Negative Erwartungen rauben Kraft
Die Zahl älterer Erwerbstätiger steigt hierzulande stetig an und immer mehr von ihnen wollen lange arbeiten. Sie haben Spaß am Beruf und den sozialen Kontakten, außerdem möchten viele sich fürs Alter besser absichern. Ihre Situation in den Unternehmen wird mit dem Älterwerden aber nicht einfacher. Noch immer ist die Kultur in vielen Unternehmen von negativen Erwartungen hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Motivation älterer Kollegen geprägt. Daher plädieren Psychologen, wie etwa Cornelia Schneider, die zugleich Geschäftsführerin einer Unternehmensberatung ist, für eine neue Unternehmenskultur, in der "Beschäftigte sich in jeder Lebensphase unterstützt und erst genommen fühlen". Gegenüber der Zeitschrift Psychologie Heute erklärte Schneider: "Wir müssen lernen, über alle Lebensphasen hinweg mit den Ressourcen der Menschen in unseren Betrieben hauszuhalten."
Die Leiterin der Demografie-Initiative MBC bei Damiler Syliva Hütte-Ritterbusch hat eine Mitmachausstellung zum Thema entwickelt, bei der die MItarbeiter an interaktiven Stationen ihr bioloigsches oder soziales Alter testen und am eigenen Leib bemerken konnten, wie negative Beeinflussung einem Energie raubt. Sie stellte fest: Häufig seien sich Führungskräfte ihrer Vorurteile gegen ältere Arbeitnehmer nicht bewusst. Deshalb sei es notwendig, dass Führungskräfte lernten, ihre Erwartungen zu reflektieren. Das Ziel sei eine positive Arbeitsatmosphäre, in der Ältere und Jüngere ihr Potenzial entfalten könnten.
Der Arbeitspsychologe Jürgen Deller von der Leuphana-Universität in Lüneburg sieht in den Arbeitsbedingungen die wichtigste Stellschraube dafür, ob Menschen auch im höheren Alter gute Leistung bringen können oder nicht. Seine Forschung zeigt, dass Firmen, die altersspezifische Maßnahmen einführen, mit einer alternden Belegschaft produktiver werden, als sie vorher waren.
Für ältere Erwebstätige, die ihre eigene berufliche Situation verbessern wollen, gilt nach Meinung von Arbeitspsychologen: Man sollte die eigenen Bedürfnisse und Kompetenzen kennen - und nach der Schnittmenge mit dem Arbeitsmarkt schauen. Ein Coaching kann dabei helfen.
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