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Brauchen wir in Zukunft noch Büros?

Künftig werden mehr Menschen weniger im Büro, sondern mehr mobil und im Homeoffice arbeiten.

Ermöglicht wird dies zum Beispiel durch ein neues, gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickeltes flexibleres Arbeitszeitmodell, das Homeoffice ermöglicht und das über eine nutzerfreundliche und einfach zu bedienende Zeiterfassungs-App gesteuert wird. Die Anpassung und Einführung der App-Lösung erfolgt unter Einbindung der späteren Nutzer. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass der „Präsenzfetischismus“ in Unternehmen wohl bald der Vergangenheit angehören wird. So gab es beim Küchen-Hersteller Häcker Küchen auch schon vor Corona Homeoffice-Arbeitsplätze. Im Unternehmen aus Rödinghausen arbeiteten Ende 2020 mehr als 500 von insgesamt 1.855 Mitarbeitern im Homeoffice. „Seit März/April 2020 wurde dies verstärkt vom Unternehmen angeboten“, sagt Karsten Bäumer, der hier die Unternehmenskommunikation leitet. Den Aufruf der Politik nach mehr Homeoffice wird hier als „durchaus positiv“ empfunden. Eine gesetzliche Pflicht wird allerdings kritisch gesehen, „denn jedes Unternehmen müsse seine Voraussetzungen individuell bewerten.“ Auch sei innerhalb der Produktion oder der Logistik Homeoffice nicht möglich. In den Arbeitsbereichen, in denen keine Heimarbeit möglich ist, werden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen (u.a. Maskenpflicht, kostenlose Masken, Abstands- und Lüftungsregeln) umgesetzt. Weitsichtige Arbeitgeber, zu denen auch viele Familienunternehmen gehören, legen Wert auf Ergebnisse und nicht auf die eingesetzte Zeit, die an einem fest definierten Arbeitsplatz erledigt wird. Dennoch sollten Vor- und Nachteile des Homeoffice gut abgewogen werden.

Vorteile:

• räumliche und zeitliche Autonomie

• Einsparungen für Mitarbeiter und Unternehmen (z.B. laufende Kosten, Wegfall von Fahrtwegen zur Arbeit und Dienstreisen)

• höhere Produktivität

• konzentrierteres und effektiveres Arbeiten.

Nachteile:

• ungenügende Ausstattung des Homeoffice

• Produktivitätsabfall der Beschäftigten (z.B. durch ungenügende Infrastruktur im Homeoffice)

• verminderte Mitarbeiterbindung (Fehlen persönlicher Begegnungen mit Kollegen)

• gesundheitliche Probleme (Rückenprobleme, Kopfschmerzen, Verspannungen, erhöhte Müdigkeit aufgrund von Fehlhaltungen, Depressionen)

• fehlende Grenze zwischen Arbeit und Freizeit.

Büros werden auch in Zukunft nicht verschwinden.

Es stellt sich allerdings die Frage, „wofür und mit wie vielen Arbeitsplätzen. Geht es darum, E-Mails zu beantworten und zu schreiben, Dokumente zu bearbeiten oder sich mit den KollegInnen regelmäßig abzustimmen, ist das mittlerweile dank fortschreitender Technik nahezu von überall aus möglich“, sagt Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation beim Ökoversender memo. Es werden nicht mehr alle MitarbeiterInnen täglich im Büro sein. „Unternehmen, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind und händeringend nach mehr Platz suchen, haben dadurch z.B. die Möglichkeit des Desk Sharings, bei dem sich mehrere Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen oder es gar keine festen Arbeitsplätze mehr gibt.“ Die Kommunikationsexpertin bemerkt aber auch, dass durch keine Technik der persönliche Kontakt und das Miteinander in einem Büro ersetzt werden kann – „angefangen beim netten Plausch an der Kaffeemaschine oder dem informellen Austausch in der Mittagspause.“ Am besten wäre für sie eine Verschmelzung aus beiden Welten, denn die Arbeit könnte dann besser zu dem Leben passen, das wir wirklich führen wollen.

Weiterführende Informationen:

OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030. Visionen. Chancen. Herausforderungen. Hg. von Robert Nehring. PRIMA VIER Nehring Verlag, Berlin 2020.

CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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