Der Dreiklang der Nachhaltigkeit: ESG als größter Transformationsprozess
ESG wurde anhand einer digitalen Umfrage, die „Immobilien Zeitung“ und das Unternehmen „Die Strategiekollegen“ durchgeführt haben, noch vor „Baupreissteigerung“ und „Zeitenwende“ zum „Immobilienwort des Jahres 2022“ gekürt.
Environment (Umwelt): Klima (Minimierung der Emissionen, Auswirkungen der hergestellten und verkauften Produkte auf die Umwelt, verantwortungsvoller Umgang mit knappen Ressourcen), Artenvielfalt
Social (Soziales): Menschenrechte, keine Kinder- und Zwangsarbeit, Chancengleichheit, Schutz der Arbeitnehmer:innen, Arbeitsrechte, Nutzungskomfort, Sicherheit, Gesundheit (allerdings integriert die ESG-Berichterstattung längst nicht immer die Gesundheitsthemen, weder in Europa noch in Nordamerika. Laut den Analysten von Jefferies, einer Investmentbank, dominieren Themen wie Diversität, Inklusion, Talententwicklung und Entschädigungen für die Executives die Berichterstattung).
Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung): Risiko- und Reputationsmanagement, Aufsichtsstrukturen, Compliance (Einhaltung von Gesetzen und Regeln), Verpflichtung zu ethisch korrektem Verhalten, angemessene Vergütung der Mitarbeitenden, Diversität im Vorstand und Aufsichtsrat, Verhinderung von Korruption.
Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC), in der 100 Bauunternehmen, Planer und Projektsteuerer im Herbst 2022 telefonisch zu den Herausforderungen ihrer Branche befragt wurden, zeigt, dass in der Baubranche allerdings noch großer Handlungsbedarf bei der Verankerung des ESG-Managements besteht:
29 Prozent hat diese Funktion noch gar nicht in der Organisation integriert - und das, obwohl 83 Prozent Nachhaltigkeit in der Bauindustrie für wichtig halten.
61 Prozent der Unternehmen geben an, ESG verabschiedet zu haben.
60 Prozent der Unternehmen verfügen mittlerweile über eine Compliance-Strategie (Vorjahr: 49 Prozent), im Bereich Umwelt sind es 67 Prozent.
Klarheit soll hier unter anderem der „EU Sustainable Finance Action Plan“ schaffen sowie weitere Verordnungen, darunter die Taxonomie-Verordnung, die im Januar 20222 in Kraft trat. Hilfreich ist auch die 2020 gegründete ESG Circle of Real Estate (ECORE). Ziel ist die Entwicklung eines einheitlichen und branchenübergreifenden Standards in Europa zur Überprüfung der ESG-Konformität von Immobilien. https://www.engie-deutschland.de/de/magazin/ecore-esg-circle-real-estate-der-branchenstandard-fuer-esg Mit dem ECORE-Scoring wurde ein Standard erschaffen, der sämtliche Regularien, Gesetze, Verordnungen und die ESG-Kriterien vereint sowie bereits durchgeführte Zertifizierungssysteme (DGNB, BREEAM und LEED) abfragt. Das Scoring wird fortlaufend an die neuesten Anforderungen der EU angepasst. Das Scoring-Modell besteht aus den drei Clustern Governance, Verbräuche und Emissionen sowie Asset Check.
Besonders in der Finanzwelt ist ESG seit einigen Jahren ein Indikator für Nachhaltigkeit. Erstmalig tauchte diese Abkürzung im Bericht „Who Cares wins“ der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2004 auf. Vorteile für Unternehmen:
Ressourcenschonung- bzw. einsparung
verbesserte Kontrollmechanismen
erhöhte Wirtschaftlichkeit
steigende Umsätze
erhöhte Arbeitgeber-Attraktivität
Entwicklung neuer, innovative Produkte und Dienstleistungen.
Rating-Agenturen kontrollieren die Einhaltung der ESG-Kriterien. Mithilfe von ESG-Scores lassen sich Länder und Unternehmen weltweit vergleichen. Dies wird allerdings erschwert durch unterschiedliche Punktesysteme der verschiedenen Rating-Agenturen. Problematisch gestaltet sich auch die Einschätzung zu immateriellen Faktoren wie Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.
Die ESG-Kriterien sind für die meisten Unternehmen noch unerreichbar – was nun?
Vom CSR-Manager zum Head of ESG: Zum Wandel eines Berufsbildes
Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.