Gärtnern für den Klimaschutz
Schon jetzt sind die Sommer in unseren Städten oft unerträglich heiß. Doch wer einen Garten hat, kann etwas gegen den Hitzestress tun und mit ökologischer Gartengestaltung zum Klimaretter oder zur Klimaretterin werden.
Gärtnern ist wieder so richtig „cool“ – und kann darüber hinaus überall betrieben werden: „Von der Kräuterkiste bis hin zum eigenen Garten ist Gärtnern heute überall möglich. Auch der altbekannte Schrebergarten erlebt eine Renaissance. Menschen, die heute gärtnern, pflegen ihre Geranien nicht mit der Nagelschere. Sie wollen sich in erster Linie – und seien es nur die frischen Kräuter auf der Fensterbank – selbst versorgen und damit ein Stück weit auch unabhängig machen von der längst ausgeuferten Lebensmittelindustrie.
Klimaschutz beginnt im Kleinen
Gärtnern ist dabei auch ein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz: Wer seine Kräuter, sein Obst und Gemüse aus dem nahen Garten holt, der verhindert lange Transportwege. Zusätzlich werden weitere wertvolle Ressourcen geschont“, sagt Claudia Silber, die beim Ökoversender memo die Unternehmenskommunikation leitet. Genaue Planung ist die Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Garten. Er sollte weniger Pflanzensorten enthalten - dafür von den wenigen Sorten mehr. Gefällt eine Pflanze, dann sollte nicht nur eine davon gekauft werden, sondern gleich mehrere, die in Gruppen verteilt in den Garten gesetzt werden. Besonders Mutige setzen auf „Guerilla Gardening“: Samenbomben oder - wie es beim Ökoversender memo heißt – „Blumenkugeln“. In den kleinen Lehmkugeln befinden sich 30 Blumensamen aus kontrolliert biologischem Anbau, darunter Kornblume, Tagetes, Sonnenhut, Ringelblume und Malve.
Der Klimawandel ist ein neuer Aspekt, der Gärtner:innen vor neue Herausforderungen stellt
Er muss allerdings nicht nur schlecht sein, denn wer sich weiterhin dem Prinzip „Die richtige Pflanze am richtigen Standort“ und dem Gärtnern im Kreislauf der Natur widmet, wird auch künftig gute Ernten haben und „seine Blütenpracht genießen können“, sagt die Gartenexpertin und Gartenjournalistin Veronika Schubert. Sie empfiehlt jedem, der etwas für das Klima tun will, einen Garten anzulegen, weil alle Bäume, Sträucher und Stauden Kohlendioxid (CO2) verarbeiten und Sauerstoff produzieren. Zudem verbessern sie das Mikroklima: „Wenn es im Sommer sehr heiß ist, weiß man das grüne Dach der Gehölze zu schätzen.“ Wesentliche Säulen in einem Klimaschutz-Garten sind für sie vorbeugende Pflanzenstärkung, die richtige Pflanze am richtigen Standort, Pflanzenvielfalt und Kompostwirtschaft.
Wenn sich die klimatischen Bedingungen ändern, gedeihen Pflanzen, die sonst gut gewachsen sind, nicht mehr so gut
Sie verhalten sich wie wir Menschen: „Haben wir ausreichend Nahrung, den richtigen Platz zum Leben und sind keinen schlechten Umwelteinflüssen ausgesetzt, bleiben wir gesund und widerstandsfähiger gegen Krankheiten aller Art. Sind wir nicht ausreichend versorgt, verhält es sich umgekehrt, und das ist auch bei den Pflanzen so.“ Wenn sie sich am falschen Standort befinden, benötigen sie ihre gesamte Energie, um mit der schwierigen Situation zurechtzukommen. Deshalb werden sie im Prozess des Klimawandels öfter versetzt werden müssen. Einige werden gar nicht mehr gedeihen. Vor diesem Hintergrund plädiert die Gartenexpertin dafür, sich mehr dafür zu interessieren, wie sich die Bedingungen im eigenen Garten geändert haben. „Zu verstehen, was den Pflanzen nicht mehr gefällt, ist der erste Schritt.“ Der zweite ist, künftig solche Gewächse zu setzen, die klimafit sind („Klimagewinner“).
