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Die neuen Sinnmacher: Warum Menschen und Unternehmen einen klar definierten Purpose brauchen

Viele Menschen denken heute über einen Jobwechsel nach, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Leistungen im Unternehmen nicht anerkannt werden. Aufrichtiges Interesse zu zeigen beginnt damit, sich Zeit für die Mitarbeiter zu nehmen und ihnen ehrlich zu begegnen. „Aufrichtiges Interesse fördert zudem ein positives Vertrauensverhältnis, das es den Mitarbeitern einfacher macht, auch unangenehme Themen anzusprechen. Dies kann für den geschäftlichen Erfolg in Krisenzeiten entscheidend sein. Wer sich regelmäßig Zeit für seine Mitarbeiter nimmt, merkt außerdem schneller, wenn ein Mitarbeiter zu viele Aufgaben hat, gestresst ist oder aufgrund einer privaten Situation zeitweise nicht die beste Arbeitsleistung abrufen kann“, heißt es auf der Website des Online-Weiterbildungsanbieters karriere tutor® , wo Nutzer ihre Karrieren in den Bereichen IT, Management oder Marketing fördern können.

Wenn Menschen ihrer Beschäftigung aus innerer Überzeugung nachgehen …

Geld verdienen ist für die Mitarbeiter hier nicht der alleinige Sinn der beruflichen Tätigkeit. Für den Weiterbildungsanbieter bedeutet „Purpose“ („inneres Anliegen“), Menschen glücklicher zu machen sowie exzellente Fachkenntnisse und Praxiswissen in didaktisch professionell aufbereiteten Lernprogrammen zu vermitteln. Der Daseinsgrund des Unternehmens ergab sich auch aus der Geschichte der Gründer. Wenn der Job schon einen Großteil unserer Zeit ausmacht, „dann soll er auch Sinn und Freude machen“, sagt Geschäftsführer Oliver Herbig. 2015 gründete er gemeinsam mit Andrea Fischer das Unternehmen, zu dem heute auch Geschäftsführer Marc Bachmann gehört. Er betont, wie wichtig es ist, als Unternehmen „ein gesundes Wachstum aus eigener Kraft hinzulegen.“

Jahrzehntelang stand Profitmaximierung um jeden Preis im Fokus – heute zeigt sich, dass dieses Modell keinen nachhaltigen Mehrwert schafft. Shareholder Value allein genügt längst nicht mehr, wenn es um Zukunftsgestaltung und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen geht. Nach dem Shareholder Value-Ansatz hat die Unternehmensleitung im Sinne der Aktionäre zu handeln. Doch nachhaltig erfolgreiches Handeln in Unternehmen „ist nicht möglich ohne Gewissen, Moral und Verantwortungsbewusstsein der Entscheider. Es geht auch nicht ohne Rückgrat und die Bereitschaft, sich mit ungeduldigen Aktionären anzulegen. Das ist mühsamer, als den Aktionären schnelle Gewinne zu liefern“, sagt Karl-Heinz Büschemann.

Lebenslanges Lernen wird von Oliver Herbig als das wichtigste bildungspolitische Thema in den nächsten Jahren gesehen. Die Studie „Weiterbildung 2019“ von MAKAM Research im Auftrag der PbEB bestätigt dies. Was das konkret bedeutet, zeigt die „Erfolgsstory“ von Florian Stief – nachzulesen auf der Website des Unternehmens. Sie belegt aber auch, dass ein klar definierter Purpose jedem Menschen das Gefühl vermittelt, Teil von etwas Größerem zu sein und Sinn in der eigenen Tätigkeit zu finden: Im Alter von 28 Jahren hatte er zwar einen Master im Internationalen Management in der Tasche, aber die Seele war leer: Jeden Morgen fragte er sich, warum er aufsteht und was das alles soll. Eine Mitarbeiterin der Arbeitsagentur schlug ihm verschiedene Weiterbildungen vor. Das interessierte ihn.

Die Weiterbildung ihn dann immer wieder vor neue Herausforderungen, „und es war durchaus das eine oder andere Mal eine gute Portion Unlust dabei, den PC anzumachen und zu lernen. Aber ich wollte jetzt nicht kehrtmachen, weil ich meine Chance auf eine nachhaltige Veränderung spürte. Weil ich nicht wieder jeden Morgen frustriert durch München fahren wollte, um acht Stunden mein Soll zu erfüllen.“ Rückblickend empfindet er dies als Erfüllung – auch dank eines digitalen Geschäftsmodells, das überall in Deutschland funktioniert. Das Gefühl, seine Scrum®- und CTO-Zertifikate in den Händen zu halten, machte ihn sehr stolz: „Was ein Stück Papier emotional in mir auslösen konnte, war dann wie eine Art Weckruf.“ Als er sein berufliches Profil auf XING ergänzt hatte, meldeten sich täglich Headhunter bei ihm. Heute arbeitet er als Junior Service Management Consultant in einem Beratungsunternehmen. Dafür musste sich nicht bewerben, sondern wurde umworben. „Die Sackgasse, aus der ich nicht mehr rauszukommen dachte, stand plötzlich himmelweit offen.“

Weiterführende Informationen:

Karl-Heinz Büschemann: Die neue Sinnsuche. In: Süddeutsche Zeitung (9./10.11.2019), S. 26.

Kathrin Beckert-Plewka: Die Cyberabwehr steht. Mitarbeiter als Teil des IT-Security-Konzeptes. In: DAS BÜRO 4/2019, S. 50.

Andrea Fischer und Katharina Pavlustyk: Energie der Bildung: Vom Sinn des eigenen Tuns. In: CSR und Energiewirtschaft. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Berlin und Heidelberg 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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