Die Etablierung eines Leitbildes ist eines der wichtigsten Aufgaben im Unternehmen

Unternehmenskultur ist nicht wirklich greifbar.

Außenstehende können sich lediglich an Leitlinien orientieren, die als ethische Basiswerte für das Zusammenarbeiten in Unternehmen unverzichtbar sind, denn sie geben Orientierung bei konkreten Entscheidungen im Arbeitsalltag, sind Grundlage für einen langfristigen Unternehmenserfolg und bilden angesichts der Herausforderungen und rasanten Veränderungen einen Kompass. Diese Grundsatzdokumente zur Unternehmenspolitik und Unternehmensphilosophie enthalten in der Regel Aussagen zu Werten und Verhaltensweisen sowie zur Vision und zur Mission des Unternehmens zur strategischen Orientierung der Mitarbeiter.

Die Vision ist ein konkretes Zukunftsbild, das zeitlich nahe genug am Ist-Zustand ist, sodass die Realisierbarkeit noch sichtbar ist, aber entfernt genug, um die Begeisterung für eine neue Wirklichkeit zu erwecken. Missionen (auch „policies“) sind allerdings noch konkreter: Sie beschreiben die grundsätzlich vom Unternehmen zu verfolgenden Aufgaben. Ein „mission statement“ definiert neben angestrebten Zielen und Aktivitätsfeldern des Unternehmens vor allem erwünschte Verhaltensweisen der Organisationsmitglieder und zentrale gemeinsame Werte und Verhaltensweisen, die bindende Wirkung haben.

Das Überleben in globalen Wertschöpfungsprozessen kann jedoch erst abgesichert werden, wenn Leitbildprozesse auf Selbstorganisations- und Lernpotentialen aufbauen und durch alle Beteiligten akzeptiert und mitgetragen werden. Denn Leitlinien sind wertlos, wenn sie der Wirklichkeit nicht entsprechen. Ohne die Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Zielen können Motivation und Kreativität, Leistungs- und Veränderungsbereitschaft nicht freisetzt und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Geschäftsalltag nicht gewährleistet werden. So sollten die Ausarbeitung und die Formulierung des Wertekodex unter möglichst breiter Mitwirkung aller Beteiligten im Unternehmen erfolgen. Unternehmen sollten nicht nur ihr Leitbild sichtbar machen, sondern auch kommunizieren, wie es entwickelt wurde und welche weiteren Interventionen zur Veränderung der Unternehmenskultur angewandt wurden.

Nachhaltig erfolgreiche Leitbildprozesse

Das in Rödinghausen (Ostwestfalen) ansässige inhabergeführte Familienunternehmen Häcker Küchen, das über 60 Länder auf allen Kontinenten mit Küchen „Made in Germany“ beliefert, drehte im August 2019 einen Film zum Thema Unternehmensverantwortung, in dem es auch um Unternehmenswerte geht: Sie werden allerdings nicht einfach nur benannt, sondern zuerst hinterfragt von Pia Finkemeier, der Tochter des Unternehmensinhabers. Sie sitzt an einem See und möchte den Weg zur Unternehmensverantwortung finden. Einzelne Outdoor-Szenen symbolisieren diese Werte - und am Ende steht das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern, die in 15 Veranstaltungen mit der Geschäftsführung, Führungskräften und Stakeholdergruppen eingebunden waren, um die Häcker-Werte („das, was uns ausmacht“) und Handlungsfelder zu ermitteln. Dafür wurden konkrete Umsetzungsziele definiert und an die Geschäftsführung adressiert. Daraus ergab sich ein Bild von Handlungsprämissen, die auf die unternehmerischen Grundwerte konsolidiert werden können. Führungskräfte und Manager bewerten die handlungsleitenden und identitätsstiftenden Werte ihres Umfeldes und richten ihr Tun daran aus.

Weiterführende Literatur:

Gisela Rehm: Gute Energie: Wie Nachhaltigkeit in Familienunternehmen wirkt. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020, S. 435-442.

Kolja Rudzio: Theorie der Firmenkultur. Regeln für Hirn und Herz. In: DIE ZEIT Nr. 39 (18.9.2003), S. 28.

Häcker Unternehmenskultur. In: INTERN. Das Magazin für Häcker-MitarbeiterInnen. Ausgabe 35 (November 2019), S. 20.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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