Deutschlands größter Autobauer hadert weiter mit seinem Umbau. - Foto: dpa
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VW: Markenchef Thomas Schäfer erwartet mehr Präsenz im Büro

Deutschlands größter Autobauer hadert weiter mit seinem Umbau. In dieser schwierigen Phase will der VW-Chef nun seine Top-Leute um sich herum haben – und zwar physisch.

Berlin. Das Sparprogramm der Marke Volkswagen ist noch nicht durchverhandelt, der Druck auf den zuständigen Markenvorstand Thomas Schäfer steigt im Konzern. Bei einem Treffen mit seinen Topleuten am Freitag in Wolfsburg hat der 53-Jährige nun eine klare Erwartungshaltung hinterlegt: In schwierigen Zeiten wie diesen müsse das Management geschlossen an Bord sein – und zwar physisch.

Heißt: Statt im Homeoffice zu arbeiten, sollen die Entscheidungsträger der Marke verstärkt im Büro Präsenz zeigen. Von vier Tagen die Woche soll die Rede gewesen sein, berichten Teilnehmer des Treffens. Schäfer selbst pendelt regelmäßig zwischen seinem Privatwohnsitz in Irland und Wolfsburg. Ein Sprecher des Unternehmens wollte den Inhalt des Treffens auf Anfrage nicht kommentieren.

Der Markenchef steht in der Pflicht, zu liefern und das Ergebnis der Kernmarke drastisch zu verbessern. Dafür plant Schäfer, die Rendite auf nie da gewesene 6,5 Prozent zu hebeln – aktuell liegen die Wolfsburger bei etwa der Hälfte.

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Sparprogramm von VW: Maßnahmen müssen bald stehen

<div>Von den zehn Milliarden Euro Einspar- und Kostenpotenzial, die zur Ergebnisverbesserung nötig sind, soll Schäfer inzwischen den allergrößten Teil identifiziert haben, heißt es aus Konzernkreisen. Mit Blick auf die Kosten seien die größten Handlungsfelder die technische Entwicklung der Fahrzeuge, der Vertrieb und die Beschaffung von Fahrzeugteilen und anderen Materialien.</div>

Eigentlich wollte das Unternehmen im Oktober alle Maßnahmen seines „Performance-Programms“ definiert haben. Man liege gut im Zeitplan, heißt die offizielle Ansage von Konzernchef Oliver Blume. Doch im Hintergrund mehren sich Zweifel, ob die Pläne der Kernmarke schon die nötige Stringenz haben, um schnell umgesetzt zu werden.

Der Fahrplan ist nötig, damit im November der Aufsichtsrat die Investitionsplanungsrunde von Konzernchef Oliver Blume final absegnen kann. Eine Ouvertüre der wichtigen Runde gab es bereits vergangene Woche, als Konzernchef Blume dem Gremium die Werkebelegung für die nächste Generation Elektroautos präsentierte.

Allerdings hätten sich im Konzern einige Manager schon dort härtere Ansagen gewünscht. „Die nächsten Jahre werden nicht einfach“, prognostiziert einer, der an den Verhandlungen nah dran ist. Es wäre deshalb besser gewesen, direkt „die richtigen Signale“ zu senden, sagte er.

So gab es etwa das eine oder andere Augenreiben, dass es immer noch keine Klarheit zum Strandort Dresden gibt. In Wolfsburg wird schon länger laut darüber nachgedacht, die Autofertigung in der kleinsten VW-Produktionsstätte einzustellen.

Nach der Aufsichtsratssitzung vergangene Woche hieß es nur, dass ein „Nachnutzungskonzept“ für die Manufakturfertigung „zeitnah geplant“ sei. Bis dahin geht die ID.3-Produktion in Kleinststückzahlen weiter. Ein echter Neuanfang sehe anders aus, heißt es.

VW-Chef Thomas Schäfer stehen harte Verhandlungen mit Betriebsrat bevor

Schäfer stehen in den kommenden Tagen harte Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite bevor. Am Donnerstag hatte sich das Markenmanagement zum Auftaktgespräch mit Vertretern des Gesamtbetriebsrats um Arbeitnehmerchefin Daniela Cavallo getroffen.

Teilnehmer berichten von einer konstruktiven Atmosphäre. Trotzdem stünden viele kritische Punkte noch aus, heißt es aus Konzernkreisen – allen voran das Reizthema Personalabbau. „Das wird noch haarig.“

Mit seinem Büro-Appell will Schäfer seine Mannschaft genau auf diese kritische Phase vorbereiten. Und er dürfte damit nicht zuletzt auch seinem Konzernchef Oliver Blume aus dem Herzen gesprochen haben, den er für seine Pläne gewinnen muss. Blume gilt als Verfechter von Teamwork in physischer Präsenz.

Es ist nicht das erste Mal, dass Markenchef Schäfer in der aktuellen Lage klare Worte gegenüber seiner Führungsmannschaft findet. Im Juli hatte er mit Blick auf die Marke bei einer internationalen Managementinformation wörtlich von „The roof is on fire“ gesprochen – seither macht die Metapher vom brennenden Dachstuhl in Wolfsburg die Runde.

Vielleicht bringt der ein oder andere Manager ja neue Feuerlöscher mit ins Büro.

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