Der Volkswagen-Konzern hat erneut die Prognose gekappt. - Bild: REUTERS
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Weniger Autos verkauft – VW schraubt Prognose erneut herunter

Wieder schlechte Nachrichten von Volkswagen: Der Autobauer rechnet mit einem Umsatz unter dem Vorjahresniveau. Auch die Rendite soll niedriger ausfallen.

Volkswagen bekommt die Flaute auf dem Fahrzeugmarkt zu spüren. Der angeschlagene Autobauer schraubt zum zweiten Mal in weniger als drei Monaten seine Prognose herunter. Das Unternehmen stimmte die Anleger am Freitag auf einen rückläufigen Absatz und eine geringere Rendite ein.

Der Branchenprimus verwies auf ein herausforderndes Marktumfeld. Vor allem bei der ohnehin unter Druck stehenden Kernmarke VW Pkw, aber auch bei der Nutzfahrzeugsparte und bei den Komponenten seien die Geschäfte schlechter gelaufen als erwartet. Belastend wirke die schwache Konjunktur, aus der sich weitere Risiken ergeben könnten.

Der Autoabsatz dürfte auf ungefähr neun Millionen Autos zurückgehen und nicht steigen – wie noch im Frühjahr erwartet. Das dürfte sich in der Bilanz bemerkbar machen: Beim Umsatz erwarten die Wolfsburger einen leichten Rückgang auf 320 Milliarden Euro statt eines Anstiegs um bis zu fünf Prozent. Auch die Rendite dürfte mit ungefähr 5,6 Prozent niedriger ausfallen. Zuletzt wurde sie auf 6,5 bis 7,0 Prozent taxiert.

Die im Dax notierte Volkswagen-Vorzugsaktie verlor am Freitagabend auf der Handelsplattform Tradegate 2,9 Prozent zum Xetra-Schlussstand.

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Trennung vom Russland-Geschäft schmerzt VW

Erst Anfang September hatte das Unternehmen seinen Sparkurs verschärft und das unter anderem mit der hartnäckigen Flaute am europäischen Automarkt begründet. Finanzchef Arno Antlitz sprach von zwei Millionen Autos, die jährlich in Europa weniger verkauft würden als vor der Coronapandemie. Für Volkswagen als Marktführer mit einem Marktanteil von ungefähr einem Viertel bedeute das, dass jährlich 500.000 Fahrzeuge fehlten.

Doch VW bekommt nicht nur den geringeren Absatz zu spüren, auch in der Finanzsparte läuft es nicht so gut wie ursprünglich angenommen. Hier spiele ein schwieriges Geschäftsumfeld außerhalb Europas eine Rolle, hieß es. Zudem dürfte es nicht gelingen, den Fehlbetrag von ungefähr 200 Millionen Euro aus der Trennung vom Russland-Geschäft wieder wettzumachen.

Die gesenkte Prognose macht sich auch bei der Volkswagen-Muttergesellschaft Porsche SE bemerkbar: Das Unternehmen, das fast ein Drittel an Volkswagen hält, senkte ebenfalls seine Prognose. Die Holding rechnet nun nur noch mit einem Gewinn von 2,4 bis 4,4 Milliarden Euro. Bislang lag die Prognose bei 3,5 bis 5,5 Milliarden Euro.

Erst Anfang Juli hatte Volkswagen seine Prognose gesenkt und das unter anderem mit Zusatzbelastungen in Milliardenhöhe begründet.

Auch Konkurrenz leidet unter schwacher Nachfrage

Zuletzt hatten auch Mercedes-Benz und BMW ihre Erwartungen an das Geschäftsjahr eindampfen müssen. Den Zulieferern geht es oft noch schlechter.

Die geringere Nachfrage insbesondere nach Elektroautos macht VW zu schaffen, dazu kommt das schwächere China-Geschäft. VW Pkw verlor auf dem wichtigsten Automarkt der Welt vergangenes Jahr nach Jahrzehnten die Marktführerschaft, weil chinesische Elektroautobauer wie der neue Platzhirsch BYD den Deutschen mit günstigen Elektroautos den Kampf angesagt haben. Jüngst kommentierte Ex-VW-Chef Herbert Diess im Gespräch mit der WirtschaftsWoche, dass „VW in Deutschland nicht wettbewerbsfähig ist“, sei in der Vergangenheit „durch exorbitante Gewinne in China kaschiert“ worden.

Kam der VW-Konzern (Absätze der VW-Joint-Ventures mit SAIC und FAW) im ersten Halbjahr 2023 in China noch auf einen Marktanteil von zwölf Prozent, so ist dieser im selben Zeitraum des laufenden Jahres auf 10,5 Prozent gesunken. Lag Volkswagen im ersten Halbjahr 2023 damit noch vor dem chinesischen Konkurrenten BYD (11,6 Prozent), ist BYD 2024 mit 14,5 Prozent klar an dem langjährigen Marktführer Volkswagen vorbeigezogen. BYD ist damit nun klar und unangefochten die Nummer eins in China.

Dazu kommt, dass die hartnäckige Immobilienkrise in China den dortigen Markt für Luxusautos einbrechen ließ. Wohlhabende Chinesen achten seither stärker aufs Geld. Erst vor kurzem hatten auch die Premiumhersteller Mercedes-Benz und BMW unter anderem deswegen ihre Prognosen gesenkt.

VW hatte zuletzt die seit drei Jahrzehnten geltende Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung gekündigt und droht mit Werksschließungen in Deutschland. Wie viele Arbeitsplätze es treffen wird, ist bislang unklar. Der Betriebsrat hat bereits Widerstand gegen die Pläne angekündigt. Die Gewerkschaft IG Metall drohte zum Auftakt der laufenden Tarifgespräche mit Streiks ab Dezember.

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