Arbeitszeit ist Lebenszeit. Gedanken zum 15. Geburtstag von XING.

Die deutsche Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenquote kennt scheinbar nur eine Richtung: nach unten. Doch hinterfragt man die regelmäßigen Jubelmeldungen und verändert die Perspektive von den Unternehmen hin zu den Berufstätigen, sieht die Sache alles andere als rosig aus. So zeigt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup aus diesem Jahr, dass 71 Prozent der deutschen Beschäftigten nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Weitere 14 Prozent geben an, dass sie innerlich schon gekündigt haben. Ein wichtiger Grund für die Frustration der Befragten ist das Verhalten der Vorgesetzten. Nur 20 Prozent der Berufstätigen stimmten der Aussage zu, das Arbeitsumfeld ermutige die Mitarbeiter dazu, Neues auszuprobieren, zu scheitern und aus Fehlern zu lernen.

Diese Aussagen sind dramatisch. Da ist zum einen der volkswirtschaftliche Schaden, der enorm sein dürfte. Und wenn ich das nächste Mal von „Fachkräftemangel“ höre, werde ich diesen Begriff anders wahrnehmen. Denn wenn stimmt, was Gallup sagt, dann haben wir keinen Mangel an Fachkräften, sondern einen Mangel an Bedingungen, unter denen sich die Berufstätigen und Fachkräfte entfalten können. Wer jemals in einem beruflichen Umfeld tätig war, wo Aspekte wie Vorgesetztenverhalten und Arbeitsatmosphäre schlecht waren, weiß zudem, wie sehr das persönlich frustriert und das Leben beeinträchtigt. Schlechte Arbeitsbedingungen rauben jede Energie – und verschwenden Lebenszeit. Denn wir verbringen zum Teil mehr Zeit am Arbeitsplatz als mit unseren Partnern, Freunden, Kindern!

Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit

Es ist jetzt 15 Jahre her, dass Lars Hinrichs XING als Start-up am Hamburger Gänsemarkt gründete. Was mit einer Handvoll Pionieren begann, ist heute das führende berufliche Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Als solches beschäftigen wir mittlerweile mehr als 1500 MitarbeiterInnen, sind börsen- und TecDax-notiert – und haben mehr als 15 Millionen Mitglieder, die unsere Plattform nutzen. Was ist das Geheimnis unseres Erfolges, werde ich oft gefragt.

Die Antwort liegt aus meiner Sicht nicht etwa in bestimmten Produktfeatures oder konkreten Angeboten, die wir zur Verfügung stellen. Sondern darin, dass wir unsere Mitglieder bei dem so einfach formulierten wie schwer zu erreichenden Ziel unterstützen, dass sie gern zur Arbeit gehen und das tun können, was sie wirklich wollen. Das tun wir natürlich mit Lösungen und Services, die ihnen zum Beispiel zuallererst helfen, den Job zu finden, der zu ihrem Leben passt, wie speziell auch immer ihre Bedürfnisse und Wünsche sein mögen. Die sie ausrüsten mit Informationen, Wissen und die für Transparenz sorgen – damit sie in ihrem beruflichen Umfeld auf Augenhöhe agieren können. Und ihnen ein Netz von anderen Menschen zur Verfügung zu stellen, das bleibt und Sicherheit gibt, auch wenn der Arbeitgeber wechselt – gewollt oder ungewollt.

Der Einsatz für New Work ist für uns Antrieb und Motor

Für uns bei XING ist der Mensch das Maß aller Dinge. Deshalb sprechen wir auch nicht etwa von „Arbeit 4.0“, denn das impliziert, dass sich der Arbeitnehmer auf die „Industrie 4.0“ einzustellen hat. Wir sprechen hingegen von New Work. Und meinen damit eine Arbeitswelt, in der der Mensch Mensch sein kann. Indem er eine Tätigkeit ausübt, in der er sein Potenzial entfalten kann. Wo Raum für Ideen, Buntheit und Scheitern ist. Wir glauben nicht an das Konzept der „Work-Life-Balance“. Denn der Begriff impliziert, dass es auf der einen Seite ein Leben gibt, auf der anderen die Arbeit. Diese Vorstellung gehört in den Aktenordner der Geschichte.

Wir haben jetzt – gerade im deutschsprachigen Raum – die Möglichkeit, die anachronistische und aus dem Militärischen entlehnte Kultur von Befehl und Gehorsam hinter uns zu lassen. Das ist gut für die Innovationskraft der Unternehmen, in deren Reihen sich eine Unzahl von Menschen befindet, die nur noch Dienst nach Vorschrift machen – und ihre Ideen für sich behalten. Das ist gut für jeden Einzelnen, der aufhört, seine Lebenszeit für eine als sinnlos empfundene Tätigkeit zu verschwenden. Und das ist gut für uns alle, die wir in einer offeneren, zufriedeneren und bunteren Gesellschaft leben. Wir werden uns in diesem Sinne weiter für „New Work“ einsetzen. Das ist uns Antrieb und Motor und der Schlüssel zum Erfolg von XING.

In 15 Jahren werden agilere und menschlichere Strukturen starre Hierarchien abgelöst haben

Und es gibt großen Anlass zur Hoffnung, dass sich die Arbeitswelt zu einer besseren entwickelt. Wir haben das Jubiläum von XING zum Anlass genommen, unsere Mitglieder nach ihren Hoffnungen und Wünschen für die Zukunft zu befragen. Dabei kam unter anderem heraus, dass fast zwei Drittel der Unternehmen davon ausgehen, dass die trägen Top-down-Strukturen in 15 Jahren durch agilere und menschlichere Organisationen abgelöst worden sein werden. Diese und andere Erkenntnisse haben wir zusammen mit Professor Peter Wippermann im „New Work Trendbook“ gebündelt, in dem wir die 15 wichtigsten Trends zur Zukunft der Arbeitswelt zusammengefasst haben. Die Lektüre lohnt sich und liefert viele Impulse, wie Berufstätige ihr Arbeitsleben positiv verändern können. Auf der Debattenplattform XING Klartext werden werktäglich renommierte Autoren und Experten, wie beispielsweise Otto-Chef Alexander Birken, Vorzeigegründerin Verena Pausder und der Mediziner Professor Dietrich Grönemeyer, meinungsstark Position zu den Trends beziehen. Alle Beiträge werden den Mitgliedern nach Erscheinen auf der zentralen Microsite www.xing.com/zukunft-der-arbeit präsentiert. In den sozialen Netzwerken können Interessierte über die Hashtags #XING15 und #ZUKUNFTDERARBEIT mitdiskutieren.

Ich bedanke mich bei allen, die sich an den Diskussionen beteiligen und dabei mitwirken, unsere Vision von einem besseren Berufsleben zu verwirklichen. Bei unseren Mitgliedern, die letztlich das sind, was XING ausmacht. Bei unseren Mitarbeitern, deren Engagement und Ideenreichtum die vergangenen 15 Jahre erst möglich gemacht haben. Und bei allen Unterstützern unserer vielzähligen New-Work-Aktivitäten. Danke! For a better working life!

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Vor 15 Jahren gab es weder soziale Medien noch Smartphones, agiles Arbeiten war hierzulande unbekannt. Unvorstellbar, was in den kommenden 15 Jahre alles Neues entstehen und wie sich unsere Arbeitswelt entwickeln wird! In welchen Berufen werden wir künftig überhaupt arbeiten – und wie? Wie verändert die künstliche Intelligenz den Recruiting-Prozess? Wird die Arbeitswelt von morgen gerechter sein – oder tiefer gespalten?

Zusammen mit dem Zukunftsforscher und Gründer des Trendbüros, Professor Peter Wippermann, hat XING 15 Trends untersucht, die Arbeitnehmer und Unternehmen betreffen und die Gesellschaft verändern werden. Unsere Prognosen basieren auf der wissenschaftlichen Expertise des Trendbüros, einer repräsentativen Umfrage unter den XING Mitgliedern und E-Recruiting-Kunden sowie aus unserer Erfahrung als Vorreiter beim Thema New Work.

Die 15 Trends lassen wir ab dem 5. November täglich auf XING diskutieren – auf XING Klartext, von unseren XING Insidern und im XING Talk. Alle Beiträge finden Sie gesammelt auf einer News-Seite.

  • In der Woche ab dem 5. November dreht sich alles darum, was sich für den einzelnen Arbeitnehmer ändert.

  • Ab dem 12. November diskutieren wir eine Woche lang die Folgen des Wandels für Unternehmen.

  • Eine Woche später, ab dem 19. November, thematisieren wir, wie sich unsere Gesellschaft verändern wird.

Bei Fragen, Feedback und Ideen erreichen Sie die Redaktion von XING News unter klartext@xing.com. Wir freuen uns auf spannende und hitzige Diskussionen!

Dr. Thomas Vollmoeller schreibt über Business, New Work, Digitales

Ich bin Vorstandschef von XING. Mein großes Interesse gilt dem Thema New Work: Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Was zeichnet gute Arbeitgeber aus?

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