In ihrem Buch „Gärtnern im Wandel“ stellt Veronika Schubert empfehlenswerte Bäume, Gehölze, Blütenstauden und Kräuter vor und zeigt, wie sich im Sinne des Klimaschutzes präventiv und nachhaltig gärtnern lässt: ohne Einsatz von Pestiziden, chemisch-synthetischem Dünger und ohne Torf. Vor allem im Gemüsegarten ist Mischkultur gefragt. „Vielfalt statt Monokultur sorgt für ein gutes Miteinander und für einen gesunden Boden.“ Vorbeugende Pflanzenstärkung mit Auszügen aus Ackerschachtelhalm und Jauchen aus Beinwell und Brennnesseln etwa sind nach Ansicht der Gartenexpertin der beste Pflanzenschutz, denn sie erhöhen die Widerstandskraft von Obst-, Gemüse- und Zierpflanzen, vertreiben durch ihren Geruch Schädlinge und unterstützen beim guten Aufgehen der Saat. Der beste und günstigste Dünger ist für sie aber immer noch der eigene Kompost.
Neue Strategien nach Veronika Schubert im Überblick
Große Bäume dienen als Schattenspender und mildern Hitzeperioden.
Hügel, Trockenmauern und Windschutzhecken sowie das Mulchen des Bodens verringern die Austrocknung.
Weniger, aber dafür intensiveres Gießen und das Sammeln von Regenwasser sind effiziente Bewässerungsmethoden.
Terrassierungen, unversiegelte Flächen und Gräben schützen bei Starkregenereignissen.
Die richtigen Pflanzen am richtigen Standort bleiben gesünder und robuster und sind damit weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
Statt eines Rasens nach englischem Vorbild sind Kräuterrasen und Blumenwiese, aber auch bodendeckende Bepflanzungen gefragt.
Im Gemüsegarten sollte die verlängerte Gartensaison genutzt werden und erntet bei klugem Anbau und geschickter Bewässerung ganzjährig.
Da sich die Jahreszeiten verschieben (kurzer, aber früherer Frühling und längerer Herbst), sollten die Gartenarbeiten nicht nach dem Monatskalender, sondern nach dem Erblühen bestimmter Zeigerpflanzen erledigt werden. Im phänologischen Kalender sind detaillierte Angaben dazu zu finden.
in Zeiten von trockenen Sommern und überhitzten Städten benötigen wir dringend mehr grüne Oasen – das bestätigt auch
Ob in Gärten oder vor dem Haus, auf Dächern oder Balkonen - überall kann man mit einfachen Maßnahmen etwas gegen die Hitzestress tun.
Jede neu geschaffene grüne Oase ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.
Verschiedene Ansätze, praktische Ideen und Projekte - von Miniteichen über kühlende Bodenoberflächen bis hin zu grünen Wänden und robusten Pflanzen - stellt auch der Landschaftsarchitekt, Ökologe und Botanikers Markus Meyer in seinem nach dem "cradle to cradle"-Prinzip produzierten Buch „Oase kühler Garten“ vor. Es zeigt ebenfalls, dass jeder aktiv zum Klimaschutz beitragen kann und enthält zahlreiche Tipps für die individuelle Gartengestaltung, die abhängig vom Platzangebot und von persönlichen Vorlieben ist.
Die Top 8 für kühle Oasen nach Markus Meyer
1. Schonender Umgang mit Wasser
2. Coole Pflanzen verwenden
3. Dächer bepflanzen
4. Wände begrünen
5. Mit Wasser kühlen
6. Grüne Inseln schaffen
7. Natürliche Bodenbeläge vorziehen
8. Accessoires aus Naturprodukten.
Grundlagen wie Boden und Wasser sowie die besten hitzeresistenten Pflanzen für Gärten, Dächer und Fassaden stehen auch hier im Fokus. Das Thema wird allerdings erweitert um „coole“ Gestaltungselemente wie Miniteiche oder kühlende Bodenoberflächen, die dabei helfen, „Hotspots“ in echte Oasen zu verwandeln. Beide Publikationen zeigen: Wo wir es grün werden lassen, sind Raum und Zeit noch in Ordnung. Die ganze Welt sollte ein Garten werden.
Gelassenheit, Nachhaltigkeit, Respekt: Was wir von guten Gärtnern lernen können
Was uns blühen kann in einer geordneten Welt: Tipps und Trends zum Gärtnern
Markus Meyer: Oase - kühler Garten. Miniteich, robuste Pflanzen und grüne Wänden für ein gutes Klima. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2022.
Veronika Schubert: Gärtnern im Wandel. Wie der Garten klimafest wird. Servus Verlag Salzburg, München 2022.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gartenzeit: Wie wir Natur und Kultur wieder in Gleichklang bringen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.