Führungskräfte tun sich schwer, Klimaziele aufzustellen und umzusetzen
Für die Bewältigung der globalen Klimakrise sind die 2020er-Jahre eine wesentliche Entscheidungs- und Umsetzungsdekade, nachdem zuvor die Weichenstellungen gesetzt wurden.
Im Zeitalter der Dringlichkeit braucht es nachhaltige Lösungen und Allianzen. So ist es auch kein Zufall, dass der Klimawandel an erster Stelle im Future Risks Report 2021 der Versicherungsgesellschaft Axa steht. Immer wieder begegnet in letzter Zeit vor allem in Social Media der von Jan Konietzko von Cognizant geprägte Begriff „CO2-Tunnelblick“. Es reicht nicht, beim Thema Netto-Null-Emissionen nur den Umweltfokus zu berücksichtigen, denn unternehmerische Prozesse haben auch vielfältige Wirkungen auf ihr gesellschaftliches Umfeld. Es gehört heute zur Kernaufgabe eines jeden verantwortlichen Unternehmens, diese Wirkungszusammenhänge zu reflektieren, richtig zu managen und zu kommunizieren.
die Einhaltung von Gesetzen, Branchenstandards und internationalen Vereinbarungen (Corporate Governance & Compliance)
Übernahme von sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Verantwortung im Kerngeschäft (nachhaltiges Management)
gesellschaftliches Engagement, das über das eigentliche Kerngeschäft hinausgehen kann (Corporate Citizenship)
die Gestaltung der eigenen Marktbedingungen durch Branchenvereinbarungen bzw. verantwortliches Lobbying (Responsible Lobbying).
Diese Verantwortungsübernahme im Markt ist zentral für das Nachhaltigkeitsmanagement eines jeden Unternehmens. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl internationaler Guidelines und Prinzipen (UN Global Compact, ILO, ISO 26.000, OECD), die das Thema verantwortliche Unternehmensführung von der Strategie bis zur Implementierung anleiten. Die Standards der Global Reporting Initiative (GRI) unterstützen Unternehmen bei der transparenten und glaubwürdigen Kommunikation ihres Tuns. Die GRI arbeitet mit dem UN Global Compact sowie weiteren internationalen Organisationen zusammen. Im Fokus des ganzheitlichen GRI-Ansatzes, der Ökonomie, Ökologie und Soziales gleichermaßen umfasst, stehen die Auswirkungen eines Unternehmens. Professionelle Nachhaltigkeitsberichterstattung mit den entsprechenden Daten und Fakten kann auch als Entscheidungsgrundlage dienen, wenn es darum geht, schnellere Maßnahmen gegen den Klimawandel und damit verbundene Nachhaltigkeitsthemen zu erreichen. Es gibt heute zwar ausgereifte Technologien, und auch der Kapitalmarkt ist bereit, Nachhaltigkeit zu belohnen. Doch wir haben viel weniger Zeit als früher. Zudem sind viele Unternehmen erst bereit, sich zu engagieren, wenn die Regierungen glaubwürdig und konsequent handeln. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich viele Führungskräfte schwertun, Klimaziele aufzustellen und zu realisieren. Das belegt eine weltweite Studie von Accenture, die zusammen mit dem Global Compact der Vereinten Nationen durchgeführt wurde.
Fast drei Viertel (73 %) verspüren zunehmenden Handlungsdruck.
Mehr als die Hälfte (57 %) geben an, dass sie dem Klimaschutz Priorität einräumen.
18 % der CEOs sagten, dass sie die nötige Klarheit hätten, um die Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen.
Für 49 % der CEOs sind Unterbrechungen der Lieferkette aufgrund extremer Wetterbedingungen das Hauptrisiko.
7 % meinen, dass sie bei der Einrichtung entsprechender Frühwarnsysteme fortgeschritten seien.
71 % behaupten, aktiv an der Entwicklung eines Netto-Null-Emissionsziels zu arbeiten, 57 % meinen, dies auch im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel zu tun.
Nur 2 % haben ein von der Initiative Science Based Targets (SBTi) validiertes Ziel.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.