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Erfolg durchs Mentoring: Wie gewonnene Jahre zu erfüllten werden

Immer mehr Menschen erreichen ein immer höheres Lebensalter. Auch für die Politik werden die über 50-Jährigen immer wichtiger, die inzwischen die Mehrheit der Wahlberechtigten stellen.

Doch wie sehen die Altersgruppen der zweiten Lebenshälfte ihre „Rolle“, die angesichts zunehmender Langlebigkeit nicht die sein kann, nach dem Berufsende hinter dem Ofen zu sitzen und auf das Ende zu warten oder sich im Konsumrausch zu ergehen? Wie denken und fühlen sie? Was treibt sie an? Welches Selbstbild haben sie?

„Es wird Zeit, dass sich unsere Denke bezüglich des Älterwerdens ändert. Ich bin mit fast 66 Jahren keine Seniorin wie meine Mutter eine war. Ich stehe mitten im Leben“, sagt Claudia Behringer. 2018 hat sie ein unabhängiges Finanzmaklerbüro verkauft und eine Coachingausbildung absolviert. Seither gibt sie ihre Lebens- und Finanzerfahrung weiter: „In unserer heutigen Zeit des Niedrigzinses und der wachsenden Inflation sollten alle Menschen ihre Möglichkeiten kennen, um der Altersarmut und der Verarmung zu entkommen.“

Es lassen sich neue Denkweisen, neue Beziehungsformen und neue Verhaltensrollen zwanglos erproben und in die eigene Lebensführung umsetzen. Deshalb brauchen wir auch Altersbilder, die die Vielfalt der Lebensformen in dieser Lebensphase widerspiegeln. Das ist auch eine wichtige Grundlage für gegenseitiges Verständnis zwischen den Generationen. Eine Kultur des aktiven Alterns trägt auch dazu bei, dass ältere Menschen länger auf dem Arbeitsmarkt gehalten werden und dass dafür Sorge getragen wird, dass sie so lange wie möglich gesund, aktiv und selbstbestimmt bleiben.

Unternehmen, die frühzeitig die Zeichen der Zeit erkennen, werden in besonderem Maße von diesem Trend profitieren. Der Nürnberger Unternehmer Werner Neumüller weiß um die Potenziale vieler älterer Menschen und sieht nicht nur einseitig Kosten, Belastungen und Probleme, die freilich auch Realität sind und denen sich unsere Gesellschaft stellen muss. Anstatt Ältere als Risikofaktoren zu betrachten, werden sie in seiner Unternehmensgruppe als sehr wertvoll, vor allem als Mentoren, geschätzt.

Die Nachfrage nach befähigten älteren Mentoren für die qualifizierte Beratung von Führungskräften wird sich künftig nach Ansicht des Personalexperten noch erhöhen. Es ist dies die Rolle der gereiften Persönlichkeit, die als Ratgeber ihre Lebenserfahrungen und ihr Wissen an den oder die Jüngere(n) weitergibt. Ihre Aufgabe ist es, über der beruflichen und der persönlichen Entwicklung ihres Protegés zu wachen und sie zu fördern.

Ältere wollen und brauchen keine Beschäftigungstherapie und keine Scheinmitbestimmung als „Spielwiesen“. Sie sind zumeist nicht mehr fest eingebunden ins institutionelle Machtgefüge und verfügen über eine gelassene Distanz zu Herausforderungen, äußeren Zwängen und Abhängigkeiten, die für jüngere Führungskräfte noch existenziell bestimmend sind: die Suche nach Anerkennung und persönlicher Bestätigung oder Karrieredruck. Sie haben schon Krisen erlebt und haben etwas, das viele junge Menschen in ihrem Arbeitsumfeld noch nicht haben – nicht weil ihnen Wissen, sondern Erfahrungen und das Alter fehlen.

Ältere haben die Gnade der Zeit. Sie sind gelassener und haben gelernt, ihre Lebenszeit intensiv zu nutzen. Neumüller bestätigt auch, dass die Produktivität steigt, wenn Alt und Jung ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen. In seinen Unternehmen wird deshalb auf einen Kompetenzmix aus beidem gesetzt. Erfahrene Mentoren kommen hier auf verschiedenen Ebenen zum Einsatz. „Sie stehen auf einem festen Grund, der es ihnen ermöglicht, auch andere mit nach oben zu heben und sie zu fördern“, sagt Werner Neumüller, der als Geschäftsführer auch von Senior Consultants bei Gesprächen vertreten oder bei Kundengesprächen begleitet wird. Sie geben Empfehlungen und coachen die Mitarbeitenden ohne erhobenen Zeigefinger. Das macht sie auch zu wichtigen Mitarbeitern und Sparringspartnern für strategische und richtungweisende Entscheidungen. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit: „Was einer an sich selbst hat, kommt ihm nie mehr zugute als im Alter.“ (Arthur Schopenhauer)

  • Warum der Erfahrungsschatz älterer Mitarbeiter so wertvoll ist

  • Gelebte Nachhaltigkeit: alterslos - grenzenlos

  • Was gute Mentoren ausmacht

  • Claudia Behringer: Vom Wert des Lebens. In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.

  • Margarete Mitscherlich: Die Radikalität des Alters. Einsichten einer Psychoanalytikerin. Fischer TaschenBibliothek: Frankfurt am Main 2013.

  • Vielfalt des Alterns. INSA-Studie 50plus. Hg. Hermann Binkert. Erfurt 2012

  • Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

  • Lea Weinmann: Senior Azubi. In: Süddeutsche Zeitung (4./5.5.2019), S. 69.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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