Erhellendes zur Wohngesundheit: Welche Rolle spielt das Licht?
**Tageslicht ist für uns lebenswichtig.**Es beeinflusst unseren zirkadianen Rhythmus („innere Uhr“), die den Schlaf-Wach-Rhythmus regelt und erhöht unsere Leistungsfähigkeit, da es die Produktion des Wachmachers Cortisol und des Glückshormons Serotonin im Körper ankurbelt.
Auch hat das Tageslicht Einfluss auf unsere Stimmung und unser Wohlbefinden. Durchschnittlich verbringen wir 21 Stunden täglich in geschlossenen Räumen – deshalb sollte man verstärkt darauf achten, dass mehr Tageslicht in die Räume gelangt. Der Mensch benötigt täglich etwa zwei Stunden helles, weißes Licht, das wie das Sonnenlicht alle Wellenlängen enthält. Etwa 15 Minuten Sonnenbaden genügen, um seine körpereigene Vitamin-D-Produktion anzukurbeln. Viele Studien belegen zudem, dass natürliches Licht die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit von Schulkindern verbessert. Zu wenig Sonnenlicht wiederum führt tagsüber zum Anstieg des Melatoninspiegels. Die Folgen davon sind Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Für das Mehr an Sonneneinstrahlung im Sommer sollten entsprechende Verschattungsvorrichtungen eingeplant werden. Der Sonnenschutz auf der Außenseite der Fenster verhindert viel Helligkeit oder Blendung durch die Sonne im Haus und schützt zudem vor Sommerhitze, die die Wohngesundheit einschränken kann. Fenster in der Fassade erhalten mithilfe von Dachüberständen oder Balkonen Schatten. Diese lassen die im Winter flach einfallenden Sonnenstrahlen ins Haus, fangen aber wiederum den steilen Lichteinfall der Sommersonne nachhaltig ab. Regelbare Jalousien oder Markisen ermöglichen ganzjährig eine individuelle Steuerung des Einfalls von natürlichem Licht. Seine optimale Nutzung spart die Verwendung von künstlichem, elektrischem Licht - und somit Energie. Bei Lichtkonzepten sollten baubiologische Kriterien für die Beleuchtung einfließen. Lichttemperatur, -stärke und Farbe beeinflussen das persönliche Empfinden. Aspekte, auf die besonders geachtet werden sollte, sind der Flimmeranteil, die Spektralverteilung, die Farbtemperatur, technische Felder, die Farbwiedergabe, Schadstoffemission etc. Es sollten gesunde LED-Leuchtsysteme mit einer Lichtqualität bevorzugt werden, die dem Sonnenlicht sehr nahekommt (flimmerfreies Licht, natürliche Spektralverteilung, hohe Energieeffizienz).
Um müde zu werden, sollte das Licht am Abend gedämpft und mit wenig Blauanteilen versehen sein. Auch ist in der Nacht für einen erholsamen Schlaf absolute Dunkelheit wichtig. Wohngesunde Häuser sollten tagsüber viel natürliches Licht bieten und in der Nacht eine ausreichende Verdunkelung ermöglichen. Die Architektur von Häusern (vor allem mit großen Fenstern, Dachflächenfenstern, Lichtspots) hat deshalb auch enormen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden. Der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Architekten William McDonough erfanden das Prinzip Cradle to Cradle®, das wie die Natur keinen Abfall, keinen Verzicht und keine Einschränkungen kennt. In ihrem Buch „Intelligente Verschwendung“ widmen sie sich auch dem Licht: „Die Natur ist voll von lebendigen Farben. Wie machen es die Vögel? Ihre Flügel enthalten keine Schwermetalle. Wie können wir die satten Farbtöne eines Pfaus oder eines hellroten Aras oder eines Monarchfalters nachbilden?
Dieses Nachbilden der Natur („Biomimikry“) kann unglaublich fruchtbar sein und Designer tun dies nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch wegen der Leistungsfähigkeit eines Produkts. Wir untersuchten also Vogel- und Schmetterlingsfarben. Wir fanden heraus, dass die lebendigen Farben der Vogelfedern durch das Licht produziert werden.“ Im Licht ihrer Erkenntnisse betrachten sie auch unseren Energiebedarf und fragen, wie wir (unabhängig von unserem Standort) an die besten Ressourcen kommen können? Wie wir Energie gewinnen können, die wir benötigen, „ohne den Wald buchstäblich und im übertragenen Sinne auszuplündern?“ Die Energiefragen sind sehr komplex – zumal es viele konkurrierende Akteure und mittlerweile kaum überschaubare Entwicklungen (im LED-Bereich gibt es alle sechs Monate ein neues Produkt) im Markt gibt, deren Handeln nicht immer zur Erhellung des Gesamtthemas beiträgt.
So werden Lichtpunkte nicht nur Licht geben, sondern können auch für Datentransporte genutzt werden. Smarte Lösungen zur automatisierten Steuerung von Beleuchtung sind auch wichtige Treiber für IKT-gestützte Reduzierungen von Energieverbrauch und Emissionen, Verkehrsflüsse durch die digitale Steuerung von Lichtzeichenanlagen sowie die zentrale Steuerung von Licht in Wohn- und Arbeitswelten: So wird die Beleuchtung in vielen Büro- und Produktionsgebäuden tageslichtabhängig geregelt. Es werden hier durchgehend energiesparende Leuchtmittel eingesetzt und nur besonders effiziente PC, Monitore und Peripheriegeräte ausgewählt. Wenn Fensterflächen und zusätzliche Oberlichter nicht ausreichen, werden Tageslichtspektrum-Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten verwendet. In den Bürogängen sorgen Bewegungsmelder und Tageslichtsensoren dafür, dass sich die Beleuchtung nur bei Bedarf anschaltet. Für Spät- und Nachtschichten werden Vollspektrumlampen genutzt, die einen höheren Blauanteil haben und eine geringe UV-Strahlung erzeugen.
Die nachhaltige Bedeutung von Licht und Energie wird vom Einzelnen allerdings erst verstanden, wenn es einen persönlichen Bezug hat und zur Verbesserung seiner Situation beiträgt. Wer eine Lampe einschaltet, bemerkt Michael Braungart, „will nicht 100 Watt Energie, sondern schönes Licht, um ein Buch zu lesen.“ Wenn diesem Bedürfnis auf eine angenehme Weise entsprochen wird, ist der Betroffene auch zufrieden.
Gesundes Licht zu Hause. Wohngesundes Bauen mit mehr Tageslicht im Zimmer
Der Verlust der Nacht: Was wir gegen Lichtverschmutzung tun können
Helmut Martin-Jung: Es werde Netz. In: Süddeutsche Zeitung (21.3.2018), S. 22.
Michael Braungart und William McDonough: Intelligente Verschwendung. Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft. München 2013.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Auflage. Heidelberg, Berlin 2021.
Gesünder Bauen und Wohnen –Ratgeber für Baufamilien und Renovierer. Hrsg. von Johannes Schwörer und Peter Bachmann. Fachschriften Verlag, Fellbach 2018.
Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. Business Village Verlag, Göttingen 2020.