, aber günstigen Kanälen versendet werden, während besonders wichtige Pakete über schnelle Kanäle laufen. Daneben sorgt die Flexibilität der Software-definierten Netzwerke für eine hohe Ausfallsicherheit: Fällt ein Kanal aus, lassen sich Daten sehr leicht umleiten.

Zur Klassifikation der unterschiedlichen Übertragungswege werden verschiedene Metriken überwacht, zum Beispiel die Paketumlaufzeit, die Auslastung einer bestimmten Bandbreite oder der Paketverlust. Für die Zuteilung des Traffics einzelner Anwendungen auf dezidierte Übertragungswege bedarf es zunächst einer Priorisierung der Applikationen. Administratoren müssen dabei einen Kompromiss aus Schnelligkeit, Ausfallsicherheit und ökonomischen Aspekten finden. Wird die Implementierung des SD-WAN an einen Service-Provider delegiert, muss sich dieser intensiv mit dem jeweiligen Kunden-Setup auseinandersetzen.

Stolpersteine bei der Einführung

Der Markt für SD-WAN-Lösungen ist groß und Unternehmen sollten sich zuallererst damit befassen, welche Anbieter für sie in Frage kommen. Dazu müssen die IT-Verantwortlichen wiederrum ihre Anforderungen und potenziellen Problemquellen identifizieren. Die Umstellung der gesamten Netzwerkinfrastruktur kann natürlich nicht über Nacht erfolgen, die beiden Netzwerkarten müssen noch für eine gewisse Zeit parallel betrieben werden. Daher ist es für den langfristigen Erfolg eines solchen Projekts unerlässlich, dass die neueinzuführende Lösung mit bestehenden Legacy-Netzwerken kompatibel ist. Dazu müssen SD-WAN-Anbieter mit verschiedenen Netzwerkprotokollen zurechtkommen, wie etwa RIP, OSPF oder BGP.

Nicht unterschätzen sollten Unternehmen außerdem die Komplexität, die hinter dem Betrieb und der Überwachung einer SD-WAN-Lösung steht. Verantwortliche müssen sich darüber klarwerden, ob sie das dafür notwendige Know-how und die entsprechenden Ressourcen in ihrer Abteilung haben. Dabei geht es beispielsweise um Netzwerkarchitektur, applikationsbasierte Netzwerke, globale Netzwerksicherheit, Multi-Provider-Netzwerke sowie Netzwerkorchestrierung.

Nur mit ausreichender Kompetenz in diesen Bereichen lässt sich ein reibungsloser Betrieb des Software-definierten Netzwerks gewährleisten. Unternehmen, die nicht über die Ressourcen verfügen, um ein SD-WAN in Eigenregie zu verwalten, sollten darüber nachdenken, die Lösung über einen Managed Service Provider zu beziehen. Ein solcher Partner kann die Administration entweder komplett übernehmen oder nur in Teilbereichen und so die fehlenden Kompetenzen von Unternehmen individuell kompensieren.

Datensicherheit als oberste Priorität

Das Thema Datensicherheit genießt heute höchste Priorität. Einerseits fordert der Gesetzgeber die Einhaltung immer strengerer Datenschutzrichtlinien, anderseits ist es ein Selbstzweck von Unternehmen, ihre Geschäftsgeheimnisse nicht preiszugeben. Eine SD-WAN-Lösung, über die sensible Daten übertragen werden, sollte umfangreiche Sicherheitsfunktionen wie Next Generation Firewalls, Eindringungsschutz, Malware-Schutz und erweiterten Bedrohungsschutz umfassen. Im Gegensatz zu geschlossenen MPLS-Netzen hängen SD-WAN-Router direkt am Internet, damit besteht in Software-definierten Netzwerken zunächst ein höheres Bedrohungspotential durch eine breitere Angriffsfläche.

Außerdem befinden sich viele SD-WAN-Technologien noch in einem relativ frühen Entwicklungsstadium und können noch Bugs und einzelne Schwachstellen aufweisen. Die Absicherung eines solchen Netzwerkes sollte man also nicht unterschätzen. Firmen, die nicht über die dafür nötigen Kompetenzen in ihrer eigenen Belegschaft verfügen, können im Rahmen eines hybriden Ansatzes die komplexe Absicherung ihres Netzwerks einem Service-Provider überlassen.

