So viel können Sie in der Autoindustrie verdienen
Nach einem desaströsen Jahr 2022 entwickeln sich die Gehälter in der Automobilbranche wieder besser. Der große Gehaltsreport der WirtschaftsWoche zeigt, welche Berufsgruppen am meisten davon profitieren können.
Wie groß die Probleme bei Volkswagen sind, ist nicht zu übersehen – erst der Einstellungsstopp und jetzt Einsparungen bei den Gehältern. In der vergangenen Woche hatte das „Handelsblatt“ berichtet, dass der Konzern aus Wolfsburg den Zugang zu seiner höchsten Tarifgruppe vorläufig aussetzen will. Bedeutet: Keine weiteren Mitarbeiter können aktuell in diese Gruppe aufsteigen, die zwar unter dem außertariflichen Management, aber oberhalb der klassischen Tarifangestellten angesiedelt ist. Inklusive Boni kämen Angehörige dieser Gehaltsstufe auf Jahresgehälter von mehr als 120.000 Euro. Zu viel, meinen auch Insider.
Volkswagen muss sparen, bis 2026 die Kosten um zehn Milliarden Euro senken. Da verwundert es nicht, dass auch die Gehälter auf den Prüfstand müssen. Und das obwohl sich die Einkommen in der Branche insgesamt im Vergleich zum Vorjahr deutlich erholen.
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Das ist ein Ergebnis des großen Gehaltsreports, den die Unternehmensberatung Korn Ferry exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt hat. Das besondere: Die Zahlen basieren nicht auf Befragungen oder Prognosen, sondern ergeben sich aus 500.000 aktuellen Gehaltsdatensätzen aus 966 Unternehmen. Der Report zeigt die Mediangehälter sowohl für Mittelmanager und erfahrene Experten sowie für akademische Berufseinsteiger in sechs Branchen und neun Bereichen.
In vielen Bereichen steigen die Gehälter zwischen drei und vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Mich erstaunt das Ausmaß der Entwicklung, da die Autobranche unter Druck steht wie keine andere“, sagt Seibel. Vor allem Mittelmanager und Experten in der Produktion können wieder mit deutlich besseren Gehältern rechnen. Die Grundgehälter in diesem Bereich sind um sechs Prozent auf 117.733 Euro gestiegen. Nimmt man die gezahlten Boni dazu, beträgt das Plus sogar zehn Prozent und landet bei einem Mediangehalt von 141.168 Euro. Gerade im Bereich der Produktion sind erfahrene Mitarbeiter wichtig und müssen auch dementsprechend entlohnt werden.
Engpass treibt Gehälter
Das gilt auch für die Ingenieure, die in der Automobilindustrie auf ähnliche Summen kommen. „Die Automobilbranche muss jetzt nachlegen, wenn sie die guten Leute halten will“, sagt Christine Seibel. „Ein Ingenieur, der im Fahrzeugbereich arbeitet, kann auch in einer anderen Branche, die besser zahlt, unterkommen. Ingenieure werden überall gebraucht.“ Laut Ingenieurmonitor des VDI kommen auf 439 offene Stellen in Ingenieur- und Informatikerberufen nur 100 Arbeitslose.
Trotz der schlechten konjunkturellen Aussichten dürften die positiven Entwicklungen anhalten. „Die Zulagen im außertariflichen Bereich entstehen auch durch die Tarifabschlüsse der Gewerkschaften“, sagt die Expertin von Korn Ferry. „Denn die Unternehmen müssen einen Mindestabstand zwischen beiden Bereichen einhalten.“ Einige Tarifabschlüsse stehen noch aus. Die IG Metall etwa fordert 8,5 Prozent mehr Lohn sowie die 32-Stunden-Woche bei vollem Entgeltausgleich.
Schrittweise Erhöhung
Warum die außertariflichen Gehälter trotzdem deutlich geringer ansteigen, erklärt Seibel so: „Eine schrittweise Erhöhung hat den Vorteil, dass man deren Auswirkungen ausgleichen kann, etwa durch Preiserhöhungen oder mehr Automatisierung.“
So gut wie gar nicht entwickeln sich aktuell die Grundgehälter im Bereich Marketing. Sie verharren auf einem im Branchenvergleich niedrigen Niveau. Auch die akademischen Berufseinsteiger und Facharbeiter in leitender Funktion können sowohl in der Qualitätssicherung und in der IT kein Plus verzeichnen. Zumindest in der IT sind die Grundgehälter aber überdurchschnittlich.
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