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Digital Leadership: Wie geht Führung in digitalen Zeiten?

Echte Leader fragen nicht danach, was sie wollen und was zu ihnen passt, sondern was in einer bestimmten Situation zum Besten für alle getan werden muss. Ihre Motivation und Kraft kommen aus der Aufgabe, die sich ihnen stellt. Wo sich Resultate nicht einstellen, reden sie sich nicht heraus, denn sie wissen, dass sie dadurch bald ihre Glaubwürdigkeit verlieren würden. „Sie wissen, dass das, was ihnen selbst klar ist – ihre Sicht, ihre eigene Vorstellungswelt – anderen überhaupt nicht klar sein muss und oft auch gar nicht klar sein kann.“ Sie drücken sich deshalb klar und deutlich aus, um sich verständlich zu machen. Sie leben vor und führen durch Beispiel. Der Erfolg in der Sache ist ihnen wichtig, nicht ihr Erfolg als Person. Echte Leader müssen nach Malik keine begeisternden Menschen sein, denn Begeisterung kann in kritischen Führungssituationen auch ein entscheidendes Hindernis für Leadership sein. Um dies wirksam zu machen, braucht es effektives Management, dessen Grundlagen Wissen, Erfahrungen und Talent sind.

Es geht darum, dass die richtigen Dinge richtig und gut getan werden – „und dafür müssen auch die richtigen Entscheidungsgrundlagen zugrunde gelegt werden“, sagt Helen Landhäußer, die seit der Gründung Teil des Start-ups LOOXR ist – zuerst als Growth Manager mit Fokus auf die Markteinführung und das Business Development. Mittlerweile hat sie die kaufmännische Geschäftsleitung übernommen. Gemeinsam mit dem LOOXR-Team vertritt sie die Vision, einen digitalisierten, hocheffizienten und maximal transparenten Druckluftprozess zu realisieren – mit dem Ziel, den ökologischen Fußabdruck von Industrieunternehmen zu verbessern. Sie ist wie Malik davon überzeugt: Wo richtiges Management wirkt, können Menschen ihre Stärken in Leistung umwandeln, erfolgreich sein und durch ihr wirksames Handeln Lebenssinn finden.

In den vergangenen Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir heute leben und arbeiten durch digitale Transformation und disruptive Technologien radikal verändert. Heute wird von einer Welt der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA) gesprochen. Doch was braucht es, um sich darauf vorzubereiten und die Zukunft erfolgreich zu gestalten? Das setzt Unternehmen und Organisationen unter Druck, denn die Rahmenbedingungen ändern sich heute immer schneller. Vielen Mitarbeitenden fehlt es häufig an der Kompetenz, diese Veränderungen nachhaltig erfolgreich und wirksam umzusetzen – im Sinne des Management-Verständnisses von Fredmund Malik: effektiv und effizient (darunter wird auch das Meistern von Komplexität verstanden). Wo auch „Leadership“ nicht effektiv umgesetzt wird, bleiben auch die besten „Leader“ wirkungslos.

Es ist in Krisensituationen und Umbruchszeiten fatal, immer mehr Leadership und Sozialkompetenz zu verlangen statt mehr Effektivität, kritisiert auch der Managementexperte Reinhard K. Sprenger. Leider ist die Wirksamkeit in vielen Organisationen das schwächste Glied. Sie sind aufgrund überholter Methoden, eines veralteten Managementverständnisses und unbrauchbar gewordener Strukturen überfordert, langsam und ineffizient. Innovation und Kreativität sind unter solchen Bedingungen kaum möglich. Langfristige Planungen sind sehr schwierig geworden. Auch Leadership muss neue Polaritäten in Bewegung bringen, alte Muster aufbrechen, Beharrungsenergien lösen und immer neu balancieren: Kommunikation und Kooperation verlagern sich zunehmend in den virtuellen Raum. Auch Führung wird indirekter (Selbstorganisation der Teams) und vernetzter. „Digitalisierung ist Verbindung von bisher Unverbundenem“, sagt Sprenger.

In diesem Kontext muss sich auch die Führungskultur ändern – weg von starren Hierarchien und hin zu mehr Verantwortung für die Mitarbeitenden. Aufgrund der vielen atypischen Beschäftigungsverhältnisse und der Teilzeitarbeit gewinnen Koordinationsaufgaben stark an Bedeutung. Schon heute ist vieles „übergreifend“: „funktionsübergreifend, abteilungsübergreifend, standortübergreifend.“ Das Zielbild ist allen gemeinsam: ein Ökosystem von Stakeholdern, das Synergien erzeugt und in der digitalen Welt bestehen kann. Flexibilität und Lernfähigkeit sind deshalb grundlegende Kompetenzen. Voraussetzung dafür sind eine auf Wandel, Innovation und Adaption ausgerichtete Führung, die sich rasch auf neue Situationen einstellen kann, die Initiative ergreift, um notwendige Veränderungen umzusetzen und die dafür sorgt, dass die gesamte Organisation agil handelt. Angesichts der Herausforderungen stoßen prozessverbessernde Manager allerdings schnell an ihre Grenzen. Es klafft zuweilen noch eine große Lücke zwischen Veränderungsbereitschaft und –fähigkeit. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Leadership-Definition von disziplinarischer Führung zum Leadership im Sinne einer transformationalen Führung stark verändert. Digital Leadership ist eine neue Ausprägung, die sich mit agiler Führung zum Leadership ergänzt. Was Leadership heute ausmacht, beschreibt er in seinem Buch „Radikal führen“, das gerade in erweiterter Auflage erschienen ist:

  • Leadership erfordert ein Wollen und Können.

  • Leadership muss mit dem Anspruch verbunden sein, anspruchsvolle Ergebnisse erreichen zu wollen.

  • Leadership braucht Freude am menschlichen Kontakt und Vernetzungen.

  • Leadership muss einen Blick für die Stärken der Mitarbeitenden entwickeln.

  • Leadership erfordert, dass Fremdoptimierung vor Selbstoptimierung steht.

  • Leadership braucht Mut und Urteilskraft.

  • Leadership unterstützt bei der Konfliktbewältigung.

  • Leadership ist eine Kernaufgabe der Führung und trägt zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit einer Organisation bei.

  • Wandel und Shared Leadership in der Arbeitswelt

  • DigiScouts: Auszubildende entdecken das nachhaltige Potenzial der Digitalisierung

  • CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Auflage. Berlin, Heidelberg 2021.

  • CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Auflage Berlin Heidelberg 2021.

  • Helen Landhäußer und Florian Feltes: Wie viel Gefühl steckt in künstlicher Intelligenz? In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.

  • Reinhard K. Sprenger: Radikal führen. 2. Auflage 2023. Campus Verlag, Frankfurt a M. 2023.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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