Wie wir die eigenen Gefühle nutzen können, um gute Entscheidungen zu treffen – mit dem XING Fokus-Tagebuch
Kopf oder Bauch? Gerade im Job entscheiden wir häufig rational. In diesem Text lernst du, wie du deine Emotionen als Gradmesser für gute Entscheidungen nutzen kannst.
Mal kribbelt es vor Freude im Bauch, mal kommt uns vor Wut sprichwörtlich die Galle hoch. Emotionen wie Freude, Ärger und Unsicherheit können körperliche Reaktionen bei uns auslösen. Wer seine Gefühle dauerhaft unterdrückt, riskiert chronische Krankheiten.
Darum ist es wichtig, dass wir unseren Emotionen auch im Job ausreichend Aufmerksamkeit und Raum schenken. So können wir sie sogar für uns nutzen, um authentisch, wertschätzend und uns selbst treu zu sein: bei der nächsten Präsentation, bei großen Job-Entscheidungen oder im Umgang mit unseren Kolleg·innen.
Mit welchen Methoden uns das gelingt, zeigen uns drei Expert·innen, die für ihre Beiträge als XING Top Minds ausgezeichnet wurden. Hier teilen sie ihre persönlichen Reflexionsfragen.
Meine Reflexionsfrage für Dich und Dein Team: „Was nehme ich gerade in mir wahr?“
Die Fähigkeit, sich selbst ausreichend gut auf dem Schirm zu haben, ist in fluiden Arbeitskontexten aus vielerlei Gründen wichtig. Dein Kontakt mit Dir selbst ist die Basis für Deine Fähigkeit, die Umwelt wahrzunehmen, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Situationen realistisch einzuschätzen.
Ich empfehle Dir, zum Beispiel in einem Team-Workshop die 4-Syncs-Übung zu nutzen:
Starte dafür mit der physischen Ebene und bitte die Teilnehmenden, sich ihrer Körperempfindungen bewusst zu werden.
Wo nehmen sie Spannungen, fließende Bewegungen, Wärme, Kälte, Taubheit, Lebendigkeit oder Ähnliches wahr? Wie nah oder wie fern fühlen sich verschiedene Körperteile? Habe sie einen direkten, gefühlten Bezug zu ihnen, oder stellen sie sich ihren linken Fuß oder rechten Arm nur mental vor?
Danach gehen wir auf die emotionale Ebene.
Können wir eine oder mehrere der sogenannten Primär-Emotionen – Wut, Ärger, Trauer, Scham, Ohnmacht, Ekel, Freude – wahrnehmen? Oder fühlen wir eher nichts? Dann ist es wichtig, genau dies anzuerkennen, da auch Taubheit oder Nichtfühlen wichtige Empfindungen sind.
Im Anschluss daran richten wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere mentalen Aktivitäten. Welche Gedanken können wir beobachten, und welche Qualität nehmen wir in diesem Raum wahr?
Zuletzt gehen wir auf die Ebene der Inspiration und fokussieren uns auf den Raum etwas oberhalb unserer Kopfkrone. Nehmen wir uns nur innerhalb der eigenen körperlichen Grenzen wahr, oder gelingt es uns, sich mit dem energetischen Raum über uns zu verbinden? Können wir dort Bewegungen beobachten und aus dieser größeren Perspektiven neue subtile Informationen und Inspirationen empfangen?
Zum Schluss versuchen wir, die vier Ebenen zusammen zu betrachten. Wie verhalten sie sich zueinander? Dominiert eine Ebene, oder fühlen sie sich miteinander verbunden an?
Eine Miniform dieser 4-Syncs-Übung können Teams auch als Teil ihres Check-ins zu Beginn eines Meetings machen. Teammitglieder nehmen sich dann ein paar Atemzüge Zeit und fragen sich, was sie auf diesen verschiedenen Ebenen in sich wahrnehmen. Erst dann sprechen sie und teilen mit den Kolleg•innen, was in ihnen vorgeht.
Jannike Stöhr, Karriere-Coach und Autorin
Meine Reflexionsfrage für Dich: „Was fühle ich?“
Ich war lange Zeit ein absoluter Kopfmensch. Bevor ich Entscheidungen traf, habe ich exakt abgewogen, Pro-und-Kontra-Listen geführt und mir das Hirn zermartert. Von außen betrachtet hatte ich mit dieser Methode Erfolg. Doch innerlich fühlte ich mich leer. Darum machte mich auf die Suche nach meinem Traumjob und testete 30 Jobs in einem Jahr.
Aufgrund der Masse an Entscheidungen hatte ich mein kognitives Entscheidungslimit erreicht.
Schnell war mir klar: Ich muss meine Gefühle mit in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Ich übte und übte, und siehe da, meine Entscheidungen wurden zwar weniger rational, aber das Ergebnis fühlte sich von Mal zu Mal besser an.
Mein Leben ist heute ein anderes. Ich bin immer noch Kopfmensch. Aber wenn ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe, nehme ich mir einen Moment Zeit und frage ich mich:
Was spüre ich in meinem Körper?
Was sagt mein Magen?
Sind meine Schultern angespannt oder hochgezogen?
Kann ich gut atmen oder ist mein Atem flach?
Kribbelt es im Körper?
Spüre ich eine Unsicherheit?
Freude oder Aufregung?
Probier es gern selbst aus! Ich bin mir sicher: Mit jedem Mal wird es dir leichter fallen, ins Fühlen zu kommen und vor allen Dingen, auch deine Gefühle mit in Entscheidungsfindungen mit einzubeziehen. Nicht impulsiv, sondern mit Bedacht.
Svenja Hofert, Geschäftsführerin
Meine Reflexionsfrage für Dich: „Welche Botschaften senden mir meine Träume?“
Ich bin davon überzeugt, dass Träume unsere Persönlichkeitsentwicklung begleiten und uns neue Möglichkeiten zeigen. Ich habe viele Wachträume, sogenannte luzide Träume. Manchmal löse ich Probleme ganz bewusst im Traum. Bestimmte Träume kehrten im Laufe meines Lebens immer wieder. Sie waren sehr wichtig für mich, wichtiger als manches, das ich tagsüber erlebte.
Ich weiß, nur wenige sehen bewusst auf das, was im Schlaf passiert. Sie verdrängen ihre Träume, belächeln sie, können den Bezug nicht herstellen zum Tageserleben. Der Traum wird abgespalten, so als gehörte er nicht zur Person. Ich rate jedem, die eigenen Träume wahrzunehmen. Sie gehören zu uns.
Hinterfrage einmal: Wie stehst Du zu Deinen Träumen? Welche Energie könnte eine Veränderung dieser Einstellung freisetzen?
Ich bin mir sicher: Um wirkliche kreative Lösungen zu finden, müssen wir öfter mal unser waches Gehirn ausschalten.
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Du möchtest Deinen ganz persönlichen Weg finden, Deine (Job-)Ziele strategischer verfolgen und in Einklang mit Deinem Privatleben bringen? Dann bist Du hier beim XING Fokus-Tagebuch der Glücklich.im.Job Challenge 2022 genau richtig. Jeden Monat fordern wir Dich mit einer Frage unserer XING Top Minds zur Selbstreflexion heraus, inklusive Tipps, Methoden und Gedankenanstößen.