Acht Fehler auf dem Weg von der Angestelltenkarriere in die Selbstständigkeit
Du bist Führungskraft mit langjähriger Erfahrung und denkst du über eine berufliche Veränderung nach? Worauf du unbedingt achten solltest, wenn du dich selbstständig machst.
Derzeit denken besonders viele Menschen über eine berufliche Neuorientierung nach.
Mit der Pandemie wurde in vielen die Frage laut: „Ist das wirklich das Leben, das ich führen möchte?“
Gerade Menschen in der sogenannten Lebensmitte sind besonders empfänglich für solche Fragen, denn die eigene Vergänglichkeit rückt stärker ins Bewusstsein.
Die gute Nachricht: Nie waren die Voraussetzungen für eine berufliche Veränderung auch jenseits der 50 günstiger. Allerorten werden händeringend Fachkräfte gesucht. Ideal für Führungskräfte, die aussteigen und zu Unternehmer:innen werden wollen.
In der Lebensmitte gründen
Gründen wird für ältere Arbeitnehmer, Fach- und Führungskräfte immer attraktiver und einfacher.
Die Gründe, die ich in meiner Beratung am häufigsten höre, sind:
Mehr Selbstbestimmung
Mehr Freiheit
Mehr Wirksamkeit
Mehr Sinn
Und: Endlich eine großartige Idee verwirklichen, die schon lange im Kopf herumgeistert oder einer Leidenschaft folgen.
Standard-Ratschläge für Gründer reichen nicht
Natürlich ist der Schritt in die Selbstständigkeit nicht ganz einfach. Informationen und Ratgeber darüber gibt viele.
Zu den Standard-Ratschlägen gehören:
Erstelle einen soliden Geschäftsplan.
Habe ein finanzielles Polster für mindestens sechs Monate, besser ein Jahr.
Kenne und verstehe deine Kunden.
Kenne das Marktumfeld und den Wettbewerb.
Habe ein marktfähiges Produkt.
Das ist alles richtig. Doch meiner Erfahrung nach hängt der Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmensgründung noch von ganz anderen Faktoren ab.
Hier sind 8 Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest
Sie schmälern deine Chancen, ein erfolgreicher Unternehmer bzw. eine erfolgreiche Unternehmerin zu werden.
Fehler Nr. 1: Sich von Angst lähmen lassen
Angst ist der schlimmste Saboteur deines Gründungsvorhabens. Die Angst vor dem Scheitern, die Angst vor dem Erfolg, die Angst vor Kritik, die Angst, nicht anerkannt zu werden, die Angst, dass niemand dein Angebot will, die Angst, dass du keine Kunden findest, die Angst, dass du nicht genug Geld verdienst, die Angst zu versagen… Willst du noch mehr? ;-)
Das kannst du tun:
Wir haben alle Angst. Du bewegst dich auf einem neuen und unbekannten Terrain! Deshalb ist es erfolgsentscheidend, dass du lernst, ihre Ursachen zu erkennen und Annahmen von den Fakten zu unterscheiden, um so zu lernen, mit der Angst umzugehen.
Fehler Nr. 2: Keine Beziehungen aufbauen
Wir wollen vieles zu schnell. Aber ohne Kontakte kein Treffen, keine Verkaufsmöglichkeit, kein Geschäft. Weil Menschen ohne Beziehungen kein Vertrauen aufbauen. Know – like – trust: Das ist die Voraussetzung fürs Verkaufen.
Das kannst du tun:
Nimm dir die Zeit, eine Beziehung zu und Vertrauen bei deinen potenziellen Kunden aufzubauen. Sei dir bewusst, dass es hier keine Abkürzung gibt.
Fehler Nr. 3: Nicht schnell genug reagieren
Je schneller du reagierst, desto entgegenkommender und zuverlässiger wirkst du. In der Anstellung antworten wir vielleicht auf manche E-Mails nicht, weil wir zum Teil nicht mal verstehen, warum wir im Verteiler sind. Diese Gewohnheit musst du ablegen. E-Mails, die du tagelang nicht beantwortest, Sprachnachrichten, die du ignorierst, und Angebote oder Verkaufsvereinbarungen, die du hinauszögerst, lassen vermuten, dass deine potenziellen Kunden nicht die höchste Priorität haben.
Das kannst du tun:
Vergiss bitte die Idee, dass eine schnelle Antwort wirkt als wärest du verzweifelt auf der Suche nach Aufträgen. Zügige Rückmeldungen lassen dich professionell, entschlossen und flexibel erscheinen.
Fehler Nr. 4: Bei Ablehnung aufgeben
Ein Nein ist oft nur eine erste Reaktion auf jemanden oder etwas, das der Käufer nicht kennt und keine Schlussfolgerung oder Entscheidung.
Das kannst du tun:
Verstehe ein Nein nicht als persönliche Ablehnung, denn es hat mit dir und deinem Angebot womöglich überhaupt nichts zu tun. Nimm eine unvoreingenommene (fast „naive“) Haltung ein und mach weiter!
