Porsche Taycan: Der elektrische Sportwagen aus Zuffenhausen ist weltweit ein Bestseller. - imago
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Taycan wird zum Bestseller – Porsche verkauft erstmals mehr als 300.000 Autos

Weil Chips knapp sind, verbaut Volkswagen seine Halbleiter vor allem in die teuren Sportwagen von Porsche. Das sorgt für einen Absatzrekord.

Porsche durchbricht eine Schallmauer: Binnen zehn Jahren hat der Sportwagenbauer den Absatz verdreifacht. Im Geschäftsjahr 2021 hat Porsche erstmals in seiner Unternehmensgeschichte weltweit genau 301.915 Fahrzeuge ausgeliefert – ein Wachstum von elf Prozent.

Maßgeblichen Anteil daran hat der Erfolg des reinen Elektrosportwagens Taycan, dessen Absatz sich in seinem zweiten vollen Verkaufsjahr auf rund 41.300 Fahrzeuge verdoppelte. Die Einstiegsvariante des Modells beginnt bei über 85.000 Euro. Bei höheren Motorisierungs- und Ausstattungslinien fällt der Preis schnell doppelt so hoch aus.

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Mit dem Taycan wagte Porsche einen anfangs im VW-Konzern durchaus umstrittenen Alleingang. In der Rekordzeit von unter fünf Jahren entwickelte der Sportwagenhersteller den Taycan und baute eine eigene, völlig neue Fertigung in Zuffenhausen auf.

Mit dem guten Ergebnis bleibt Porsche einer der wichtigsten Gewinnbringer im VW-Konzern. Denn schon im vergangenen Jahr erwirtschaftete Porsche bei 28,7 Milliarden Euro Umsatz eine Umsatzrendite von 14,6 Prozent und einen Gewinn von 4,4 Milliarden Euro vor Steuern. Das Abschneiden der Zuffenhausener dürfte die aktuellen Diskussionen um einen Börsengang weiter anfachen.

Schon jetzt ist sicher: In den beiden Pandemiejahren zeigt sich ausgerechnet der Sportwagenbauer erstaunlich resilient. Grund ist allerdings auch, dass der VW-Konzern Porsche in der weltweiten Chipkrise bei der Belieferung mit Chips bevorzugt, wie die neue Einkaufschefin Barbara Frenkel zu Jahresbeginn dem Handelsblatt bestätigte. „Wir werden zwar im Konzern wegen unseres Ergebnisbeitrags vorrangig behandelt“, sagt Frenkel, „aber darauf können wir uns nicht ausruhen.“

Mut zu neuen Modellen

Grund für die Erfolge ist aber auch der Mut zu neuen Modellen. Immer wenn der Konzern in der Vergangenheit eine neue Hunderttausender-Marke knackte, hatte eine Ausweitung der Modellpallette maßgeblichen Anteil daran. Überhaupt erst der Vorstoß ins SUV-Segment mit dem Cayenne ließ die 100.000er-Marke in Sichtweite kommen. Mit der viertürigen Sportlimousine Panamera gelang es dann, diese Hürde 2011 zu überwinden.

Auffällig ist die Dynamik in der vergangenen Dekade unter dem Dach des VW-Konzerns. Denn für die erste 100.000er-Marke brauchte der Sportwagenbauer bis 2011 und damit 63 Jahre seit der Gründung des Unternehmens durch „Ferry“ Porsche nach dem Krieg.

Porsche-Produktion in Zuffenhausen: Der Taycan läuft im Porsche-Stammwerk vom Band. - dpa
Porsche-Produktion in Zuffenhausen: Der Taycan läuft im Porsche-Stammwerk vom Band. - dpa

Keine fünf Jahre später fiel 2015 schon die 200.000er-Marke, vor allem durch das damals neue kompakte SUV Macan. Mit dem Taycan ist es Porsche gelungen, auch das wachsende Segment der Elektromobilität mit einem Bestseller zu besetzen.

Ohne Corona wäre der Rekord schon früher gefallen. Doch 2020 sank der Gesamtabsatz von Porsche um rund drei Prozent auf gut 270.000 Stück – auch weil die Produktion pandemiebedingt wochenlang gestoppt werden musste.

Anders im Jahr 2021: „Trotz der Herausforderungen durch die Halbleiterknappheit und die volatile Coronasituation konnten wir so vielen Kunden wie noch nie den Traum vom eigenen Porsche erfüllen“, sagt jetzt Vertriebschef Detlev von Platen. „Die Nachfrage ist weiterhin hoch, und unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt.“ Deshalb starte Porsche voller Elan und Zuversicht in das Jahr 2022 – und das weltweit.

Riskiert Porsche seine Exklusivität?

Befürchtungen, dass Porsche mit den wachsenden Absatzzahlen auch seine Exklusivität verlieren könnte, hat man in Zuffenhausen noch nicht – solange Porsche auf dem Weltmarkt einen Anteil von unter 0,5 Prozent habe. Und zumindest die Fahrer der Markenikone 911 brauchen derzeit keine Angst um ihre Restwerte zu haben, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugelegt haben.

Dabei wurden auch 2021 rund 38.400 Einheiten des 911 verkauft. Das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr – ein Absatzrekord. „Stückzahlen sind für uns nicht ausschlaggebend. Vielmehr wollen wir für exklusive und einzigartige Kundenerlebnisse stehen und werden diese weltweit weiter ausbauen“, betont Vertriebschef Detlev von Platen.

Förmlich leergekauft wurden die Porsche-Händler in den USA. Dort akzeptieren die Kunden keine langen Lieferzeiten und kaufen häufig vom Hof weg. Entsprechend leergefegt ist der Markt nach einem Absatzplus von 22 Prozent auf etwa 70.000 Fahrzeuge.

China blieb mit einem Plus von acht Prozent auf rund 95.700 Einheiten der größte Einzelmarkt von Porsche. Auf dem deutschen Heimatmarkt steht ein Plus von neun Prozent auf rund 28.600 Fahrzeuge.

Insgesamt wurden in Europa 86.160 Porsches an Kunden übergeben – sieben Prozent mehr als 2020. Davon waren 40 Prozent elektrifiziert, also rein elektrisch betrieben oder mit Hybridantrieb. „Die Strategie zur weiteren Elektrifizierung unserer Flotte geht auf“, ist Vertriebschef von Platen überzeugt. Bis 2025 will der Sportwagenbauer über die Hälfte der Fahrzeuge zumindest teilelektrifiziert verkaufen.

Durch die Modellüberarbeitung legte der kleinere SUV Macan um 13 Prozent auf über 88.000 Einheiten zu und kompensierte damit den Rückgang beim etwas in die Jahre gekommenen großen Bruders Cayenne. Der Macan ist das nächste Modell, das eine rein elektrische Version erhält.

Deutlich schlechter fällt die Jahresbilanz der Kernmarke VW aus. Im vergangenen Jahr wurde rund 4,9 Millionen Fahrzeuge zu den Kunden gebracht, acht Prozent weniger als im Vorjahr.

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