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Wie stark die Gehälter 2024 steigen – und Firmen die Kosten stemmen wollen

Die Gehälter in Deutschland werden 2024 um knapp fünf Prozent steigen, so eine Kienbaum-Prognose. Das Plus liegt damit höher als die erwartete Inflation. Wer davon am meisten profitiert.

Michael Kinds Kunden wollen zum Herbstanfang vor allem eins wissen: Wie stark erhöhen die Konkurrenten ihre Gehälter? Wie viel muss ich bieten, um niemanden zu verlieren? „Jetzt ist ein extrem interessanter Zeitpunkt, weil die Budgetrunden beginnen“, sagt Kind, der Vergütungsexperte bei der Unternehmensberatung Kienbaum ist.

Seit knapp 15 Jahren befragt Kienbaum im August und Anfang September Unternehmen, um herauszufinden wie stark die Firmen die Löhne im kommenden Jahr wohl anheben. In diesem Jahr waren es 777.

Das Ergebnis: Wie schon im vergangenen Jahr erwarten die Firmen einen Lohnanstieg von rund fünf Prozent. Die Supermarktkette Rewe beispielsweise verkündete am vergangenen Montag, die Gehälter der 130.000 Angestellten um gut fünf Prozent anzuheben – ohne auf den offiziellen Tarifabschluss zu warten. Weiter noch geht dm: Weil es bei den Drogeriemärkten offenbar sehr gut läuft, erhöht das Unternehmen die Gehälter rückwirkend zum April 2023 um sechs Prozent.

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Anders als vor einem Jahr – seit März 2022 beträgt die Inflationsrate über sechs Prozent – liegt die Kienbaum-Prognose nun über der erwarteten Inflationsrate für 2024. Die meisten Ökonomen gehen für das kommende Jahr von einer Preissteigerung um 2,5 bis drei Prozent aus.

Die Inflation bleibt der mit Abstand wichtigste Faktor für die Entwicklung der Gehälter. 65 Prozent der befragten Unternehmen nannten die Preissteigerungen als Grund. Laut Kind gehen viele Firmenlenker auch weiterhin von mehr als drei Prozent Inflation aus.

Und es gebe auch Ökonomen, die an der Dreiprozentgrenze zweifelten, sagt der Experte. „Unsere Daten lassen vermuten, dass es 2024 im Schnitt vermutlich keine Reallohnverluste geben wird. Ob es aber Reallohngewinne gibt, bleibt abzuwarten.“

Deutlich mehr Bedeutung als im vergangenen Jahr messen die befragten Unternehmensvertreter der wirtschaftlichen Gesamtsituation und der Performance der Firma bei, jeweils 53 Prozent.

Auf die Frage, wie die Unternehmen die Mehrkosten stemmen wollen, antworten jeweils rund zwei Drittel: durch Wachstum und durch Produktivitätssteigerungen.

So ganz überzeugt von der eigenen Stärke scheinen sie aber nicht zu sein. Knapp die Hälfte geht von mittelfristig stabilen Ertragsaussichten aus, 37 Prozent von eher guten oder guten. Kind sagt dazu: „Einige Ökonomen sehen das eher skeptisch und glauben nicht so sehr an Produktivitätssteigerungen.“

Wer bekommt wie viel?

Die Spanne zwischen den Hierarchiestufen habe sich im Vergleich zu 2023 angeglichen, sagt Kind. Vorständinnen und Geschäftsführer bekommen demnach bald 4,5 Prozent mehr Geld, das obere Management 4,7 und Fachkräfte sowie Spezialisten 5,4. Nicht nur Kind, sondern auch einige Kollegen „älteren Semesters“ könnten sich an eine solche Dynamik nicht erinnern.

„Der Druck auf die Arbeitgeber ist immens“, sagt Kind. Und er dürfte aufgrund des Arbeitnehmermarktes, auf dem Bewerber gegenüber den Unternehmen meist die größere Verhandlungsmacht haben, nicht so schnell wieder verschwinden. 93 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Druck auf die Gehälter mittelfristig bestehen bleibt.

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