Fehler Nr. 5: In der Perfektion stecken bleiben
Es gibt nicht das perfekte Angebot, den perfekten Text und die perfekte Antwort. Gut ist meistens gut genug, es sei denn, es geht um Leben und Tod, was bei den meisten von uns nicht der Fall ist.
Die letzten 20 Prozent für Perfektion erkennt dein Gegenüber meistens gar nicht. Infolgedessen werden sie weder anerkannt noch geschätzt noch haben sie eine Auswirkung auf das Ergebnis. Dass es zu lange gedauert hat bis du das Angebot erstellt oder auf die E-Mail geantwortet hast, wird hingegen sehr wohl (negativ) wahrgenommen, oder es verzögert dein Projekt, deinen Business-Start, deinen Erfolg.
Das kannst du tun:
Nimm dir die Pareto-Regel zu Herzen und lebe den Spruch: Better done than perfect. Mir ist sehr wohl bewusst wie schwierig das gerade für Menschen ist, die lange in der Anstellung waren. Doch du solltest verstehen, dass du in der Selbstständigkeit mit anderen Maßstäben gemessen wirst.
Fehler Nr. 6: Zu wenig Fokus aufs Verkaufen
Hach, was können wir tolle Strategien entwickeln und Pläne erstellen. Es gibt 1.000 Dinge, die wir in unserem Business tun können, bevor wir glauben, verkaufen zu können. Da muss erst noch eine Ausbildung gemacht werden, die Website hübsch gestaltet, Blogposts geschrieben, der Verkaufsfunnel gebaut werden und auf jeden Fall muss alles perfekt vorbereitet sein, bevor wir unser Angebot verkaufen.
Wenn du in deinem früheren Job nicht gerade Vertriebler warst, ist die Chance groß, dass du Verkaufen nicht so sexy findest. Klar, dass sich unser schlaues Hirn alles Mögliche einfallen lässt, um das Verkaufen hinauszuzögern. Aber wenn du selbstständig bist, MUSST du Dich verkaufen. Verkaufen ist das Allerwichtigste.
Das kannst du tun:
Frag‘ dich täglich, was du heute tust, um deine Leistung zu verkaufen. Und warte nicht darauf, dass die Website fertig ist, bevor du verkaufst. Die brauchst du dazu nämlich nicht.
Fehler Nr. 7: Keine Selbstführung
Müde und ungepflegte Menschen, die nicht über aktuelle Ereignisse informiert sind und seit der Schule kein Buch mehr gelesen haben, machen einen anderen Eindruck als Menschen, die sich um sich selbst kümmern und intellektuell neugierig sind. Gibst du mir recht? Gut!
Das ist nicht nur wichtig für dein Branding, für das Bild, das du nach außen abgibst. Und das hat nicht nur mit Körperpflege oder Intellekt zu tun. Es geht hier um Selbstführung. In einer Anstellung steuern uns oft Termine, Vorgaben und Erwartungen anderer. Jetzt musst du lernen, dich selbst zu führen.
Das kannst du tun:
Mach‘ dir klar, zu welcher Person du werden musst, um die von dir gesteckten Ziele zu erreichen. Überlege, was diese Person tut, damit sie das schafft und verhalte dich genau so.
Fehler Nr. 8: Keine Hilfe annehmen, keine Dankbarkeit zeigen
Der Erfolg kommt nie von allein und als Einzelkämpfer:in erfolgreich zu werden, ist unwahrscheinlich. Auf dem Weg dorthin gibt es Menschen und sollte es Menschen geben, die dir mit Rat und Tat zur Seite stehen, die dich unterstützen, die dir Dinge erklären, dir durch schwierige Zeiten helfen.
Sich helfen lassen ist für viele „Macher:innen“ nicht ganz einfach. Könnte man ja auch als Schwäche auslegen. Das ist Quatsch. Und nicht besonders smart. Führe es dir vor Augen: Trainiert ein Profisportler ohne Trainer und Coach?
Das kannst du tun:
Suche bewusst nach Unterstützung, denn das verschafft dir einen riesigen Vorsprung. Du ersparst dir Irrwege, Fehlinvestitionen und Zeit. Und: Gib offen zu, von wem du lernst. Sei dankbar gegenüber denen, die dir helfen.
Der Aufbau einer Selbstständigkeit ist aufregend und kann sich so sehr lohnen, persönlich und beruflich. Ja, du brauchst all die Grundlagen und das Handwerkszeug. Den Businessplan, ein überzeugendes Angebot und vieles mehr.
Aber es ist essentiell, dass du die Verhaltensweisen, die dich behindern, ablegst. Denn sonst nützt der beste Businessplan nichts. Und damit kannst du sofort anfangen.
Lies dazu weiter in meinem Blogartikel über 12 Fehler, die besonders Führungskräfte auf dem Weg in die Selbstständigkeit blockieren.