Premium

Welchen Hausbesitzern die hohen Energiepreise besonders stark zusetzen

Die Energiepreise steigen immer weiter. Vor allem in einem Bundesland droht Immobilienbesitzern ein Kostenschock, wie eine aktuelle Auswertung zeigt.

Die hohen Energiekosten bringen viele ins Grübeln, wie sie sparen können. Für die Besitzer von Immobilien hat das Thema aber noch eine weitreichendere Dimension, schließlich ist zu erwarten, dass aus Berlin und Brüssel im Kampf gegen den Klimawandel immer strengere Vorschriften erlassen werden, um die Emissionen aus dem Gebäudesektor zu reduzieren. Doch wie eine aktuelle Auswertung des Online-Immobilienportals McMakler von über 10.000 Energieausweisenzeigt, haben viele Immobilienbesitzer Nachholbedarf bei dem Thema – vor allem im Saarland.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

In Deutschlands kleinstem Bundesland haben gerade einmal vier Prozent der Wohnimmobilien die höchsten Energie-Kennwerte A+, A oder B. Über die Hälfte des Gebäudebestandes (57 Prozent) fällt in die Energieklassen F, G und H. Das ist deutlich mehr als im Bundesschnitt, wo aber immer noch knapp 40 Prozent der Immobilien den schlechten Energiekennwert F, G oder H aufweisen.

Hohe Energiekosten bei Immobilien mit geringer Energieeffizienz

Im Durchschnitt liegen deutsche Bestandsimmobilien bei dem schlechten Energiekennwert E – was nicht nur für die bevorstehenden Nebenkostenabrechnungen böse Überraschungen nach sich ziehen könnte, sondern auch den Kampf gegen den Klimawandel erschwert.

Im Bundesschnitt wurden laut McMakler gerade einmal für 14 Prozent aller Gebäude Energieausweise mit den positiven Kennwerten A+, A oder B ausgestellt. Knapp 40 Prozent der Immobilien weisen den schlechten Energiekennwert F, G oder H auf.

Die meisten Wohnimmobilien in Deutschland werden mit Gas beheizt – 62 Prozent – oder Öl (22 Prozent). Immobilien mit diesen Energieträgern weisen im Durchschnitt den Energiekennwert E beziehungsweise F auf. Vor allem ihnen droht eine böse Überraschung, wenn die nächste Heizkostenabrechnung ins Haus flattert, denn gerade die Gas- und Ölpreise hatten sich zuletzt verteuert.

Energetische Sanierung: Nur jedes vierte Haus heizt mit erneuerbaren Energien

Immobilien, die Strom als Energiequelle zum Heizen verwenden, liegen im Durchschnitt in der Energieeffizienzklasse D. Strom als Energiequelle wird laut Analyse am dritthäufigsten verwendet (neun Prozent), gefolgt von Nah- und Fernwärme mit einem Anteil von vier Prozent. Gerade einmal ein Viertel der untersuchten Immobilien sind mit erneuerbaren Energien ausgestattet.

Immobilienbesitzer im Bundesland Bayern sind dabei auf einem besseren Weg als die in anderen Bundesländern: Hier gilt immerhin fast jede fünfte (18 Prozent) Wohnimmobilie als energieeffizient mit einem Energieausweis der Klassen A+, A oder B, und nur rund ein Drittel (36 Prozent) weist schlechte Energiekennwerte auf.

Ein entscheidender Grund für die regionalen Unterschiede dürfte die Bausubstanz sein: Denn in Saarland sind die Gebäude deutlich älter als in anderen Bundesländern – einer Untersuchung von Check24 zufolge beträgt der Unterschied zu Bayern sogar 26 Jahre.

Immerhin 71 Prozent aller Immobilien, die ab 2010 gebaut wurden, fallen in die Energieklassen A+, A und B. Aber 67 Prozent der vor 1969 gebauten Wohnimmobilien weisen die negativen Kennwerte F, G oder H auf.

Fördermöglichkeiten für energetische Sanierung wenig populär

Experten aus der Immobilienbranche fordern angesichts derartiger Zahlen schon lange, dass Bestandsimmobilien stärker berücksichtigt werden müssen, wenn man über Fördermaßnahmen spricht – schließlich könnten diese Anreize setzen, um den Kampf gegen den Klimawandel zu forcieren.

Aber hier ist offenbar noch viel zu tun, zumal auch das Bewusstsein der Immobilienbesitzer selbst offenbar geschärft werden muss, wie eine von McMakler in Auftrag gegebene Umfrage von Yougov zeigte. Demnach kennen 58 Prozent der befragten Immobilienbesitzer die Energieeffizienz ihrer Immobilie nicht.

Außerdem ist unter den Vertretern der jüngsten Altersgruppe auch nur für gut ein Drittel das Thema „Klimaeffizienz der Immobilie“ wichtig. Bei älteren Immobilienbesitzern, etwa der Gruppe 55plus, sind es mit 65 Prozent fast doppelt so viele.

Entsprechend unterschiedlich fallen auch die Antworten auf die Frage nach Fördermöglichkeiten aus. So gaben 42 Prozent der Umfrageteilnehmer der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre an, nicht die Möglichkeit der staatlichen Förderung gekannt zu haben. Dieser Wert liegt in allen anderen Altersgruppen bei weniger als 20 Prozent.

Bedarf an energetischer Sanierung in Ostdeutschland besonders hoch

Insgesamt haben gerade einmal 22 Prozent der befragten Immobilienbesitzer bereits eine staatliche Förderung für energetische Sanierung in Anspruch genommen, 41 Prozent nicht – und planen es auch in Zukunft nicht zu tun.

14 Prozent der Befragten gab darüber hinaus an, den staatlichen Förderungsprozess sehr intransparent zu finden oder gar die Möglichkeit einer staatlichen Förderung nicht gekannt (13 Prozent) zu haben. In Ostdeutschland – wo laut der Umfrage der Bedarf an energetischer Sanierung besonders hoch ist – sind den Teilnehmern der Umfrage diese Fördermöglichkeiten nicht bekannt, im Vergleich zu elf Prozent in Westdeutschland.

Welchen Hausbesitzern die hohen Energiepreise besonders stark zusetzen

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

Handelsblatt - das Beste der Woche schreibt über Substanz entscheidet

Das Handelsblatt ist das führende Wirtschaftsmedium in Deutschland. NEU: Diese Seite bietet Premium-Mitgliedern eine Auswahl der besten Artikel vom Handelsblatt direkt hier und als wöchentliche Zusammenfassung per Mail. Rund 200 Redakteure und Korrespondenten sorgen rund um den Globus für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Über Print, Online und Digital kommunizieren wir täglich mit rund einer Million Leserinnen und Lesern.

Artikelsammlung ansehen