Erfüllung der Generation Y: Interview mit Ramona Rack
Zum ersten Mal war ich als Kind mit dem Tod konfrontiert. Mit meiner eigenen Endlichkeit. Dass ich einmal zwanglos über ihn reden könnte, hätte ich nicht gedacht. Es gab zudem viele "Normalsituationen", welche die meisten Menschen wohl relativ früh erleben (Tiere, entfernte Verwandte etc.) Auch in der Arbeit kamen die von mir sehr geschätzten Kollegen eines Morgens nicht mehr ins Büro ... Ihr Bericht zum Thema Trauer im Unternehmen hat mich sehr an diese Situation erinnert, und ich muss sagen: Ja, hier muss noch gelernt werden. Richtig intensiv wurde das Beschäftigen mit dem Schreckgespenst Tod allerdings erst, als meine Großmutter ins Hospiz verlegt wurde, und es definitiv klar war, dass nun ein baldiger Abschied bevorsteht. Kurz danach wurde auch noch meiner Mutter ein bald bevorstehender Tod diagnostiziert. Hier kann ich aber zum Glück behaupten: Zumindest in der Zeit haben sich die Ärzte definitiv geirrt.
Meinen Kindern erzählte ich die Geschichte der "Sternentänzerin", damit sie besser Abschied von ihrer Uroma nehmen können. Es beruhigte sie trotz großer Trauer sehr - und das wiederum beruhigte natürlich mich als Mutter. Dass dies einmal der Anlass für ein Buch über den Tod werden würde, und ich mich intensiv mit dem Brechen dieses Tabus beschäftigen werde, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt und hätte es auch nicht glauben können. Aber in mir reifte mehr und mehr der Wunsch, andere Familien zu unterstützen, in dieser schweren Zeit.
Mein Leben verlief zu diesem Zeitpunkt alles andere als rosig. Somit hatte ich weder Zeit noch Nerven, auch noch auf Verlagssuche zu gehen. Zumal das Thema zum damaligen Zeitpunkt ohnehin völlig tabuisiert bzw. fast schon stigmatisiert war. Insbesondere im Kinderbuchbereich. Die Chancen auf einen Vertrag waren damals gleich null. Ich war realistisch und machte mir nichts vor. Ganz davon abgesehen fand ich es auch überaus spannend, selbst zu verlegen und ein Buch von A bis Z zu belgeiten. Ich lerne gern neue Dinge und kann hierdurch über meine eigenen Grenzen wachsen. Zwischen Schimpfen und Fluchen habe ich viel Freude und Erfüllung gefunden.
Bevor es erschien, erhielt ich massiv Gegenwind. "Das will doch niemand lesen." Nun kann ich selbstbewusst sagen: "Doch. Sogar sehr viele!" Ich bin absolut überwältigt, dass so viele Menschen die "Sternentänzerin" lesen und immer wieder weiterempfehlen. So gerührt von den liebevollen Rückmeldungen und vor allem, dass ich den Menschen helfen konnte, ihre Trauer zu verarbeiten. Denn das war das Ziel: Unterstützen, und nach vielen Tränen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das passiert sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.
Ja, es war das erste Projekt mit Matthias Schweigert, den ich vorher auch nicht kannte. Durch die Arbeit an der "Sternentänzerin" haben wir uns gemeinsam nicht nur fachlich, sondern auch menschlich weiterentwickelt. Es war sehr interessant und fruchtvoll. Zudem ist eine wunderbare, sehr wertschätzende Freundschaft daraus entstanden.
Als Mutter ist mir Nachhaltigkeit sehr wichtig. Wir gestalten unseren Alltag sehr bewusst und reden viel über Gefühle, aber auch über Umweltschutz und Ressourcenschonung. Kinder sind sehr aufgeschlossen, wenn es um unseren Planeten Erde und seine Geschöpfe geht. Das ist schön und sollte auch gefördert werden. Sicher auch interessant für ein zukünftiges Projekt.
Dieses Jahr wird für Kinder vielleicht noch das E-Book "Das Wolkenpferd" endlich als Printversion erscheinen. Langfristig plane ich auch weiter, mich mit dem Thema Tod - auch für Erwachsene - zu beschäftigen. Es gibt viel Nachholbedarf.
Weiterführende Informationen: www.ramonarack.com