Bei Preiserhöhungen sind Banken erstaunlich kreativ

Preise für Finanzdienstleistungen stehen im Blickpunkt der Öffentlichkeit und sollten daher sorgfältig und mit Bedacht gewählt werden. Als Reaktion auf niedrige Zinsen und geringere Margen drehen Banken und Sparkassen seit fünf Jahren massiv an der Gebührenschraube.

Vor allem im Girokonto-Bereich wurden die Preise deutlich erhöht. Im vergangenen Jahr haben unter anderem die Commerzbank, die Deutsche Bank und die Postbank die Gebühren rund um das Produkt Girokonto heraufgesetzt.

Und einer Studie von Sopra Steria Consulting zufolge plant die Hälfte aller Institute weitere Preiserhöhungen. Vor allem Genossenschaftsbanken und Großbanken denken demnach überdurchschnittlich oft über neue Gebühren oder Erhöhungen bestehender Gebühren nach. Aber auch Sparkassen sind in dieser Hinsicht äußerst phantasiereich.

Vergleichsweise günstige Bankpreise in Deutschland

Seit jeder sind die Preise für Bankleistungen in Deutschland günstig. Deutlich wird dies, wenn man deren Entwicklung im Vergleich zur allgemeinen Preissteigerung betrachtet.

Demnach sind die Kosten zwischen 2011 und 2014 im Vergleich zu den Gesamtkosten der Lebenshaltung deutlich gefallen und seitdem erst langsam wieder angestiegen.

Nach einer EU-Studie liegt Deutschland bei den Kosten eines Girokontos im Vergleich zu anderen europäischen Ländern im (eher unteren) Mittelfeld.

Erfindungsreichtum kennt keine Grenzen

Fakt ist, dass viele Institute in den letzten drei Jahren ihre Girokontopreise angehoben haben. Fakt ist auch, dass bei der Erhebung von Gebühren rund um das Girokonto ein erstaunlicher Ideen- und Erfindungsreichtum von Banken und Sparkassen zur Entfaltung kommt. Neben Grund- und Basispreisen fallen bei vielen Instituten – selbst in vermeintlichen Pauschalpreismodellen – zusätzliche Kosten für Girocard oder Kreditkarte an. Unverändert gibt es auch noch Preismodelle, bei denen jeder Buchungsposten bepreist wird.

Spannend und vor allem intransparent für den Kunden wird es indes bei der Vielfalt der Preise für Nebenleistungen rund ums Girokonto. Dabei wird munter sogar Geld für die Nutzung digitaler Kanäle verlangt, egal, ob in der SB-Zone, für Online Banking oder für Mobile Banking. Man vertraut offensichtlich darauf, dass die Einzelgebühren in der Masse der Buchungen untergehen und der Kunde sie nicht bemerkt, zumindest aber stillschweigend hinnimmt.

Hier eine kleine Auswahl:

  • Anforderung einer Karten-PIN,

  • Ausdruck von Kontoauszügen am Kontoauszugsdrucker,

  • Barauszahlungen an der Kasse,

  • Beleglose Überweisung an einem SB-Terminal,

  • Beleghafte Überweisungen,

  • Einrichten oder Ändern eines Dauerauftrags,

  • Telefonisch aufgegebene Überweisungen,

  • Online Überweisungen per Listen-TAN,

  • Online Überweisungen per SMS-TAN,

  • Scheckeinreichung,

  • Aufladen der Geldkarte.

Zahlungskontengesetz schafft mehr Transparenz

Seit kurzem sind Kreditinstitute durch das Zahlungskontengesetz verpflichtet, ihren Kunden einmal jährlich eine Auflistung der Girokonto-Kosten zur Verfügung zu stellen. Die BaFin hat dazu eine entsprechend standardisierte Entgeltinformation veröffentlicht, die 18 verschiedene Dienstleistungsmerkmale samt Erläuterungen enthält. Vergleichsportale werden dies offensiv nutzen und Kunden zu einem Wechsel animieren. Zudem können sie sich zertifizieren lassen, um damit zu belegen, dass ihr Vergleich die Anforderungen des Zahlungskontengesetzes erfüllt.

Allerdings sind in der BaFin-Auflistung längst nicht alle der oben aufgeführten Entgeltvarianten enthalten. Insofern wird es weiterhin eine partielle Intransparenz geben, der die Informationen im Vorfeld eines Wechsels erschwert.

Preis und Kundenzufriedenheit

Um Kundenzufriedenheit zu erzielen sind zwei Elemente wichtig:

  • Nutzenstiftende Versprechen und

  • deren Einhaltung.

Der Preis bleibt zwar ein wichtiger Faktor im Wettbewerb. Banken und Sparkassen sollten daher Preise zwar so niedrig wie möglich wählen, gleichzeitig aber so hoch, dass gegebene Versprechen problemlos eingehalten werden können.

Die Freude über einen günstigen Preis ist schnell verflogen. Gebrochene Versprechen hallen hingegen noch lange nach.

Ausführlich und mit anschaulichen Infografiken wie immer im Bank Blog, dem führenden Internetmagazin für Fach- und Führungskräfte in der Finanzbranche.

Lösen Preiserhöhungen die Ertragsprobleme der Banken?

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Dr. Hansjörg Leichsenring schreibt über Finanzdienstleistung, Banken und Sparkassen

Seit über 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern und berichte als Herausgeber und Autor des Bank-Blogs regelmäßig über aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleister.

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