Nicht auf die lange Bank schieben
Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurde ein Leistungsanspruch der Versicherten auf „Digitale Gesundheitsanwendungen“ (DiGAs) geschaffen. Das heißt, Apps oder Online-Angebote können von Ärzten oder Psychotherapeuten auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung verschrieben werden. Doch wie ist die Stimmung bei Krankenversicherern und Start-ups bezüglich möglicher Kooperationen? Die Mehrheit der GKVen, PKVen und Start-ups, die am „Stimmungsbarometer – Kooperationen von Krankenversicherungen und Start-ups“ der Gesundheitsforen Leipzig teilgenommen haben, sieht das DVG als Chance. Sowohl die Krankenversicherungen als auch die Start-ups haben Interesse daran, in einen noch intensiveren Austausch zu treten und die Zusammenarbeit auszubauen. 36 GKVen, 10 PKVen und 25 Start-ups haben sich an der Umfrage im Oktober 2019 beteiligt.
>> Mehrheitlich sehen GKVen und Start-ups das DVG als Chance. PKVen stehen diesem Gesetzesentwurf zum Teil kritisch gegenüber oder halten sich mit einer Stellungnahme zurück, gibt das „Stimmungsbarometer“ preis. Befragt nach der Erfassung von Start-ups und deren Verankerung im Unternehmen, geben 42% der GKVen und 60% der PKVen an, dass sie Start-ups bereits systematisch erfassen und hierfür größtenteils eigene Arbeitsgruppen gebildet haben. Keine der GKVen hat eine eigene Stabstelle für die systematische Erfassung, während keine der PKVen diese in der IT verortet.
Erstaunlich ist, dass trotz des geringeren Engagements bei der systematischen Erfassung von Start-ups durch die GKVen, diese den Untersuchungsergebnissen zufolge mehr Erfahrungen mit derartiger Zusammenarbeit haben: Ganze 72% können entsprechende Kooperationen vorweisen, wobei Pilotprojekt und Produktentwicklung die am häufigsten gewählten Kooperationsformen sind. Bei den PKVen hingegen besitzt nur die Hälfte Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Start-ups. Die am häufigsten gewählten Kooperationsarten decken sich hierbei allerdings mit denen der GKVen, wie die Gesundheitsforen herausarbeiten.
Interessante Ergebnisse liefert die Frage nach dem Kooperationswillen der Krankenversicherungen, die sich bisher noch nicht auf eine Zusammenarbeit mit Start-ups eingelassen haben. Das sind auf Seiten der GKV 17% und bei den PKVen 50%. Bezeichnenderweise hat keine Krankenversicherung ohne bestehende Kooperation Ambitionen zukünftig eine Kooperation mit Start-ups anzustreben. Es bleibt abzuwarten, ob das DVG mit der „App auf Rezept“ möglicherweise hier doch noch Entwicklungspotenzial entfaltet.
Befragt nach den Hürden für Kooperationen mit Start-ups geben die Krankenversicherungen privater als auch gesetzlicher Natur an, dass vor allem gesetzliche Regularien, fehlende Vergleichsmöglichkeiten von Start-ups sowie mangelnde Transparenz Hürden für sie darstellen. Die GKVen erhoffen sich darüber hinaus durch die Kooperation mit einem Start-up eine verbesserte Versorgung, die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und die Möglichkeit, neue Ideen zu fördern. Neben einer verbesserten Versorgung und der Förderung neuer Ideen sehen die PKVen eine Chance darin, ihre internen Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken ...