Den richtigen Job finden – wie Evolution und Gehirn uns dabei helfen
Viele Menschen fragen sich nicht nur einmal im Leben, welche berufliche Tätigkeit wirklich zu ihnen passt. Was wir bei der richtigen Jobsuche aber immer beachten sollten: Unsere Motive bilden die Grundlage dafür, welche Aspekte unseres Jobs wir am liebsten mögen werden.
Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit: Wir, barfuß mit Fellklamotten und Speer, vor 30.000 Jahren, hatten Jobs. Wir wussten, was wir besonders mochten**,** was unser Beitrag zum Überleben sein konnte. Beeren sammeln und dafür drei Tage allein durch den Wald stapfen? Mache ich! Am Lagerfeuer gründlich darüber grübeln, wie man einen erlegten Wildschweineber aus einer Entfernung von zwei Tagesmärschen am schnellsten und bequemsten zum Clan schafft? Super, ist total meins! Den ganzen Tag Haselnüsse für den gesamten Clan knacken und in einen großen Korb werfen? Damit lass mich bloß in Ruhe. Stein- und Holzwälle bauen, die uns vor lauernden Wölfen und fremden Clans schützen? Ach, uns passiert schon nichts, dafür strenge ich mich nicht an. Wunderbar ist ja, dass jeder etwas anderes liebt – im Ergebnis werden sich die Nussknacker und Wällebauer·innen schon finden. Und ich übergebe meine tolle Wildschweintransportidee an jemanden, der das Gefährt dann ganz enthusiastisch zehnmal für unseren Clan baut.
Mit moderner Persönlichkeitsdiagnostik zum perfekten Job
Unser Gehirn bietet uns ein nahezu perfektes Jobprofil, wir müssen nur genau hinschauen und nutzen, was ohnehin vorhanden ist. Moderne Persönlichkeitsdiagnostik bietet uns genaue Messwerte, die uns sagen, was wir lieben, was wir vermeiden und was uns gleichgültig ist. Mit diesen Werten lassen sich – bevor wir einen Job übernehmen – bereits klare Prognosen dazu abgeben:
ob wir die mit diesem Job verbundenen Aufgaben lieben werden,
ob wir gar nicht merken werden, dass wir bei der Arbeit sind,
ob es Aspekte geben wird, die uns vorkommen, als müssten wir den ganzen Tag große Steine von links nach rechts und wieder nach links schleppen.
Wie hilft uns nun unser differenziertes und wissenschaftlich inzwischen repräsentativ beforschtes Wissen über unsere inneren Motivstrukturen**,** die evolutionär so logisch und nützlich erscheinen? Bei der Erledigung unserer täglichen Aufgaben können ebenjene Motivstrukturen sehr viel mit unserer Freude und letztendlich auch unserer Fertigkeit machen. Sie leiten uns darin an, mit wie viel Enthusiasmus wir unsere Arbeit bewältigen, wie wir Aufgaben angehen und auch wie wir sie priorisieren.
Unsere Motive bilden die Grundlage dafür, welche Aspekte unseres Jobs wir am liebsten mögen werden – und auch, welcher Job im Ganzen wirklich zu uns passt.Anna Faghir Afghani
Mangelnde Passung ist ein Faktor, der wohl oder übel irgendwann zu Demotivation, Irritation, anhaltendem Stress, Langeweile oder Frustration führen wird. Bei Headhuntern im Executive-Bereich, aber auch beispielsweise im Falle einer persönlich motivierten Umorientierung mit Tragweite sollten differenzierte Persönlichkeitsdiagnostiken und – darauf basierend – eine Bezugnahme auf die Position State oft the Art und eine Standardprozedur sein. Alles andere bleibt ja eine mehr oder weniger diffuse Einschätzung, beispielsweise anhand jener hinreichend bekannten Fragebögen, die Eindrücke zu vermeintlich oder tatsächlich vorhandenen Kompetenzen erheben.
„Limbischer Puppenspieler“ zieht Fäden unserer Denk- und Handlungsreflexe
Kompetenz und Motivation sind allerdings zweierlei: Kompetenz kann man sich im Zweifel aneignen, Motive sind fester Bestandteil der Persönlichkeit. Diese sind maßgeblich für die grundsätzliche emotionale Matrix, die Ausgangspunkt und Plankensetzer für jedes Fühlen, Denken und Handeln ist – sozusagen der „limbische Puppenspieler“, der die Fäden unserer Gefühlswelt, unserer Denk- und Handlungsreflexe zieht.
Wir ahnen doch schon, ob wir eher Nüsse knacken, Wälle bauen, Wildschweintransportsysteme erfinden oder Suppe für den ganzen Clan kochen wollen. Wir fühlen, ob wir eher gern wochenlang allein durch die Wälder streifen oder lieber jedes abendliche Lagerfeuer zu einem echten Meet&Greet mit dem Alpha des Clans werden lassen möchten. Treffen wir also eine Entscheidung von Tragweite, wie einen Jobwechsel – insbesondere mit hoher Projekt- und Personalverantwortung:
Weshalb um Himmelswillen sollten wir dabei diffus in der Einschätzung und eher lax im Streben nach Passung bleiben, obwohl unsere intrinsische Motivstruktur stabiler ist und uns mehr ausmacht als alles andere?