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Die Corona-Krise und die Folgen für den Immobilienmarkt in Deutschland: Was jetzt zählt

„Die Corona-Krise könnte weitreichende Folgen für die Immobilienwirtschaft haben“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei EY für die DACH-Region und verantwortlich für die neue Studie des deutschen Prüf- und Beratungsunternehmens EY Real Estate. Die Befragung wurde vom 19. bis zum 24. März 2020 durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 300 Teilnehmer aus der deutschen Immobilienwirtschaft teil, darunter institutionelle Investoren, Immobilien-AGs/REITs, Immobilienfonds, Banken, Family Offices, Kapitalanlagegesellschaften und Wohnungsgesellschaften.

Die wichtigsten Ergebnisse:

• 76 Prozent der Immobilienunternehmen erwarten in diesem Jahr ein sinkendes Investitionsvolumen. Umgekehrt rechnen derzeit nur vier Prozent mit einem steigenden Transaktionsvolumen.

• Etwa zwei Drittel der Befragten erhoffen sich Erleichterungen im Besteuerungs- sowie im Erhebungs- und Vollstreckungsverfahren.

• Ca. die Hälfte der Teilnehmer erachtet einen vorübergehenden Verzicht auf die Erhebung von Lohn- und Umsatzsteuer als wertwolle sofortige Liquiditätsmaßnahmen.

• Aufgrund der massiven Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft erwarten fast 96 Prozent ein weiter anhaltendes Niedrigzinsumfeld.

• Über 80 Prozent befürchten einen Rückgang von Neubauten, denn viele Investoren wollen erst einmal abwarten, wie sich die Situation entwickelt.

• Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten zudem verminderte Investitionen in Bestandsgebäude.

Die Immobilienwirtschaft ist stark mit dem Finanzsystem und der Wirtschaft verbunden, deshalb wird es aufgrund der aktuellen Situation Unsicherheiten bei laufenden Finanzierungen geben: 75 Prozent der Teilnehmer rechnen mit restriktiveren Kreditvergaben und mehr als 70 Prozent sehen auch laufende Finanzierungen gefährdet.

Was bedeuten Shutdown und Social Distancing für die Kauf- und Finanzierungsberatung?

Interview mit dem Immobilienexperten Matthias Krieger

Matthias Krieger, Jahrgang 1962, hat 1992 hat die Unternehmensgruppe Krieger + Schramm (K+S) gegründet. Er ist Unternehmer, Stifter, Autor und ehemaliger Leistungssportler. Für das Hochbauunternehmen mit Hauptsitz in Dingelstädt und Niederlassungen in Kassel, Frankfurt/Main, München und Berlin ist unternehmerischer Erfolg eng mit einer wertebasierten Unternehmenskultur verbunden, die Partnerschaft, Dialog, Transparenz und Leistung fördert. Buchpublikationen: „Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt“ (BusinessVillage Verlag 2011) und „Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten“ (BusinessVillage Verlag, 2020). Weiterführende Informationen: www.krieger-schramm.de.

Herr Krieger, was bedeuten Shutdown und Social Distancing für die Kauf- und Finanzierungsberatung?

Im Zuge der Corona-Krise ist die Finanzierungsberatung bei vielen Banken nur sehr eingeschränkt möglich. Einige vergeben vor allem im Immobilienbereich gar keine Kredite. Bau- und Kauf-Interessenten von Immobilien haben erhebliche Probleme eine Finanzierung abzuschließen, obwohl der Markt derzeit (noch) attraktiv ist.

Sie bieten einen K+S Finanzierungsservice online an. Was bedeutet das konkret?

