Susann Weiss/Pixabay

Einrichten im Grünen: Warum draußen das gute Leben ist

Gartenmöbel günstig zu kaufen hatte bis vor einigen Jahren für viele Menschen oberste Priorität. Heute gehören billige Baumarktmöbel endgültig auf den Sperrmüll. Spartanisches und günstiges Gartenmobiliar ist in Deutschland immer seltener zu finden. Norman Kietzmann wies schon vor einigen Jahren in der WirtschaftsWoche nach, dass es in deutschen Gärten, Terrassen und Balkons inzwischen sogar „luxuriös“ zugeht: Das Wohnzimmer hat sich nach außen verlagert – was früher hochwertig und formschön die Innenräume schmückte, hat nun seinen Platz in der Natur. Sofas, Sessel, Schränke, Kommoden, Tische und Liegen – geflochtene, filigrane oder verspielte Outdoormöbel werden zu ganzen Landschaften inszeniert, die zeigen, wer wir sind und was wir wollen.

Die Deutschen geben für Garten- und Balkonmöbel inzwischen sehr viel Geld aus. Zwar machen im europaweiten Vergleich Frankreich und Italien aufgrund des besseren Wetters den meisten Umsatz mit Gartenmöbeln, doch die Tendenz in Deutschland ist seit Jahren steigend. Die meisten aktuellen Medienberichte beschränken sich auf die neue Designkultur – mit der Geschichte hinter den Produkten beschäftigen sie sich weniger: Welche Materialien wurden verwendet? Wo wurden sie gefertigt und von wem? Gab es faire Konditionen? Sind die Produkte recyclingfähig? Können sie in natürliche Kreisläufe zurückgeführt werden? Entspricht es nachhaltigen Qualitätsansprüchen? Auch nach sozialverträglichen Arbeitsbedingungen in der Produktion sollte gefragt werden. Denn Gartenmöbel verstärken nicht nur das „entspannte Lebensgefühl im Freien“, merkt auch Kietzmann zu Recht an, „sie leisten mitunter auch Wirtschaftshilfe in benachteiligten Regionen“.

Das Material bei Gartenmöbeln sollte sorgsam gewählt werden, denn es muss wetterfest, UV-beständig, langlebig und dennoch pflegeleicht sein. Geeignet sind besonders Möbel aus Metall und Holz. Für den Außenbereich ist die Robinie die ideale Holzart, weil es sich um ein sehr schweres und hartes Holz handelt, das außerdem (auch gegen Pilze und Fäulnis) sehr widerstandsfähig ist und wenig Feuchtigkeit aufnimmt (Quelle: memolife). Gartenmöbel aus Holz gehören nach wie vor zu den meistverkauften. Viele werden aus Teak, einem besonders wetterfesten Tropenholz, hergestellt.

Lothar Hartmann, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement bei der memo AG, verweist in einem Interview mit der Nachhaltigkeitsplattform UmweltDialog darauf, dass der Ökoversender allerdings keine Gartenmöbel aus Teakholz führt. Diese Beschränkung erfolgt sehr bewusst, weil nicht sichergestellt werden kann, „dass dieses Tropenholz nicht aus Gebieten stammt, in denen das Holz durch Raubbau gewonnen wird, wodurch dann häufig auch die Lebensgrundlage indigener Völker und vieler Tierarten bedroht ist.“ Zudem wird Wert auf kurze Transportwege gelegt, was bei Tropenholz nicht gegeben ist. Hier wird auf das Umweltlabel FSC gesetzt. Forest Stewartship Council ist eine internationale Vereinigung, die sich für nachhaltige Forstwirtschaft einsetzt. Die Preise für nachhaltige Gartenmöbel sind fair, können jedoch nicht mit den Preisen bei Discountern oder in Baumärkten mithalten. Gute Gartenmöbel haben ihren Preis, halten dafür aber fast ein Leben lang.

Gartenmöbel gehören wie die Küche heute zum Luxus der Deutschen, besonders gefragt sind beispielsweise Loungemöbel für die Terrasse. Beliebt sind helle oder dunkle Naturfarben wie Anthrazit oder Mokka, häufig in Kombination mit einfarbigen Polstern und Kissen. Lust an Inszenierung und nachhaltiges Bewusstsein müssen sich nicht ausschließen, denn den meisten Menschen geht es um Anspruch und Herausforderung des guten Lebens, das auch durch Gartenmöbel und –landschaften ausgedrückt wird. In einer Welt, die immer geschmackloser wird und seelisch verkümmert, wächst die Sehnsucht nach Sinn, verstärkt sich der Wunsch, dem Alltag nicht passiv ausgesetzt zu sein, sondern formgebend in ihn einzugreifen und die Welt „draußen“ zu verbessern. Dazu gehört auch, uns mit Dingen zu umgeben, die uns glücklich machen und nicht auf Fehlkäufe zu setzen. Dinge und ihre Ordnung erzählen eine Geschichte – mit unserem Verhältnis zu ihnen gestalten wir die Welt.

  • Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Das Prinzip Nachhaltigkeit im eigenen Leben. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020, S. 71-80.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen