Vor allem Frauen beschäftigen sich in Deutschland weiterhin viel zu wenig mit der eigenen finanziellen Unabhängigkeit. - © Stocksy

Passives Einkommen: Deswegen ist es so wichtig, dass sich (insbesondere) Frauen damit beschäftigen

Häufig muss erst etwas passieren, um den Ernst einer Lage zu Begreifen. Beim Thema passives Einkommen war das für Carolin Höll so. "Ich habe einige Negativbeispiele von Frauen in finanzieller Abhängigkeit und die Folgen solcher Situationen beobachten müssen", erzählt die Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens und ehemalige Unternehmensberaterin. “Schicksalsschläge im eigenen Umfeld haben mir die Wichtigkeit aufgezeigt, Frau über die eigene finanzielle Situation zu sein” – und das obwohl sie selbst beruflich alltäglich mit Finanzangelegenheiten zu tun hat.

Passives Einkommen: Was ist das eigentlich?

Passive Einkommen können ein cleveres Fundament der eigenen finanziellen Unabhängigkeit oder des Vermögensaufbaus sein. Doch was meint dieser Begriff eigentlich genau?

Ein aktives Einkommen ist eines, bei dem ein Mensch eine gewisse Zeit/einen gewissen Umfang an Arbeit leistet und dafür vergütet wird. Dazu zählt ganz klassisch das Einkommen aus einer Angestelltentätigkeit oder auch die finanzielle Kompensationen von freiberuflichem Arbeiten.

Das passive Einkommen ist somit das Gegenstück zum aktiven Einkommen – es wird langfristig und ohne unmittelbaren Aufwand erzielt. Das bedeutet nicht, dass niemals Arbeit, Zeit oder Energie aufgewendet wurden, um die Grundlagen für das passive Einkommen zu schaffen, es findet jedoch anschließend kein direkter Austausch von Aufwand zu Geldfluss mehr statt (im Volksmund spricht man deswegen gern vom “Geld verdienen im Schlaf”). Beispiele sind etwa Mieteinnahmen aus eigenen Immobilien, Zinseinnahmen oder Einnahmen aus Fonds und Aktien.

Passives Einkommen als Gender-Problematik: Wer weniger Geld verdient, kann weniger Geld zurücklegen

Mit 30 Jahren ist Carolin Höll noch vergleichsweise früh dran, sich mit dem Thema passives Einkommen zu beschäftigen. Viele Frauen in Deutschland tun das nämlich: Nie. Offiziellen Schätzungen zufolge droht 75 Prozent der Frauen in Deutschland die Altersarmut – auch im Jahr 2020 ist das Thema finanzielle Unabhängigkeit immer noch eine Gender-Problematik. Eine Rolle darin spielt auch, dass das geschlechtsspezifische Lohngefälle hierzulande bei rund 20 Prozent liegt: Wer weniger Geld verdient, kann weniger Geld zurücklegen. Carolin Höll beobachtet auch im eigenen Bekanntenkreis, dass “männliche Freunde, Kommilitonen oder Arbeitskollegen bei dem Thema ein wenig weiter sind – beziehungsweise schon viel früher angefangen haben, ein passives Einkommen zu entwickeln”. Sie ist nur eine von unzähligen Frauen, die das so beobachten dürften.

Außerdem sei der Austausch zu dem Thema “zwischen den Männern viel offener”. Sie meint: “Viele Frauen haben immer noch eine gefühlt höhere Hemmschwelle, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Mir kommt es häufig so vor, dass manche Frauen trotz Ihrer guten Ausbildung vergessen, dass die Hoheit über die eigene finanzielle Situation einer der wichtigsten Schritte zur Unabhängigkeit ist”. Höll selbst hat mittlerweile eine private Altersvorsorge, hat unter anderem in ETFs (die Kurzform für börsengehandelte Fonds) und Aktien investiert (über die App “Trade Republic”) und plant aktuell den Kauf einer Immobilie. Für letzteres müsse sie aber auch abwägen, inwieweit es sich wirklich um eine interessante Kapitalanlage handelt. “Zudem stellt sich mir die Frage, ob dann vielleicht zu viel Kapital gebunden ist, um weitere mittelfristige Ziele zu verfolgen”, sagt sie.

Mir kommt es häufig so vor, dass manche Frauen trotz Ihrer guten Ausbildung vergessen, dass die Hoheit über die eigene finanzielle Situation einer der wichtigsten Schritte zur Unabhängigkeit ist.
Carolin Höll

Natascha Wegelin aka Madame Moneypenny will Frauen zu finanzieller Unabhängigkeit verhelfen

Die Finanzexpertin Natascha Wegelin ist angetreten, dafür zu sorgen, dass noch mehr Frauen so umsichtig beim Thema passives Einkommen agieren wie Carolin Höll. Mit ihrem Blog "Madame Moneypenny" informiert sie über Möglichkeiten für Investments, die zu finanzieller Unabhängigkeit führen. Seit Längerem schon bietet sie Kurse und Seminare an, die Frauen dahin führen, ein veritables passives Einkommen erwirtschaften zu können. Festgehalten hat sie auch all das schon in ihrem Buch “Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können". Der zweite Schritt, nach der Gründung des Blogs, war für Natascha Wegelin, die einen BWL- und Marketing-Hintergrund hat, die Gründung einer Facebook-Gruppe für Frauen, die sich mit Investments finanziell absichern wollten. Daraus erwuchs nach und nach mehr – bis hin zu den Kursen, die sie heute anbietet. Das sei “aus der Nachfrage heraus” entstanden erzählt sie. “Finanzielle Unabhängigkeit durch weibliche Intelligenz” ist ihr Wahlspruch.

Aufbau eines passiven Einkommens: Diese Fragen sollte man sich stellen

Zu einem möglichen passiven Einkommen stellen sich mehrere Fragen. Wie viel möchte ich monatlich herausbekommen und wie viel ist für mich realistisch? Wann und warum möchte ich dieses passive Einkommen beziehen? Im Alter zusätzlich zur Rente, als Startkapital für den Aufbau einer eigenen Geschäftsidee oder weil ich vielleicht in Zukunft nur noch Teilzeit arbeiten möchte? Wie viel Aufwand will ich dafür betreiben und wie viel Risiko bin ich bereit, einzugehen? Finanzexpertin Natascha Wegelin unterscheidet auf dem Weg dahin grundsätzlich in Business-Einkommen und Investment-Einkommen....Den vollständen Artikel finden Sie hier.

Autorin: Hella Schneider

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