Banken tun sich schwer mit Agilität
Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland hat erkannt, dass sie beweglicher werden müssen. Mit neuen Führungsmodellen, agilen Methoden und modernen Technologien wollen sie sich den veränderten Marktbedingungen schneller und besser anpassen sowie die eigene Innovationskraft stärken. Finanzinstitute allerdings gehen die Herausforderung "Agilität" nur verhalten an, wie einekürzliche erschienene Studie zeigt.
Agilität findet Einzug in Unternehmen
Wie weit das Thema Agilität bereits Einzug in Unternehmen gefunden hat, zeigt eine aktuelle Untersuchung von Sopra Steria Consulting. Dazu wurden 302 Führungskräfte aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung sowie Telekommunikation und Medien befragt, wie sich das Entscheidungs- und Führungsverhalten derzeit verändert.
Demnach sehen sich die meisten Entscheider in puncto Agilität grundsätzlich gut aufgestellt. Beim Blick auf konkrete Veränderungen klaffen allerdings Wunsch und Wirklichkeit an vielen Stellen auseinander.
Banken tun sich schwer mit Agilität
Jeder dritte Manager in Finanzinstituten in Deutschland hält das eigene Unternehmen im Vergleich zum Wettbewerb für überdurchschnittlich agil. Durch mehr Mitwirkung und Eigenverantwortung der Mitarbeiter sollen Entscheidungen beschleunigt werden. Allerdings herrscht nur in jeder fünften Bank ein agiler Führungsstil.
40 Prozent verzichten zudem noch auf moderne IT-Anwendungen. Und 91 Prozent der befragten Manager vertrauen vorrangig auf Erfahrung und Intuition. Nur jeder vierte Finanzdienstleister plant den Abbau starrer Hierarchien.
Dabei haben Banken und Versicherungen wie alle Unternehmen in Deutschland immer weniger Zeit für Entscheidungen:
Sechs von zehn Führungskräften berichten, deutlich schneller Beschlüsse zu fassen als früher.
Jeder Zweite trifft häufiger Entscheidungen als noch vor fünf Jahren.
Dennoch verzichten Finanzunternehmen überdurchschnittlich häufig auf technologische Unterstützung für die Entscheidungsfindung:
Nur sechs Prozent der befragten Führungskräfte setzen beispielsweise auf Predictive-Analytics-Anwendungen, die ihnen bei Prognosen helfen. In anderen Branchen sind es im Durchschnitt rund 20 Prozent.
Auch bei der Einführung flächendeckender Tools für eine bessere Zusammenarbeit sind Banken und Versicherer zurückhaltend. Nur zwölf Prozent nutzen moderne Technologien für den schnellen zentralen Zugriff auf Wissen.
Genauso viele Finanzdienstleister setzen auf künstliche Intelligenz, unter anderem bei der Auswertung komplexer Schriftstücke.
Während in der Industrie 50 Prozent der Unternehmen mit einer Zwischenlösung zwischen agiler Selbstorganisation und klassischer Führung mit Anweisungen und Kontrolle arbeiten, sind derartige Mischformen agiler Führungsmodelle nur in 29 Prozent der befragten Finanzunternehmen vorhanden.
Compliance als Agilitätsbremse?
Der langsamere Abschied von starren Entscheidungswegen liegt auch an der überdurchschnittlichen Regulierung der Branche. Zwei von drei Managern sehen sich in ihrer Bewegungsfreiheit bei Entscheidungen durch regulatorische Bestimmungen eingeschränkt.
Trotz des spürbaren Anstiegs bei der Anzahl an Entscheidungen seit 2013 verteilt nur etwas mehr als jeder Vierte Entscheidungen auf mehrere Schultern. In der Industrie und der öffentlichen Verwaltung gibt mittlerweile rund jeder Dritte mehr Entscheidungsgewalt ab als vor fünf Jahren.
Ausführlich und mit einer Infografik im Bank Blog:
Finanzinstitute gehen Agilität verhalten an
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