Die Metropole Shenzhen gilt als "Silicon Valley" Chinas. - Getty Images

Was Europa von China lernen kann

Europa muss endlich den Blick nach Ostasien wagen: Die spannendsten Start-ups sitzen längst in Peking und Shenzhen.

Wer als Korrespondent nach China zieht, wird früher oder später mit einem geradezu schockierenden Ungleichgewicht konfrontiert: Während die Gesellschaften Ostasiens wissbegierig auf die kulturellen, sozialen und wissenschaftlichen Errungenschaften Europas blicken, herrscht in der entgegengesetzten Richtung meist demonstratives Desinteresse vor.

Am vielleicht weitesten klaffen Vorurteile und Realität bei der technologischen Entwicklung auseinander: Oft hört man selbst in Chefetagen deutscher Unternehmen, dass Chines:innen Kreativität einfach nicht draufhaben. Mindestens ebenso verbreitet ist die veraltete Annahme, dass in der Volksrepublik ausschließlich Billig-Elektronik produziert wird. Eigentlich ist es erschreckend, dass wir kaum mitbekommen, was in China so vor sich geht – jenem Land also, in dem immerhin knapp ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt und ein Drittel des globalen Wirtschaftswachstums generiert wird.

Fast schon still und heimlich hat sich im Reich der Mitte ein Tech-Universum herausgebildet, das bereits jetzt in vielen Bereichen führend ist – von E-Commerce übers Internet der Dinge bis hin zur E-Mobilität. Oder wusstet ihr, dass jedes zweite Elektro-Auto weltweit auf chinesischen Straßen fährt? Dass im letzten Jahr die drei wertvollsten Tech-Börsengänge von Unternehmen aus China hingelegt wurden? Europa hingegen ist nicht einmal in den Top 10 vertreten.

Doch ein Schritt zurück: Über den Tellerrand zu blicken gehört mit Sicherheit nicht zu den Stärken des „alten Europas“. Wie stark die eigene Ignoranz ist, offenbarte nicht zuletzt die Corona-Pandemie, als erfolgreiche Maßnahmen in Ostasien entweder vollständig unter den Teppich gekehrt, oder in einem unmittelbaren Abwehrreflex kategorisch als „orwellianisch“ abgetan wurden.

Einen ähnlich blinden Fleck haben wir, wenn es um technologische Innovationen geht. Zwar schielen wir stets Richtung Westen gen Silicon Valley, doch kaum zu den Start-ups in Peking und Shenzhen. Dass uns dies langfristig die globale Wettbewerbsfähigkeit kosten kann, warnen längst Expert:innen. Es wäre fast schon ein ironischer Witz der Geschichte, wenn ausgerechnet Europa denselben Fehler begeht, der schlussendlich zum Untergang Chinas im 19. Jahrhundert geführt hat: Den Blick nach innen gerichtet, war man blind für die Innovationen außerhalb der eigenen Landesgrenzen.

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