Überstunden reduzieren – so klappt's ohne Karriereknick
Für die meisten Menschen gehören Überstunden zum ganz normalen Arbeitsalltag. Manchmal sind sie sogar erwünscht, um zu einem anderen Zeitpunkt mehr Freizeit zu haben. Aber was, wenn Du weniger Überstunden machen möchtest, jedoch negative Konsequenzen befürchtest? Hier kommt die Antwort.
Immer wieder zeigen Statistiken auf, in welchem beeindruckenden Ausmaß hierzulande Überstunden gemacht werden. In der Regel werden diese finanziell oder durch Freizeit ausgeglichen, doch auch unbezahlte Überstunden sind für viele Menschen mittlerweile zur Normalität geworden. Sie seien notwendig, um Motivation zu beweisen und in der Hierarchie aufzusteigen, lautet noch häufig die Überzeugung der betroffenen Arbeitnehmer·innen. Lange Zeit mag das auch zugetroffen haben, doch mit dem Generationenwechsel findet nun ein Umdenken statt. Noch weiter befördert werden, noch mehr verdienen – solche Werte sind den jüngeren Generationen nicht mehr so wichtig. Stattdessen wünschen sie sich mehr Freizeit für eine bessere Work-Life-Balance. Überstunden passen nicht mehr in dieses Arbeitskonzept und das ist vollkommen in Ordnung.
Sind Überstunden verpflichtend?
Das Problem an der Sache ist, dass dieses Umdenken in den deutschen Führungsetagen noch nicht angekommen ist. Denn dort sitzen oftmals die älteren Generationen mit ihren traditionellen Werten; und dort sind Überstunden noch ein Zeichen von Fleiß. Vielerorts herrscht also ein Generationenkonflikt und dieser kann zu einem direkten Konflikt zwischen Arbeitnehmer·innen und dem Arbeitgeber führen – mit allen negativen Konsequenzen. Erst einmal ist es für Dich daher wichtig, dieses Grundproblem zu verstehen. Weiterhin gilt es zu prüfen, ob die Überstunden verpflichtend sind. Prinzipiell gibt es in Deutschland kein Gesetz, das eine Überstundenpflicht regelt. Doch es gibt bekanntlich keine Regel ohne Ausnahmen und deshalb ist ein Blick in Deinen Arbeitsvertrag sowie in eventuell gültige Tarifverträge sowie Betriebsvereinbarungen wichtig.
Einen eigenen „Überstundenfahrplan“ entwickeln
Sobald Du weißt, welche Rechte und Pflichten Du in dieser Thematik hast, solltest Du Dir einen individuellen Fahrplan zurechtlegen. Dabei gilt es Fragen zu beantworten, wie:
• Wie viele Überstunden sind für Dich vertretbar?
• Zu welchen Zeiten bist Du bereit, diese zu leisten?
• Welche Gegenleistung forderst Du dafür?
• Was kannst Du dem oder der Chef·in im Gegenzug offerieren?
Wie eingangs erwähnt, sind Überstunden schließlich in einigen Fällen erwünscht, damit Du beispielsweise freitags früher nach Hause kannst oder mehr freie Tage im Jahr hast. Du solltet Sie daher nicht per se als etwas Schlechtes betrachten, sondern als Chance zur Flexibilisierung Deiner Arbeitszeit. Falls Du jedoch zu dem Ergebnis kommst, dass Du mehr Überstunden machst als gewünscht, gilt es eine Strategie zu finden, um sie ohne Karriereknick zu reduzieren.
Produktivität erhöhen und Ergebnisse messbar machen
Falls die Überstunden daraus resultieren, dass Du zu viel Arbeit hast und diese nicht innerhalb der vertraglich geregelten Zeiten schaffst, besteht die einfachste Strategie darin, Deine Produktivität zu erhöhen. Manchmal liegt das Problem also nicht beim Arbeitgeber, sondern bei Dir selbst, weil Du nicht effizient arbeitest, weil Du Dich gerne ablenken lässt oder aus ähnlichen Gründen. Es lohnt sich also, einmal die eigene Produktivität zu hinterfragen und verschiedene Techniken auszuprobieren, um sie zu steigern. Mit etwas Glück merkst Du dann eine spürbare Reduktion der Überstunden – vielleicht fallen sie sogar gänzlich weg. Indem Du die Ergebnisse Deiner Arbeit dokumentierst, kannst Du außerdem nicht nur selbst den Fortschritt bei Deiner Produktivität erkennen, sondern diesen auch für Dein·e Chef·in sichtbar machen, damit es diesbezüglich nicht zu Konflikten kommt. Stichwort: Fleiß. Zudem ist ein Plus bei Deiner Produktivität ein hervorragendes Argument für Deine nächste Gehaltserhöhung oder empfiehlt Dich sogar für eine Beförderung.
Im Vieraugengespräch nach einer einvernehmlichen Lösung suchen
Ist dies nicht der Fall und die Arbeit lässt sich schlichtweg nicht in der vorgegebenen Zeit bewältigen oder die Vorgesetzten ordnen immer wieder Überstunden an, bleibt nur das Vieraugengespräch. Dann gilt es, die Problematik auf einer sachlichen Ebene zu schildern und bestenfalls durch Zahlen & Co zu belegen. Motivation beweist Du außerdem, indem Du konkrete Lösungsvorschläge machst, wie die Überstunden reduziert werden können, ohne dass das Unternehmen dadurch einen Nachteil hat. An dieser Stelle kommt also Dein individueller „Überstundenfahrplan“ ins Spiel. Du kannst vielleicht eine Flexibilisierung der Arbeitszeit vorschlagen, die Eliminierung von Störfaktoren für Deine Produktivität oder andere handfeste Maßnahmen, um das Problem im beidseitigen Interesse zu lösen. So beweist Du, dass Du zwar zu Überstunden bereit bist, aber eben nur unter gewissen Bedingungen. Zugleich kannst Du verdeutlichen, worin der Vorteil für das Unternehmen liegt, beispielsweise mehr Gesundheit, mehr Motivation, mehr Loyalität, mehr Effizienz – und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende.
Fazit
Es gibt also mehrere Strategien, um Deine Überstunden zu reduzieren. Dazu gehören Maßnahmen, um Deinen Arbeitsalltag besser zu strukturieren und produktiver zu machen, die Du alleine umsetzen kannst und solltest. Aber manchmal ist es auch notwendig, direkt mit den Führungskräften eine Lösung zu finden, die eigenen Grenzen zu definieren und Dich zu trauen, auch mal „Nein“ zu sagen. Sollte daraus dennoch ein Generationenkonflikt oder Karriereknick resultieren, können Lösungen wie eine Reduktion der Arbeitszeit oder sogar ein Jobwechsel in Erwägung gezogen werden. Denn es gibt mittlerweile immer mehr Unternehmen, die eine steile Karriere ohne Überstunden, vielleicht sogar in einer Teilzeitstelle ermöglichen – Tendenz steigend. In Zeiten des Fachkräftemangels solltest Du also zwar nicht vorschnell die Kündigung zücken, aber Dich auch nicht aus übertriebener Angst von diesem Schritt abhalten lassen. Dann wird unter Strich nicht nur Deine Work-Life-Balance sowie Jobzufriedenheit, sondern auch Deine Karriere profitieren.
Welche weiteren Tipps hast Du, um Überstunden zu reduzieren? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich Deiner Erfahrung nach daraus? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar.
Dein Premium Team
