Untergangsgerüchte: Geht die Credit Suisse bald Konkurs?
Neue Gerüchte um eine mögliche Pleite der Grossbank machen die Runde, das schickt den Aktienkurs weiter auf Talfahrt. Eine Einordnung.
Dass es der Credit Suisse (CS) nicht gut geht, ist nichts Neues. Die Bank war immer wieder in Skandale verwickelt und ihr Aktienkurs ist immer tiefer gefallen – am Montag, kurz nach Börsenöffnung, schon über 10 Prozent im Minus.
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Mit einem Marktwert von unter 10 Milliarden Franken ist die einst stolze Grossbank inzwischen der zweitkleinste Wert innerhalb des Schweizer Leitaktienindex SMI, der insgesamt zwanzig Aktien umfasst – nur jener des Tech-Konzerns Logitech ist noch kleiner.
Am Wochenende sind Spekulationen verbreitet worden, wonach die Credit Suisse am Rande des Konkurses sei. Das dürfte ein Gerücht bleiben – es sei denn, die Bank hätte noch eine Milliarden-Verlustposition in den Büchern, über die die Öffentlichkeit bisher nicht informiert wurde.
Analysten sehen hohen Kapitalbedarf
Die grossen Kursschwankungen von britischen Obligationen dürften der CS eigentlich nicht einen so grossen Schaden zugefügt haben. Natürlich kann es jede Bank in den Konkurs treiben, wenn die Kunden alle zusammen plötzlich ihr Geld abziehen wollten. Das würde einen sogenannten Bank Run mit fatalen Folgen auslösen.
Auf jeden Fall muss die CS handeln. Sie hat jetzt nicht viel Zeit, um grosse Schritte anzukündigen, die Sicherheit vermitteln.
Einen Konkurs sieht auch Konkurrent UBS nicht auf die CS zukommen. Die UBS-Analysten schreiben, sie rechneten damit, dass die CS 2 Milliarden neues Kapital aufnehmen werde. Wahrscheinlich durch einen Verkauf von Teilen der Bank, die Analysten gehen vom Verkauf der Geschäftseinheit Securitized Products aus.
Auch wenn nicht unmittelbar ein Konkurs anstehen dürfte, so geht es der Bank doch sicher nicht wirklich gut. Das zeigt sich etwa daran, dass ein Bankrott der CS an der Börse für wahrscheinlicher gehalten wird als einer von Griechenland, Mexiko oder Brasilien.
Versicherungsprämie gegen einen Konkurs der Credit Suisse ist nochmals gestiegen
Das lässt sich an den Preisen von Credit Default Swaps ablesen, die an der Börse gehandelt werden. Das sind Versicherungsprämien, die jemand bezahlen muss, um sich gegen einen Konkurs abzusichern. Derzeit ist es teurer, sich gegen den Konkurs von Credit Suisse abzusichern als gegen einen Bankrott der oben genannten Staaten.
Gläubiger der CS müssen daher nun fast 2,5 Franken Versicherungsprämie bezahlen, wenn sie eine Obligation der CS im Nominalwert von 100 Franken für ein Jahr absichern wollen. Das ist abermals etwas mehr als noch im Juli dieses Jahres, als es 2,26 Franken waren. Bei der UBS liegt die entsprechende Prämie derzeit bei 1 Franken. Als die Bank in der Finanzkrise 2008 gerettet werden musste, stieg die Prämie für auf über 3,5 Franken. Davon ist die CS noch ein Stück entfernt, wie aus der Grafik hervorgeht. Dort ist ein Wert von 250 so zu interpretieren, dass eine Versicherung von 10’000 Franken, die man der CS leiht, 250 Franken kostet – die Prämie für die Versicherung von 100 Franken beträgt entsprechend 2,5 Franken.
Aber die Versicherungsprämie der CS ist höher als jene von vielen finanziell angeschlagenen Ländern: Bei Griechenland notiert die Prämie bei 1,7 Franken, bei Mexiko bei 1,9 Franken und bei Brasilien bei 2,4 Franken.
Unter den wichtigen Industrieländern sind nur die Versicherungsprämien für die Türkei und Russland höher. Bei der Türkei liegt die Prämie bei 7,7 Franken, bei Russland bei über 100, was seltsam anmutet, aber an Handelsstopps und -sanktionen liegen dürfte.
Nur eine grosse Bank in Europa ist knapp noch risikoreicher als die Credit Suisse
Unter den grossen Banken, die in Europa aktiv sind, wird nur die Hamburg Commercial Bank als knapp risikoreicher als die CS eingestuft, mit einer Versicherungsprämie von 2,54 Franken. Die Hamburg Commercial Bank ist eine Nachfolgefirma der HSH Nordbank, die in der Finanzkrise erst mehrfach gerettet wurde und danach eine ganze Reihe von Skandalen produzierte.
Bei der Deutschen Bank, die zeitweise ebenfalls in Konkurs-Spekulationen auftaucht, liegt die Versicherungsprämie bei nur 1,6 Franken.
Fazit
Die Situation der Credit Suisse ist angespannt, aber die Versicherungsprämien müssten noch deutlich höher steigen, bevor Anleger und Kunden sich unmittelbar Sorgen machen müssen.
Darauf deuten die Konkurs-Versicherungsprämien der Türkei hin. Das Land ist (noch) nicht bankrott, aber die Versicherungsprämie ist dreimal so hoch wie jene der Credit Suisse.
Ebenso deuten die Zinsen, die die CS auf ihre Schulden (Obligationen) zahlen muss, nicht auf einen unmittelbaren Konkurs hin. Die CS muss etwa 6,4 Prozent bezahlen, während die Ukraine für Schulden fast 67 Prozent Zinsen zu entrichten hat.