Jeder kann kontaktlos und bequem von Zuhause aus den kostenfreien Service in Anspruch nehmen. Verglichen werden Angebote aus über 400 Banken, um das passende Angebot zu finden. Die digitale Beratung erfolgt über die eigene Onlineplattform per Videochat. Der Beratungstermin ist direkt über den Terminkalender des Unternehmens sichtbar, der in Echtzeit die Verfügbarkeiten des Vertriebsteams anzeigt, sodass direkt ein passender Termin vereinbart werden kann. Hierfür ist keine weitere Software erforderlich. Es folgt eine Terminbestätigung per E-Mail, in der das weitere Vorgehen detailliert beschrieben wird - Termine können selbstverständlich aber auch weiterhin mit dem Vertriebsteam vereinbart werden.

Können Sie ein paar Tipps für alle geben, die sich gegen steigende Zinsen absichern wollen und bereits jetzt Planungssicherheit für die Anschlussfinanzierung haben möchten?

Immobilienbesitzer, die das Darlehen für ihre Immobilie abbezahlen, sollten unbedingt Möglichkeiten prüfen, den Baukredit umzuschulden und die Konditionen zu verbessern. Ist das Darlehen bereits seit zehn Jahren vollständig ausbezahlt, kann es mit einer Frist von sechs Monaten kostenfrei gekündigt werden, auch wenn eine längere Zinsbindung vereinbart war (das Sonderkündigungsrecht verfällt auch nicht, wenn der frühestmögliche Kündigungstermin bereits verstrichen ist). Die Zinsbindung des Immobiliendarlehens muss allerdings länger als zehn Jahre laufen.

Das Zinsniveau ist heute wesentlich niedriger als damals, die Konditionen zu den aktuell gültigen Zinsen werden neu berechnet. Die Umschuldung bedeutet eine sofortige Entlastung bei der monatlichen Rate. Wer seine bisherige Rate beibehalten kann und möchte, erhöht damit automatisch die Tilgung und zahlt das Darlehen deutlich schneller ab. Falls eine Anschlussfinanzierung noch nicht möglich ist, lassen sich die aktuellen Zinsen schon fünf Jahre vor Ablauf der Zinsbindung mit einem Forward-Darlehen „einfrieren“.

Der Ausblick auf die kommenden Monate lässt erwarten, dass der Arbeitsmarkt stark unter Spannung gerät. Welche finanzielle Absicherung bei Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit bietet die K + S Versicherung?

Sie bezahlt bei Arbeitslosigkeit die Kreditrate bis max. 2.000 € monatlich. Damit wird das finanzielle Risiko beim Kauf einer Immobilie von Krieger + Schramm deutlich verringert. Die Kosten dieser Versicherung übernimmt das Unternehmen für die ersten fünf Jahre. Es besteht auch die Möglichkeit, die Vertragslaufzeit auf bis zu 15 Jahre zu verlängern.

Wie kamen Sie zu der Idee, solch eine Versicherung anzubieten?

Seit Anfang der Corona-Krise treffen wir uns wöchentlich im kleinen Kreis, u.a. mit den Geschäftsführern, um die aktuellen Themen zu besprechen. In diesem Zuge haben wir uns gefragt, wie wir unseren Kunden helfen können, und derzeit das brennendste Problem ist. Schnell kamen wir zur Überzeugung, dass Familien, die sich den Wunsch vom Eigenheim ganz konkret vorstellen konnten, in der jetzigen unsicheren Situation wahrscheinlich Zweifel bekommen. Sie haben Ängste wie den Verlust des Arbeitsplatzes etc. Diese Ängste möchten wir ihnen nehmen. Sie sollen die Krise nutzen, um günstige Finanzierungen zu erhalten. Derzeit zeigen sich viele Vorteile. Wir möchten helfen, dass sie diese Vorteile nachhaltig nutzen können. Über diese Gedankengänge kamen wir zu der Versicherung. Wir haben den Markt sondiert, und einen zuverlässigen Partner gefunden, mit dem wir nun eine Rahmenvereinbarung getroffen haben. So können wir die Versicherung unseren Kunden nun ohne Mehrkosten (für die ersten fünf Jahre) anbieten. Die ersten Gespräche zeigen, dass das Angebot sehr gut angenommen wird.

Weiterführende Informationen:

Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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