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Effekte der Corona-Pandemie und des virtuellen Arbeitens auf die deutsche Innovationskraft

Viele Unternehmen aus den Branchen KfZ- und Maschinenbau, Chemie, Elektrotechnik sowie den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind sich derzeit noch unsicher, wie es nach der Corona-Krise mit der digitalen Arbeitswelt weitergehen soll. Mit dieser Frage beschäftigte sich auch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in einer Forsa-Umfrage unter 328 deutschen mittelständischen und Großunternehmen der deutschen Schlüsselindustrien und aus der Branche Finanzen und Versicherungen. Aus den Ergebnissen haben die Forschenden Handlungsempfehlungen erarbeitet, wie Unternehmen künftig virtuelle Zusammenarbeit nutzen sollten, um die Innovationskraft Deutschlands weiter zu stärken.

• Der Vergleich mit dem Jahr 2019 zeigt: die Corona-Pandemie hat Deutschland als Wirtschaftsstandort zwar temporär geschwächt, kann den Innovationsstandort aber nachhaltig stärken.

• Vor allem die Faktoren Veränderungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Beteiligung haben in den Forschungs- und Entwicklungsteams der befragten Unternehmen einen Schub erhalten.

• Die Unternehmen unterscheiden sich zuweilen deutlich darin, wie stark die virtuellen Kooperationsformen die Zusammenarbeit im Team verändert haben: Tendenziell waren die positiven Auswirkungen auf das Innovationsklima in den Branchen IKT sowie Finanzen und Versicherungen am größten.

• Die Corona-Pandemie hat Umsatz und Gewinn der befragten Unternehmen tendenziell eher negativ beeinflusst. Dieser negative Effekt der Pandemie schlug sich aber in deutlich geringerem Maße auf den Einsatz des FuE-Personals und die FuE-Budgets nieder.

• Die Innovationsleistung in den untersuchten Industrien hat sich der Corona-Pandemie zum Trotz in der Gesamttendenz eher positiv entwickelt, gelitten haben jedoch die Kooperationen mit externen FuE-Partnern.

• Viele Unternehmen haben in der Krise vorrangig an externen FuE-Aufträgen gespart, begrüßen allerdings Einsparungen bei Reisekosten und Effizienzgewinne durch die digitale Kommunikation mit externen FuE-Partnern.

• Positive Effekte sehen die Befragten für die Innovationsprozesse in den internen FuE-Teams.

• Die deutliche Mehrheit gibt an, dass sie die digitale Kommunikation innerhalb und außerhalb der Unternehmen sowie zeit- und standortunabhängiges Arbeiten auch nach der Corona-Pandemie beibehalten werden.

• Die Pandemie wirkte als „Digitalisierungsbooster“ für virtuelle Zusammenarbeit: Drei Viertel der befragten Unternehmen (72,2 Prozent) gaben an, dass das Ausmaß der virtuellen Zusammenarbeit bei ihnen deutlich zugenommen habe.

• Zwei von drei Unternehmen (64,4%) geben an, dass die erforderliche Infrastruktur schon vor der Pandemie vorhanden war.

• Die digitale Kommunikation zwischen Personen innerhalb eines Unternehmens und mit Personen außerhalb eines Unternehmens wird mittelfristig ihren festen Platz im Arbeitsalltag der FuE-Teams haben.

• Es fehlt noch eine intensive Auseinandersetzung mit der Führungskultur und den Managementmethoden in Unternehmen - hier braucht es im „New Normal“ weitere Innovationen. Die Infrastruktur zur digitalen Kommunikation sollte weiter ausgebaut werden.

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO entwickelt gemeinsam mit Unternehmen, Institutionen und Einrichtungen der öffentlichen Hand Strategien, Geschäftsmodelle und Lösungen für die digitale Transformation. Hervorzuheben ist im genannten Kontext auch die „Fallstudie Organisation 4.0. Transformation zur agilen Organisation und Ausgründung der LOOXR GmbH als Leckage-Management“. Das mittelständische Unternehmen Mader sieht die Verknüpfung von Energieeffizienz und Digitalisierung als Schlüssel zur erfolgreichen Erzeugung und Nutzung von Druckluft in der Zukunft. Hier sind und waren sich schon vor der Corona-Pandemie alle bewusst: Wenn Digitalisierung einen nachhaltigen Erfolg für das Unternehmen bringen soll, ist die Auseinandersetzung mit der Unternehmenskultur, zu der auch die Arbeitsweise und Organisationsstruktur gehört, essenziell. Deshalb wurde sie in mehreren Schritten weiterentwickelt und die Leistungsangebote um digitale Anwendungen ergänzt. Zentrale Aspekte sind dabei das agile Projektmanagement und die agilitätsförderliche Organisation. Innovationen sind hier ein zentrales Element der Unternehmenskultur und entscheidend für den Unternehmenserfolg. Ein Beispiel ist die hier entwickelte digitale Leckage-Anwendung (Leckage-App), die zunächst zur Optimierung des eigenen Dienstleistungsprozesses in einem abteilungsübergreifenden Team entwickelt wurde. 2018 wurde die LOOXR GmbH neu gegründet. Aus dem Bereich Innovationsmanagement entstanden und als Mader-Spin-off wird hier das gesamte „Softwaregeschäft“ gebündelt. Ziel ist es, den gesamten Druckluftprozess zu digitalisieren und damit maximale Transparenz, Versorgungssicherheit und Energieeffizienz im gesamten Druckluftsystem zu erreichen.

  • Ulrike Böhm: Ein Mittelständler digitalisiert sich – Von Erfolgen, Hürden und Nachhaltigkeit.

  • Marina Griesinger: Energieeffizienz und Digitalisierung: Der Schlüssel zur erfolgreichen Erzeugung und Nutzung von Druckluft.

  • Helen Landhäußer: Plattformökonomie im B2B-Maschinen- und Anlagenbau – Analyse für ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell.

  • Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG.

  • Alle Beiträge in: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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