Zwischen zwei Jobs. Karriereberater Lars Hahn erklärt, wie Du Deine Zeit sinnvoll nutzt
Du planst Deinen Job zu kündigen oder Du wurdest gekündigt, hast aber noch gar keinen neuen Job? So kannst Du deine Zeit bis zur nächsten Anstellung sinnvoll nutzen und Dich sogar noch gut verkaufen.
Fast zwei Millionen Menschen sind jährlich auf der Suche nach einem Job, darunter laut XING/Forsa-Studie einige Hunderttausend, die selbst gekündigt haben, ohne dass sie einen neuen Job haben. Nicht wenige Menschen schämen sich für die eigene Arbeitslosigkeit - im XING Profil nennen sie die Lücke im Lebenslauf Sabbatical oder Tätigkeit als Freelancer·in. Dabei ist das gar nicht notwendig!
Im live Gespräch hat XING Insider und Karriereberater Lars Hahn u.a. folgende Fragen beantwortet:
Wie gehe ich mit (drohender) Arbeitslosigkeit um?
Sollte ich selbst kündigen, auch wenn noch kein neuer Job in Aussicht ist?
Wie lange darf ich arbeitslos sein, bevor es meinem Werdegang schadet?
Wie stelle ich die Zeit „zwischen zwei Jobs“ im Lebenslauf/XING-Profil dar?
Sollte ich bei der Jobsuche offen damit umgehen?
Wie kann ich die Zeit sinnvoll nutzen?
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Trotz eines zwischenzeitlichen Netzausfalls konnte Lars Hahn während des Lunch-Talks viele Fragen der Nutzer•innen rund um die Themen Arbeitslosigkeit, Weiterbildung, (Neu-)Positionierung, Wiedereinstieg und Jobsuche beantworten.
Fragen, die es nicht in den Live-Talk geschafft haben, hat der Karriereberater nach der Sendung beantwortet.
Frage: Welche Gehaltseinbußen muss ich nach einem Jahr Arbeitslosigkeit bei einem adäquaten Job hinnehmen?
Lars Hahn: Die Frage nach dem Gehalt ist immer schwierig pauschal zu beantworten, da sie auch von persönlichen Bedürfnissen und Rahmenbedingungen abhängt. Wieviel brauche ich materiell zum Leben? Wieviel möchte ich wert sein? Manche steigen nach langer Jobsuche oder gar mehreren Jahren Freiberuflichkeit zu einem höheren Gehalt ein, als sie vorher hatten.
Oft ist das aber nach langer Jobsuche anders. Ich selbst bin bei meiner heutigen Arbeitsstelle ungefähr in Höhe meines Arbeitslosengeldes eingestiegen, einfach, weil ich die Chancen für mich sah, hier durchzustarten und mich zu entwickeln. So ist es letztlich auch gekommen. Bei kleinen und mittleren Unternehmen ist das möglich. Bei durchtarifierten Konzernen eher nicht, aber damit stellt sich die Frage dort auch nicht.
Frage: Wie kann man sich gegenüber jüngeren Mitbewerbern abheben?
Lars Hahn: Berufliche Erfahrung zählt trotz aller Skepsis in der Arbeitswelt tatsächlich viel. Allerdings nur bei Stellen, die sich eher nicht an Berufseinsteigerinnen und –einsteiger richten. Im offenen Stellenmarkt punkten „Lebenserfahrene“ oder „Seniors“ besonders bei Leitungsstellen, aber auch bei Spezialisten- und Expertenjobs immer dann, wenn ausdrücklich Erfahrung oder Standing gefragt sind.
Nach meiner Erfahrung werden viele solcher Stellen eher über den verdeckten Stellenmarkt, also Kontakte oder Gespräche abseits der Stellenanzeigen, besetzt. Deshalb lohnt sich gerade für ältere Bewerberinnen und Bewerber die aktive Nutzung der Businessnetzwerke zu Recherche und Vernetzung.
Frage: Habt Ihr Tipps für qualifizierte Migranten, um mit Ihren Skills wahrgenommen zu werden?
Lars Hahn: Welches Unternehmen hat denn heute keine Mitarbeitenden mehr ohne Migrationsstatus? Diversity hat in viele Betriebe längst Einzug gehalten, manchmal ist der Migrationshintergrund gar von Vorteil. Aber natürlich müssen die Skills stimmen, insbesondere die fachlichen und auch die sprachlichen. Wenn die Unternehmenssprache deutsch ist, benötigen Spezialist•innen und Expert•innen oft minimale Sprachkenntnisse mit C1-Niveau. Sind die nicht vorhanden, helfen zwei Strategien: Entweder bei einem diverseren, internationalen Unternehmen anzudocken, das englisch oder meine Herkunftssprache benötigt, oder mein Sprachniveau zu verbessern.
Frage: Ist es eine gute Idee, proaktiv eine Anzeige zu schalten und wenn ja, auf welcher Plattform ist dies hilfreich?
Lars Hahn: Ein klassisches Stellengesuch, so heißen die von Bewerber•innen geschalteten Anzeigen, zu veröffentlichen, finde ich persönlich eher uninteressant. Dann schon eher etwas Auffallendes, wie eine XING - oder Facebook-Anzeige auf mein Profil. Wer diesen Aufwand betreiben möchte, kann aber vielleicht besser durch mutige, interessante und direkte Ansprache von spannenden Personaler•innen in den Businessnetzwerken punkten.
Frage: Was rätst Du Frauen, die eine längere Pause wegen der Erziehung von Kindern eingelegt haben und danach Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden?
Lars Hahn: Es gibt gerade für wiedereinsteigende Frauen vielfältige Supportangebote. Beispielsweise spezielle Karrierenetzwerke, aber auch die Beratungsmöglichkeiten für diese Zielgruppen bei der Bundesagentur für Arbeit.
Darüber hinaus liegt es gerade für Wiedereinsteiger•innen auf der Hand, dass es nützlich ist, eine aktuelle, zielorientierte berufliche Weiterbildung zu absolvieren: Nützliche Skills, gefragte Zertifikate, berufsorientierte Aktivitäten im Profil oder Lebenslauf zeigen Engagement und Zielorientierung und machen konkurrenzfähiger.
Zum Speaker:
Lars Hahn ist Geschäftsinhaber der LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH und Karriereberater. Als XING Insider schreibt er über die Veränderung unserer Arbeitswelt durch die Digitalisierung und darüber, wie man sich per Weiterbildung und andere Wege fit für die berufliche Zukunft machen kann.