IoT und SD-WAN

Das Internet der Dinge oder Internet of Things (IoT) wächst immer weiter. Das sind etwa Wearables oder smarte Küchengeräte im privaten Umfeld, genauso aber Anwendungen der sogenannten Industrie 4.0 in der Wirtschaft. Produktionsprozesse werden digitalisiert, Maschinen, Anlagen und sogar Werkstücke sind vernetzt. Die Kommunikation über verschiedene Endgeräte, wie Laptop, Tablet und Smartphone ist heute schon selbstverständlich. Dazu kommen noch intelligente Lautsprecher wie Amazons Echo und vernetzte Fahrzeuge.

Kurzum, wir haben heute mit einer nie dagewesenen Anzahl von Endpunkten zu tun. Diese Entwicklung wird sich höchstwahrscheinlich auch in der Zukunft noch fortsetzen. Laut IDC werden die Ausgaben für IoT-Anwendungen binnen drei Jahren auf 1,2 Billionen US-Dollar anwachsen. Vom Einsatz des Internets der Dinge erhoffen sich Unternehmen vereinfachte Workflows und optimierte Datennutzung. Tatsächlich geht aber mit der Einführung von IoT oft ein Anstieg der Komplexität einher.

Unternehmen müssen immer den Überblick über den Traffic zwischen sämtlichen Endpunkten behalten und das zu jeder Zeit. Wenn Mitarbeiter dazu mehrere verschiedene Interfaces überwachen müssen, ist dies eine schwierige und Nervenaufreibende Aufgabe. Gibt es jedoch eine zentrale Schnittstelle, die alle Datenströme bündelt, ist es wesentlich einfacher zu erkennen, welche Anwendungen wodurch beeinträchtigt werden.

Es gibt unzählige IoT-Anwendungen und -Geräte, auf die Mitarbeiter zugreifen können, sowie mehrere verschiedene Sicherheitsprodukte, die in jedem Unternehmen im Einsatz sind. Durch den Einsatz von SD-WAN-Zonen lassen sich IoT-Lösungen oder -Geräte jedoch isolieren, um sicherzustellen, dass bei einem Angriff auf ein bestimmtes Gerät nicht das gesamte Unternehmen in Gefahr gerät. Ein SD-WAN-Controller übernimmt das Management dieser komplexen Orchestrierungen und bietet Funktionen, die den sicheren Betrieb von IoT unterstützen. Angriffe sind so nur in Grenzen möglich, was IT-Teams die entscheidende Zeit für die Analyse und Reaktion auf Bedrohungen verschafft.

Fazit

Getrieben durch technologische Innovationen wie das Internet der Dinge verfügen Unternehmen heute über mehr Daten denn je. Gleichzeitig zeigt sich die Welt immer vernetzter. Das bedeutet, dass auch immer mehr Daten übertragen werden müssen. IT-Abteilungen sind nun gefordert, die Voraussetzungen für hochverfügbare Datenverbindungen zu allen Endpunkten zu schaffen. Mobile Geräte und diverse Clouds sind dabei nahtlos mit dem Unternehmensnetzwerk zu verbinden.

Dennoch gilt es, diese immer komplexeren Umgebungen gegen Angriffe abzusichern. Mit SD-WAN steht eine Technologie zur Verfügung, die sowohl die nötige Bandbreite als auch die ausreichende Flexibilität für moderne Anwendungen liefern kann. Die zentrale Verwaltung der Netzwerkumgebung über ein einzelnes Interface sorgt für eine Reduktion der Komplexität und schafft so mehr Übersichtlichkeit. Durch den effizienteren Einsatz von Ressourcen lassen sich zudem Kosten einsparen.

Vor der Implementierung einer SD-WAN-Lösung sollten sich Unternehmen allerdings über ihre Anforderungen klar werden und eine Strategie für die Umstellung erarbeiten. Dazu gehört, die eigenen Kompetenzen ehrlich zu bewerten und Aufgabenbereiche zu identifizieren, bei denen die Unterstützung durch Experten nötig ist.

Autor: Laurent Zimmerli, Head of Product Marketing bei Open Systems

IT-Administrator schreibt über Praxiswissen für Admins.

IT-Administrator ist das Praxismagazin für System- und Netzwerkadministratoren und liefert jeden Monat passgenaues, sofort umsetzbares Fachwissen. Auf zahlreichen Intensivseminaren und Trainings vor Ort sowie online können sich Admins zudem umfassend fortbilden. Auf Xing informiert die Redaktion über aktuelle Trends und Themen aus der IT.

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