VW streicht Gehaltserhöhung fürs Management – trotz Rekordgewinn
Der Autobauer geht an die Bezahlung seiner Top-Leute ran. Stellen sollen nur noch mit Placet von oben nachbesetzt werden. Auch der Vorstand wird wohl auf Geld verzichten.
Berlin. Der Autohersteller Volkswagen streicht eine anstehende Gehaltserhöhung für seine Manager. Wie das Handelsblatt aus Konzernkreisen erfuhr, begründete Konzernvorstand Thomas Schäfer – zuständig für die Volumengruppe (VW, Seat, Skoda) – die Maßnahme mit dem schlechten Marktumfeld. Dieses dürfte das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr hart treffen.
Beschlossen wurde die Maßnahme bei einer VW-internen Managementinformation (MMI) am Freitag. Demnach sind weite Teile der VW-Führungsriege betroffen. Neben Konzernmanagern der drei Managementkreise unterhalb des Vorstands, werden auch Führungskräfte der Marken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge und des Komponentengeschäfts bei der Gehaltsrunde in diesem Jahr leer ausgehen. Aus Solidarität sollen auch Vorstandsmitglieder auf Geld verzichten, darunter auch CEO Oliver Blume.
Während die Einschnitte beim Vorstand noch mit dem Aufsichtsrat besprochen werden müssen, steht der Umfang der Kürzung für die Ebenen darunter bereits fest. Eine Sprecherin bestätigte, dass das Management der Volkswagen AG die ursprünglich geplante Inflationsprämie in Höhe von 1000 Euro sowie einen ab Mai zugesagten Gehaltszuschlag über 3,3 Prozent zum 1. Mai 2024 nicht erhalten werden.
Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot
Die Sprecherin begründete die Kürzung mit dem laufenden Sparprogramm. „Mitglieder im Management tragen eine besondere Verantwortung für das Unternehmen und üben eine wesentliche Vorbildfunktion aus, die gerade in der aktuellen Situation zum Tragen kommt“, sagte sie.
Ende Dezember hatte die Führungsriege um Konzernchef Oliver Blume und Markenchef Thomas Schäfer mit dem Betriebsrat ein Sparpaket für die Marke Volkswagen über zehn Milliarden Euro vereinbart. Dieses läuft bis 2026, vier der zehn Milliarden Euro sollen bereits in diesem Jahr nachhaltig das Ergebnis verbessern. Neben Vertriebs- und Entwicklungskosten stehen auch Personalkosten im Fokus des sogenannten „Performance Programms". Diese sollen bis 2026 um ein Fünftel sinken.
Ziel ist es, durch einen Katalog an Maßnahmen Deutschlands größten Autobauer in zwei Jahren auf 6,5 Prozent Marge zu bringen. Zuletzt lag der Wert für die VW-Pkw-Sparte bei 3,4 Prozent. Allerdings soll sich das Ergebnis kürzlich verbessert haben, wie es von Personen heißt, die mit den wichtigsten Kennzahlen des Konzerns vertraut sind.
Führungskräfte bei VW: Nachbesetzung nur noch mit Vorstandsbeschluss
Im Zuge des Effizienzprogramms hatte VW bereits im November einen Einstellungsstopp verhängt. Auch waren mit den Maßnahmen im Dezember Abfindungsprogramme angekündigt worden. Bisher war jedoch nicht klar, welche Bereiche und Hierarchieebenen des Autobauers wie stark davon betroffen sein werden.
Bei dem internen Call am Freitag wurde laut Teilnehmerkreisen deutlich, dass auch auch im Management Stellen abgebaut werden sollen und nur noch in Einzelfällen und mit Vorstandsbeschluss nachbesetzt werden sollen. Der Einschnitt ist nicht der erste dieser Art. So begrenzte VW bereits im Herbst den Zugang zur begehrten Tarif-Plus-Gruppe, der höchsten Tarifstufe innerhalb der VW AG, zu der unter anderem Unterabteilungsleiter und Spezialisten zählen. Das Handelsblatt hatte damals als Erstes über die Maßnahme berichtet.
Auf den ersten Blick dürften die Einschnitte bei der Entlohnung der oberen Führungskräfte verwundern, da im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis erwirtschaftet wurde, wie es in den Kreisen hieß. Konkrete Zahlen will VW im Februar vorlegen. Für das laufende Jahr muss sich der Konzern aber auf erhebliche Einbußen einstellen, da wichtige Modelle verzögert wurden und erhebliche Investitionen in neue Technologien nötig sind.
2023 hatte der Volkswagen-Konzern gut 9,24 Millionen Autos ausgeliefert, knapp zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Sorgen bereitet dem Autobauer die Wirtschaftlichkeit der VW Pkw und das stagnierende Chinageschäft. Dort hatte VW vergangenes Jahr seine Marktführerschaft an den chinesischen Konkurrenten BYD abgeben müssen.
Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot
Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot
