Attraktive Arbeitgeber: Zur Kultur der Leistung, Professionalität und Effektivität
Unternehmenserfolg hängt heute nicht mehr ausschließlich von materiellen und ökonomischen Faktoren ab, sondern immer stärker auch von der Unternehmenskultur. Sie zu definieren erscheint zuweilen wie der sprichwörtliche Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Bei aller Definitionen-Vielfalt gibt es dennoch eine gemeinsame Basis: Die Summe der Grundüberzeugungen, die sich in einem Unternehmen entwickelt haben, bildet die jeweilige Kultur, das persönliche Paradigma einer Organisation.
Die Unternehmenskultur
• erleichtert den Umgang mit Herausforderungen und Unvorhergesehenem
• verdeutlicht, wer man ist
• zeigt Kunden und Partnern, was man will und kann
• schafft Orientierung, die zu Zielen führt
• findet ihren Ausdruck in formalen Regeln.
Papierne Glaubensbekenntnisse drucken viele Unternehmen - entscheidend ist die Praxis.
Die gemeinsam ermittelten Werte machen in unsicheren Zeiten strategisches Handeln erst möglich.
Alle Beteiligten werden durch eine Haltung miteinander verbunden, auch wenn jeder individuell denkt und handelt, denn alle Menschen bringen persönliche Überzeugungen, Normen und Wertvorstellungen aus der Kultur ein, in der er aufgewachsen ist (Mikrokulturen). Nachhaltig ausgerichtete Unternehmen behalten die Unternehmensentwicklung langfristig im Auge und blicken auch über den Tellerrand hinaus in die Zukunft. Sie sehen den Mitarbeiter nicht nur als „Human Capital“, das über kurze Zeiträume maximal produktiv sein soll, sondern leben von der Unternehmenskultur, den gelebten Werten, der Motivation und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter, deren Bedarf durch den Einsatz von Partizipationsinstrumenten (Mitarbeiterbefragungen, Gesundheitszirkel oder Arbeitssituationsanalysen, Jahresgespräche, SWOT-Analysen) ermittelt wird.
Die Erkenntnisse daraus sind beim deutschen Baudienstleister und Projektentwickler KRIEGER + SCHRAMM (K+S) in den 7-Jahres-Leitzielen des Bereichs Team verankert und werden jährlich überprüft. „Wichtig ist, die Mitarbeiter 100-prozentig hinter die Philosophie des Unternehmens zu bringen. Es geht um Offenheit, Wertschätzung und Authentizität“, sagt Gründer und Geschäftsführer Matthias Krieger. Alle zwei Jahre wird hier eine anonyme Mitarbeiterbefragung durchgeführt und analysiert. „Wir identifizieren Bedürfnisse der Mitarbeiter und decken Verbesserungspotenziale auf. Die Ergebnisse werden im Kreis der Führungskräfte ausgewertet, Maßnahmen eingeleitet und den Mitarbeitern kommuniziert.“ Um die Praktikabilität zu steigern wurde die Befragung im Jahr 2017 erstmals digital über eine Online-Befragung durchgeführt. Künftig soll der Fragebogen weiter verbessert und vor allem die Segmentierungsmöglichkeiten erhöht werden. Durch vier Qualitätszirkel, bestehend aus Mitarbeitern verschiedener Bereiche und Ebenen, wird sichergestellt, dass die ermittelten Kennzahlen und Analysen sowie externe Impulse aus Seminaren und Schulungen gebündelt ausgewertet werden und die wichtigsten Punkte im Strategie-Workshop der Geschäftsführer und Führungskräfte entschieden werden. Die Qualitätszirkel dienen dabei als Filter und Vorauswahl. Der Unternehmer bestätigt, dass Mitarbeiterbindung und -motivation heute immer weniger über das Gehalt und zunehmend über Benefits funktioniert, die der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern gewährt.
Doch was bedeutet dies in Corona-Zeiten für Unternehmen?
„Ein außergewöhnliches Jahr inmitten einer Pandemie liegt hinter uns allen. Wir konnten unsere Arbeitsplätze halten und haben trotz der Kontaktbeschränkungen versucht, die Qualität unserer Arbeit weiter hochzuhalten“, sagt der Diplom-Ingenieur Werner Neumüller, Geschäftsführer NEUMÜLLER Ingenieurbüro GmbH, die auch für 2021 von Great Place to Work® als „Attraktiver Arbeitgeber“ zertifiziert worden ist. Kerngeschäft ist die Rekrutierungsunterstützung im Kundenauftrag, über die Personaldienstleistung/Arbeitnehmerüberlassung – mit anschließender Gelegenheit zur Übernahme der Ingenieure und Mitarbeiter durch die Kunden des Unternehmens.
Handeln nach ethischen Werten und Normen ist besonders in der Personaldienstleistung von besonderer Bedeutung, um die erhöhte Zufriedenheit der Bewerber, Mitarbeiter und Kunden zu erreichen. Grundlage ist hier die gelebte Unternehmens-DNA („ehrlich, fleißig, nachhaltig“). „Dazu ist es wichtig, dass die Position und Verantwortung des Arbeitgebers in der Gesellschaft stimmt“, so Neumüller. Das jährlich vergebene Zertifikat soll die erlebte Arbeitgeberattraktivität im Rahmen des gesicherten Zertifizierungsprozesses von Great Place to Work® - einem internationalen Forschungs- und Beratungsinstitut, das in rund 60 Ländern Unternehmen dabei unterstützt, ihre Unternehmens- und Arbeitsplatzkultur zu entwickeln - zum Ausdruck bringen. Neben einem unabhängigen und anonymen Mitarbeiterfeedback dient auch eine Analyse von Maßnahmen und Programmen der Personalarbeit als Bewertungsgrundlage für die Zertifizierung, die allerdings nur „echt“ ist, wenn die Werte des Unternehmens auch wirklich gelebt werden.
Die Firmenkultur in Zeiten des demografischen Wandels zu pflegen und dafür Sorge zu tragen, dass sie mit der Kultur der Leistung, Professionalität und Effektivität der Organisation übereinstimmt und zu deren Funktionieren beiträgt, ist eine der wichtigsten Managementaufgaben der Zukunft.
Weiterführende Literatur:
Werner Neumüller: Sport und Gesundheitsmanagement – eine Notwendigkeit in Zeiten des demografischen Wandels. Am Beispiel der Neumüller Unternehmensgruppe. In: CSR und Sportmanagement. Jenseits von Sieg und Niederlage: Sport als gesellschaftliche Aufgabe verstehen und umsetzen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. 2. Auflage, SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2019.
Matthias Krieger: Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2011.