Alles digital: Welche vier Kernkompetenzen es jetzt in Organisationen braucht
2020 ist endlich vorbei, in 2021 wird alles besser – ehrlich gesagt: Ich bin nicht davon überzeugt. Vielmehr glaube ich, dass es schlimmer werden wird. Die Lockdowns in diesem Jahr werden kommen und gehen und vermutlich auch länger dauern – der „Mutante“ sei Dank... Aber viele Unternehmen sind inzwischen gut gerüstet und sehr erprobt in der virtuellen Zusammenarbeit, sodass der berechtigte Grund zur Hoffnung besteht, auch in diesem Jahr die Industrie und einen Teil der Dienstleistungsbranche am Laufen zu halten. Und dennoch: Ähnlich wie beim Marathon im Sport brauchen wir eines jetzt mehr als je zuvor: eine große Portion Durchhaltevermögen. Genau die wünsche ich uns allen für 2021 und fasse einmal vier Kernkompetenzen zusammen, die Organisationen meiner Meinung nach benötigen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und auch zukünftig erfolgreich zu sein.
Den Umgang mit Frustrationen im Unternehmen lernen und empathisch sein
So wird in meinen Augen der Umgang mit Frustrationen in Unternehmen zu einer Kernkompetenz. Mitarbeitende werden frustriert sein, weil sie wieder ins Büro, ihre Teams treffen oder aber auch Konferenzen besuchen wollen. All das wird es aber in diesem Jahr nicht so schnell geben. Für Führungskräfte wird es daher darauf ankommen, diese negativen Stimmungen bei ihren Mitarbeitenden zu erspüren – und zwar über digitale Kanäle, da sie die Mitarbeiterin bzw. den Mitarbeiter ja in der Regel nicht persönlich sehen können. Fragen, die Führungskräfte sich dann stellen müssen, sind u. a. „Was passiert da gerade in dem Menschen?“, „Wie erkenne ich überhaupt, dass da jemand frustriert ist?“, „Koppelt sich mein Mitarbeitender ab und ist es schwierig, wieder an ihn heranzukommen?“, „Verstehe ich die Situation aus der Perspektive des anderen?“. Diese Fähigkeit heißt Empathie und wird aktuell in vielen Artikeln proklamiert. Empathisch zu sein, zu erspüren, was den Mitarbeitenden bewegt, darauf zu reagieren und auch positive Dinge bzw. Lösungswege für sein Problem aufzuzeigen, das ist es, worauf es in den nächsten Monaten ankommen wird. Die wichtigste Ressource für Führungskräfte ist hier die Zeit! Nur wer sich Freiräume für diese Gespräche einräumt und selbst ruhig und ausgeglichen bleibt, kann diese Aufgabe bewältigen.
Teams ermöglichen, dass sie ihre Ziele eigenverantwortlich erfüllen
Was es ebenfalls in Unternehmen brauchen wird, ist Eigenverantwortung. Gerade weil wir in einem digitalen Set-up arbeiten, werden Teams in der Lage sein müssen, eigenverantwortlich ihre Ziele zu erfüllen. Genau bei diesem Thema gibt es aber oft Missverständnisse. Denn Eigenverantwortung bei der Zielerfüllung meint ja nicht, dass jedes Team sein Ziel einfach so setzen kann, wie es will. Eigenverantwortung heißt vielmehr, dass man sich gemeinsam als Unternehmen ein Ziel gesteckt bzw. mit allen erarbeitet hat, das es konsistent zu formulieren und über verschiedene Kanäle und Formate zu transportieren gilt. Für die jeweiligen Teams bedeutet das dann, dass sie sich eigenverantwortlich organisieren und das Ziel, das vorher definiert wurde, auch auf verschiedenen Wegen erreichen können müssen. Das heißt im Umkehrschluss, dass Micro-Management, Präsenzkultur oder das Kontrollieren von Einzelaktivitäten nicht stattfinden können und in diesem virtuellen Set-up, in dem wir gerade arbeiten, in meinen Augen auch zum Misserfolg verdammt sind. Stattdessen werden zukünftig Flexibilität und Agilität der Teams erfolgsentscheidend. Führungskräfte wiederum sorgen für die richtigen Rahmenbedingungen, kontrollieren die Zielerreichung und helfen die Vorgehensweisen zu justieren. Sie sind sozusagen die Kunden, für die die agilen Teams ihre Lösungen ausarbeiten.
