Selbstbewusst ablehnen: Wie Du konstruktiv „Nein“ sagst, wenn Du im Job überlastet bist
Deine Führungskraft bittet Dich um etwas, und Du möchtest am liebsten „Nein“ sagen? Wir zeigen Dir, wie Du respektvoll und konstruktiv Deine Grenzen aufzeigst.
Szenario 1: Du hast eigentlich keine Zeit, traust Dich aber auch nicht, „Nein“ zu sagen
Die Situation kennt wohl jede·r: Auf dem Schreibtisch stapelt sich die Arbeit, aber der Zeitpunkt ist schlecht, um der Führungskraft eine Bitte abzuschlagen. Was Du jedoch tun kannst, ist, Deinem Chef oder Deiner Chefin aufzuzeigen, wie viel Arbeit Dich bereits beschäftigt hält, und darauf zu hoffen, dass er oder sie Dein Arbeitspensum berücksichtigen wird. Wichtig ist, dass Du dabei freundlich und konstruktiv bleibst.
Das kann beispielsweise so klingen:
✅ „Ich unterstütze gern. Könnten Sie mir jedoch vorher dabei helfen, meine To-dos zu priorisieren?“
Im Anschluss solltest Du mit Deiner Führungskraft alle Themen durchgehen und besprechen, welche der Aufgaben Du auf später verschieben kannst, um Platz für die neue Sache zu machen. Mit dieser Reaktion gibst Du Deiner Führungskraft die Möglichkeit, einen Überblick über Deinen Workload zu bekommen und Dein Arbeitspensum besser einzuschätzen. Vielleicht wird sie sogar erkennen, dass es besser wäre, die zusätzliche Aufgabe jemand anderem zu übertragen, der oder die noch nicht so stark ausgelastet ist.
⏳ Halte Dir außerdem vor Augen, dass Du nicht sofort eine Entscheidung treffen musst. Du kannst Deine Führungskraft durchaus darauf hinweisen, dass Du mehr Informationen zum Umfang und den konkreten Anforderungen brauchst, um entscheiden zu können, ob Du den Erwartungen gerecht werden kannst und willst. Oder bitte schlicht und ergreifend um Bedenkzeit. Wichtig ist dann jedoch, dass Du einen konkreten Zeitpunkt nennst, zu wann Du Dich mit Feedback zurückmelden wirst.
Das Vorgehen gilt natürlich genauso für Kolleg·innen, die mit einer Bitte auf Dich zukommen.
💡 Tipp: Oft hilft der Austausch mit Kolleg·innen, Partner·innen oder Freund·innen oder eine Kaffeepause, um Distanz zu gewinnen und die Situation besser überblicken zu können.
„Ja“ zu sagen und Kolleg·innen oder Vorgesetzte zu unterstützen, fühlt sich im ersten Moment oft gut an – Menschen wollen gefallen und gebraucht werden. Es ist also ganz normal, wenn Du zum chronischen Ja-Sagen tendierst. Immer den Samariter oder Ritter in weißer Rüstung spielen zu wollen, kann auf Dauer jedoch zum Problem werden. Denn mit jedem Ja vergrößert sich nicht nur Dein Arbeitspensum, sondern auch der Druck, allem gerecht zu werden – und damit Dein Stresslevel. Wenn’s schlecht läuft, kann dieses vermeintlich aufopferungsvolle Verhalten sogar zum Burn-out führen!
❗️Das bedeutet: Raus aus der Selbstausbeutung, rein in den gesunden Egoismus!
Damit Deine Gutmütigkeit nicht ausgenutzt wird oder Dich krank macht, solltest Du üben, Grenzen zu ziehen und Nein zu sagen. Gesunder Egoismus ist hier das Stichwort. Der erste Schritt: Erkennen, dass Du anderen helfen kannst, ohne Dich zeitlich, gesundheitlich und psychisch zu überlasten.
Gründe für ein Nein gibt es genug. Hier mal ein paar als Übersicht, um Dir das Wort etwas schmackhafter zu machen.
Aufgaben bewusst abzulehnen – mit einer sachlichen Begründung –, lässt dich professionell und selbstbewusst wirken.
Du zeigst, dass Zeitmanagement für Dich kein Fremdwort ist und Du entsprechende Prioritäten setzen kannst.
Ein Nein zum richtigen Zeitpunkt hilft bei der Qualitätskontrolle. Denn niemandem ist geholfen, wenn Du Dich mit zu vielen Aufgaben übernimmst, die dann nicht fertig werden.
Wenn Du regelmäßig klare und nachvollziehbare Grenzen ziehst, werden diese auch zukünftig gesehen und respektiert werden.
Deine Gutmütigkeit wird nicht so leicht ausgenutzt.
Ein Ja von Dir wird mehr wertgeschätzt.
Szenario 2: Du hast absolut keine Zeit und musst Nein sagen
Auch dieses Szenario kennen kennen wir wohl alle: Das Stresslevel ist bereits so hoch, dass man selber schon kaum noch weiß, wie man den Überblick behalten soll. Wenn dann auch noch die Führungskraft oder Kollegen mit einem „Kannst Du mal eben …“ um die Ecke kommen, wird Nein zu sagen unerlässlich. Hier kommen ein paar Tipps, wie Du dabei höflich, aber bestimmt bleibst.
Achte auf eine selbstbewusste Körpersprache und eine feste Stimme.
Gerade im Arbeitskontext ist es wichtig, dass Du die fragende Person nicht vor den Kopf stößt, sondern eine kurze Erklärung für die Ablehnung lieferst. Mache jedoch deutlich, dass Deine Antwort nicht verhandelbar ist.
Erläutere, was es bedeuten würde, wenn Du Ja sagen würdest. Eventuell würde das ganze Team darunter leiden, weil Du von dem Arbeitspensum überfordert bist und die Aufgaben nicht zur vollen Zufriedenheit erfüllen kannst.
Alternativen zu nennen, lässt ein Nein weniger abweisend wirken. Schlage beispielsweise einen anderen Termin vor oder eine andere Person, die helfen könnte.
Stelle für Deine Arbeit klare Prinzipien auf. Sie machen Dich berechenbar und glaubwürdig. Beispielsweise: Freitags machst Du keine Überstunden. Du nimmst erst ein neues Projekt an, wenn das aktuelle abgeschlossen ist.
Bereite dich auch auf mögliche Gegenargumente auf Dein Nein vor. Sonst gerätst du schnell wieder in die Situation, doch nachzugeben.
Halte Dir immer vor Augen: Deine Zeit und Energie ist die wertvollste Ressource, die Du zu bieten hast. Deine Kräfte solltest Du also einteilen und Deine Prinzipien und Grenzen klar und deutlich kommunizieren. Das macht die Zusammenarbeit für alle einfacher und vor allem glücklicher.
