Volksbank-Skandal weitet sich aus: Mutmaßliche Verbindungen zum iranischen Regime
Nach der Betrugsaffäre steht die Volksbank Düsseldorf Neuss wegen Geschäften mit Iran-Bezug im Zwielicht. WiWo-Recherchen geben Einblick in die Deals.
Die von der Finanzaufsicht BaFin beanstandeten Geschäfte mit Iran-Bezug der skandalbelasteten Volksbank Düsseldorf Neuss sollen in Verbindung mit dem Unternehmen GIC International und dessen Umfeld stehen. Das erfuhr die WirtschaftsWoche aus Finanzkreisen. Sowohl die GIC als auch das Umfeld sind durch mutmaßliche Bezüge zum iranischen Regime aufgefallen.
Die WirtschaftsWoche hatte zu Jahresbeginn berichtet, dass die GIC 2012 von der Gesellschaft Ghadir Allgemeine Aktiengesellschaft aus Teheran gegründet worden ist. Eine Teheraner Holding dieses Namens gehört dem Militär des Iran und steht auf der Sanktionsliste der USA.
Inzwischen gehört die GIC International einem aus dem Iran stammenden und im Rheinland lebenden Manager. Der Mann arbeitete vor einigen Jahren auch für eine Deutschlandtochter des Stahlunternehmens Ascotec, das einer weiteren Holding des iranischen Staates gehört.
Angebliches Treffen in Teheran
Zudem hatten Recherchen von „WDR“ und „Süddeutscher Zeitung“ vor einigen Monaten ergeben, dass Manager der GIC mindestens bis 2022 in Kontakt mit dem Regime im Iran standen. In einem internen Protokoll soll auch eine Verbindung zwischen der GIC International und der Ghadir eingeräumt worden sein. Darüber hinaus soll an einem Treffen von GIC- und Ghadir-Vertretern in Teheran ein Oberst der iranischen Revolutionsgarde teilgenommen haben. Die Revolutionsgarde gilt als die wichtigste Stütze der Mullahs und hat in vorderster Linie Proteste gegen das Regime niedergeschlagen.
Die Volksbank Düsseldorf Neuss erlangte im Herbst bundesweite Bekanntheit, weil das Institut in einen Betrugsskandal um den französischen Kiabi-Konzern verwickelt ist. Eine frühere Kiabi-Buchhalterin soll 100 Millionen Euro aus der Firmenkasse entwendet und dabei ein Konto der Volksbank Düsseldorf Neuss genutzt haben.
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Schwerer Kampf gegen Geldwäsche
Kiabi fordert die 100 Millionen Euro inzwischen von der Volksbank zurück: Laut des französischen Konzerns hätte dem Geldhaus auffallen müssen, dass es sich um Betrug handelt. Die Ex-Buchhalterin soll etwa eine gefälschte E-Mailadresse genutzt haben, um die Volksbank anzuweisen, die 100 Millionen Euro von dem Konto des Düsseldorfer Instituts zu einer Bank in der Türkei zu überweisen. Wegen der Rückforderung muss der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken das rheinische Institut mit Garantien stützen.
Vor wenigen Tagen wurde dann bekannt, dass die Volksbank nicht nur wegen der 100-Millionen Euro-Affäre im Fokus der BaFin steht. Wie das Manager Magazin berichtete, soll die Aufsicht auch Transaktionen des rheinischen Instituts mit Iran-Bezug bemängelt haben. Zugleich soll die BaFin dem Institut Mängel bei der Bekämpfung von Geldwäsche bescheinigt haben.
Die GIC reagierte auf eine Anfrage nicht. Gegenüber der WirtschaftsWoche hatte die Firma zu Jahresbeginn noch betont, ein „unabhängiges Wirtschaftsunternehmen“ zu sein. Der derzeitige Eigner, der im Rheinland lebende Manager iranischer Abstammung, habe die Firma „käuflich erworben“. Außerdem unterliege die GIC „keinerlei staatlicher Kontrolle“. Die GIC International vertreibt laut eigenen Angaben unter anderem Maschinen und Maschinenteile.
Mehrere Volksbanken sind in Skandale verstrickt
Die Volksbank Düsseldorf Neuss und die Finanzaufsicht BaFin erklärten, auf Fragen zur GIC nicht antworten zu wollen. Ein Sprecher der BaFin verwies auf die Verschwiegenheitspflicht der Behörde, die es ihr verbiete, sich zu einzelnen Instituten zu äußern.
Die Volksbank Düsseldorf Neuss ist in diesem Jahr bereits das dritte Institut, dem die Volks- und Raiffeisenbanken beispringen müssen. Zu Jahresbeginn war die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden kollabiert, die unter anderem an einer Wasserquelle in einer griechischen Mönchsrepublik und an Bordellimmobilien in Oberhausen beteiligt war. Im Sommer benötigte die Volksbank Dortmund Nordwest die Unterstützung der Finanzgruppe. Das Geldhaus hatte sich mit Immobilienfonds verspekuliert. Die WirtschaftsWoche hatte in einem großen Report analysiert, warum mehrere Volksbanken auf einmal zusammengebrochen sind.
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