Virtuelle Formate für den Know-how-Transfer etablieren
Und dann wäre da noch das Thema „Know-how-Transfer“. Wir bei HIRSCHTEC haben in virtuellen Team-Workshops, die wir Ende 2020 durchgeführt haben, von unseren Mitarbeitenden zurückgemeldet bekommen, dass sie sich virtuelle Formate wünschen, in denen sie sich besser austauschen können. Denn während viele Unternehmen im letzten Jahr erfahren haben, dass sie ihr Tagesgeschäft über digitale Tools relativ gut im Griff haben und auch Projekte oder interne Abläufe gut bedienen können, ist die Entwicklung von Innovationen, kreativen Prozessen oder das Arbeiten an neuen Themen, Produkten oder Services in der virtuellen Arbeitsumgebung nur schwer möglich. Was Kollege A neu entwickelt hat, woran Projektgruppe B an Standort C gerade genau arbeitet – davon bekommen die KollegInnen oft nur noch wenig oder manchmal sogar gar nichts mehr mit. Wichtig für Unternehmen wird es daher sein, Funktionen, Rollen und Formate zu etablieren, die in diesem digitalen Set-up funktionieren und den Wissenstransfer ermöglichen. Das können interne Online-Konferenzen, übergreifende Stand-ups oder auch hybride Meeting-Formate sein. Denn eines ist sicher: Stehen bleiben dürfen wir alle nicht. Wir müssen innovativ bleiben und neue Themen am Markt platzieren. Nur dann können wir als Unternehmen überleben.
Daten sammeln, analysieren und Systeme und Organisationen optimieren
Die vierte Kompetenz, die Organisationen benötigen werden, ist das sinnvolle Arbeiten mit Daten. Nicht nur, dass Unternehmen Nutzungsdaten anonymisiert und datenschutzkonform aus den internen IT-Systemen (z. B. aus Kollaborationswerkzeugen, aus dem Intranet etc.) sammeln können müssen. Sie müssen die Daten auch interpretieren und daraus gute Rückschlüsse für das eigene Geschäft ziehen können. Für das Intranet oder den digitalen Arbeitsplatz bedeutet das zum Beispiel: Unternehmen müssen zunächst einmal herausfinden, welche Elemente mehr oder weniger genutzt werden. Das ist noch relativ einfach. Schwieriger wird es aber schon, wenn evaluiert werden soll, warum bestimmte Funktionen mehr oder weniger verwendet werden und welche Handlungsempfehlungen zur Verbesserung daraus abgeleitet werden können. Hier braucht es dann ggf. KI-Elemente oder auch ergänzende kleinere Umfrage-Elemente. Und dann kommt es auch noch darauf an, zu analysieren, welche Unternehmensbereiche was nutzen, ob es regionale Unterschiede gibt und welche Erfolgsfaktoren sich aus den Daten ableiten lassen. All diese Erkenntnisse, die durch das Sammeln und Analysieren von Daten gewonnen werden, sind geschäftsrelevant und wirken sich automatisch nicht nur auf die Steuerung bzw. Optimierung dieser Systeme, sondern auch auf die gesamte Organisation aus. Daten werden somit zum wichtigen Rückgrat für Unternehmen.
Bleibt festzuhalten: 2021 wird ein herausforderndes Jahr und Organisationen werden diese vier Kernkompetenzen benötigen:
1. Richtig mit Frustrationen umgehen und Empathie zeigen,
2. Eigenverantwortliche Zielerfüllung für Teams ermöglichen,
3. Know-how-Transfer in den Teams/den Organisationen wiederherstellen,
4. Daten sammeln und analysieren, um Systeme und Organisationen zu optimieren.
Ich bin gespannt darauf, wie Sie das Jahr 2021 sehen und freue mich wie immer auf Ihr Feedback hier unter Kommentare.