Pixabay

Familienunternehmen als Königsklasse des Unternehmertums

Bleibende Werte

Wertschätzung, Vertrauen und Bescheidenheit: Auf diesem moralischen Fundament beruht das Führungsmodell des 2005 verstorbenen Ökonomen Peter Drucker, dem sich die Einsicht verdankt, dass das Management eine gesellschaftliche Aufgabe und soziale Innovation ist und Unternehmen einen sinnvollen Daseinszweck, ein höheres Ziel, brauchen, um im Wettbewerb nachhaltig bestehen zu können. Diese Gedanken sind auch heute höchst aktuell. Aufgabe einer starken Führungskraft ist es, bei Krisen Kurs zu halten und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, eine leistungsfähige Organisation aufzubauen und Menschen zu fördern. Kenntnisse der Menschenführung, Einfühlungsvermögen, Takt und diplomatisches Geschick sind dabei unabdingbar.

Zu Recht gilt das Familienunternehmen als die Königsklasse des Unternehmertums. In gesellschaftlich schwierigen Zeiten erweisen sie sich als weniger krisenanfällig und sorgen für nachhaltiges Wachstum. Auch wenn es zuweilen schwarze Schafe und Negativbeispiele gibt, so überwiegen doch die positiven Entwicklungen und Unternehmensbeispiele. Die meisten nachhaltig ausgerichteten Familienunternehmen vertreten auch in Zeiten der Globalisierung über Jahrzehnte hinweg gleich bleibende Werte: Hier besteht die Verantwortung gerade darin, aus innerer Überzeugung und Pflichtgefühl heraus für die Folgen seines Handelns einzustehen, das Unternehmen langfristig zu erhalten, indem es auf eine nachhaltig solide Grundlage gestellt wird.

Die Aussage, wonach Familienunternehmen eine „auf Wissen und Können basierende Mission“ (Brun-Hagen Hennerkes) verfolgen und kapitalintensive Branchen meiden, ist deshalb tendenziell richtig. Je nach Definition gibt es in Deutschland zwischen 2,5 und 3,6 Millionen mittelständische Unternehmen, die einem privaten Eigentümer oder einer Eigentümerfamilie gehören (manager magazin Juni 2019)

„Können“ (von „kennen“, „wissen“, „teilhaftig werden“) ist einer der wichtigsten Begriffe unserer Zeit, denn wer die digitale Transformation und die Herausforderungen der Gegenwart richtig bewältigen will, muss auf diesem Fundament aufsetzen. Erst dann ist eine Gesellschaft wirklich stabil und resilient gegenüber Krisen. Können und Nachhaltigkeit zeigen sich bei Familienunternehmen vor allem darin, dass

• sie von einer langfristigen Denkweise geprägt sind.

• sie eine positive Wirkung auf die Innovationsfähigkeit der Firma haben.

• die Zusammenarbeit von Geschäftsleitung und Mitarbeitern harmonischer abläuft.

• bestimmte Werte (vor)gelebt werden, die sich auch in der Unternehmenskultur wiederspiegelt.

• ein Fortführungswille besteht, das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben.

• soziale Kompetenz zu ihren besonderen Stärken gehört.

Nachhaltige Generationenfolge

Das folgende Beispiel bietet sich deshalb an, weil Unternehmensgeschichte, Marke und geschäftliche Ausrichtung auf dem beschriebenen Fundament basieren und zeigt, mit welchen richtigen Mitteln Familienunternehmen auf die Globalisierung reagieren, mit welchen besonderen Leistungen sie sich vom globalen Wettbewerb abheben: Häcker Küchen aus Rödinghausen zählt zu einem der führenden Unternehmen der Branche. International agierend bietet der Küchenmöbelhersteller nicht nur sichere Jobs, sondern auch interessante Handlungsfelder in einem familiären Betriebsklima. Besonders stolz ist man hier auf die vielen langjährigen Mitarbeiter, die jährlich geehrt und ausgezeichnet werden. Die Jubilare begleiten das Unternehmen seit 25, 30, 35 und sogar schon 40 Jahren. Viele von ihnen haben während ihrer Tätigkeit bei Häcker Küchen in verschiedenen Aufgabenbereichen und Abteilungen gearbeitet, andere haben sich in ihrem Bereich über die Jahre hinweg spezialisiert.

Gegründet wurde das Unternehmen von Herman Häcker im Jahre 1898 und von Friedrich Häcker in der nächsten Generation weitergeführt. Der Grundstein für die Serienfertigung von Küchen wurde von Horst Finkemeier im Jahre 1965 gelegt. Häcker Küchen verdoppelte von diesem Zeitpunkt an alle zehn Jahre seinen Umsatz. Seit Bestehen des Unternehmens gab es bisher in keinem Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang. Basis für dieses Wachstum ist einerseits eine gesunde Kundenstruktur und zum anderen ein gut aufgestelltes Unternehmen, welches flexibel und effizient auf Veränderungen reagieren kann.

Mit der Veröffentlichung des ersten Häcker Nachhaltigkeitsberichts im Herbst 2019 möchte das Unternehmen seine Aktivitäten, Strategien sowie Maßnahmen und Ziele allen Interessierten sichtbar machen. Ein effektives und systematisches Nachhaltigkeitsmanagement ist für das Unternehmen kein grünes Feigenblatt, sondern ein wichtiges Instrument zur strategischen Ausrichtung und Teil des Erfolges. Es ist allerdings auch mit dem Anspruch verbunden, die Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens kontinuierlich zu verbessern und die eigene Strategie weiterzuentwickeln.

Weiterführende Literatur:

Brun-Hagen Hennerkes, Rainer Kirchdörfer: Die Familie und ihr Unternehmen. Strategie, Liquidität, Kontrolle. Campus Verlag, Frankfurt a.M., New York 2016.

Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen