Geld ist nicht alles: In 3 Schritten zu motivierten Mitarbeitern
Der ideale Arbeitnehmer ist aus sich selbst heraus motiviert, hat die Werte des Unternehmens verinnerlicht und trägt diese erlebbar nach außen. Doch wie lässt sich das erreichen? Sicherlich nicht allein mit Geld.
Ich bin fest davon überzeugt, dass man Motivation nicht verordnen oder per Anreizsystem wecken kann, sondern dass sie von innen heraus kommen muss. Externe Motivatoren wie Gratifikationen oder Boni helfen allenfalls temporär und lassen Mitarbeiter schnell weiterziehen, wenn woanders noch mehr Geld lockt. Einzelne Bonuszahlungen an meine Mitarbeiter sehe ich als eher kontraproduktiv. Ein System aus finanziellen Belohnungen und Statusdenken fördert Einzelkämpfer. Werkzeug Weber, meine Firma, hat aber ein Wertesystem, in dem familiäre Gemeinschaft, Miteinander und Kollegialität besonders groß geschrieben werden. Boni gibt es entweder nur für alle oder eben für keinen. Egal, wer am Ende einen Auftrag geholt hat – Erfolg hat immer mehrere Väter und nur mit Teamwork wird er ermöglicht. Ein Wettbewerbsgedanke, der nur auf den Einzelnen setzt, passt nicht zu einer kleinen Firma wie meiner mit 26 Mitarbeitern. Wir wollen und brauchen keine Ellenbogenkultur.
In der XING-Gehaltsstudie 2019 wurde die Frage gestellt, ob ein Mitarbeiter bereit sei, in einen neuen Job mit mehr Sinnhaftigkeit oder gesellschaftlicher Verantwortung zu wechseln, auch wenn er dort weniger Geld verdienen würde. Für mich war es spannend und erfreulich zu sehen, dass die Hälfte aller Befragten in Deutschland mit „Ja“ antwortete. Natürlich können wir Mittelständler nicht so hohe Gehälter zahlen wie Konzerne. In Zeiten vom Fachkräftemangel haben wir aber doch einen Vorteil gegenüber den Großen: Wir sind menschlich, nahbar und glaubwürdig. Die Gehaltsstudie zeigt, dass intrinsische Motivatoren bei sehr vielen Menschen mehr Bedeutung haben als zum Beispiel Geld. Woran macht man aber intrinsische Motivatoren fest? Der Motivationsforscher Dan Pink beschreibt drei intrinsische Faktoren für Motivation:
1. Selbstorganisation
Der Begriff „Empowerment“ ist in aller Munde und genau darum geht es in dem Motivationsfaktor „Selbstorganisation.“ Arbeitnehmer möchten in der Lage sein, ihre Arbeit selbst gestalten zu können. Ich gebe meinen Mitarbeitern viel Handlungsspielraum – etwa in der Intensität der Kundenbetreuung, bei den persönlichen Arbeitszeiten oder bei der Entwicklung eigener Abläufe und Prozesse. Werkzeug Weber setzt hierbei auch auf Teamstrukturen. Wir haben Außen- und Innendienstmitarbeiter in Teams zusammengebracht, die sich weitgehend selbst organisieren dürfen. Die positiven Effekte, die wir dadurch erzielen konnten, waren mehr persönliche Eigenverantwortung und ein kollektives Teamspirit. Ein Mitarbeiter, der bisher nur im Innendienst unterwegs war, identifiziert sich jetzt auch viel mehr mit den Kunden, die bislang vom Außendienst betreut wurden. Die Themen verschmelzen. Das Wissen um die Kunden und die Produkte wuchs. Die Beratung wurde so deutlich besser. Das Silodenken hatte ein Ende. Insgesamt also ein deutlicher Gewinn an Qualität, Output, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.
2. Überlegenheit
Arbeitnehmer streben danach, etwas zu lernen, in dem sie immer besser werden können. Dieses Streben leben wir bei Werkzeug Weber. Doch auch hier schauen wir, dass nicht nur der einzelne Kollege besser wird, sondern immer auch das gesamte Team profitiert. Wir probieren wahnsinnig viel aus, sind immer offen für Vorschläge und neue Technologien. Jeder darf bei uns Vorschläge machen. Wenn die neuen Ideen eine Verbesserung versprechen, werden sie eingesetzt. Funktioniert die Idee, sind wir glücklich. Funktioniert sie nicht, haben wir es immerhin probiert und etwas gelernt. Bei uns muss niemand Sorge haben, wenn seine Idee dann in der Praxis doch nicht den gewünschten Zweck erfüllt – wir belohnen die Idee als solche, die Veränderungsbereitschaft und das Mitdenken.
Auch legen wir großen Wert auf Fortbildungen – fachliche, aber auch persönliche. Alle Mitarbeiter wurden in den Prozess eingebunden als es darum ging, unsere Werte zu definieren und zu formulieren. Ich selbst gönne mir mehrere Wochen in Persönlichkeitstrainings – vom Schweigekloster über TV-Seminare bis hin zu Führungsprogrammen. Mein Wissen gebe ich weiter. Wenn Mitarbeiter Interesse an bestimmten Themen haben, ermögliche ich ihnen Weiterbildungen. Über allem steht die Frage: Was hat die Gemeinschaft davon? Stiftet das, was an neuem Wissen ins Unternehmen kommt, Nutzen für alle? Dieser Denkansatz lässt bei uns viel mehr Möglichkeiten zu als in anderen Unternehmen, wo der Verkäufer „nur“ besser verkaufen lernt, der Einkäufer „nur“ besser verhandeln und der Handwerker „nur“ neue Techniken. Wir denken interdisziplinär und menschlich.
3. Sinnhaftigkeit
Wir alle haben eine Sehnsucht danach, im Sinne von etwas Größeren zu handeln. Die Frage ist, wie man das in einem Unternehmen mit Leben füllt. Wir differenzieren den Sinn sogar: Neben unserer Unternehmensmission, den Arbeitsalltag für unsere Kunden attraktiver und leichter zu machen und dafür alles einzusetzen, suchen wir auch auf der sozialen und gesellschaftlichen Ebene nach Sinn und leben unsere Werte. So engagiere ich mich intensiv für den Klimaschutz, unterstütze die regionale Gruppe von Plant-for-the-planet (https://www.plant-for-the-planet.org/de/startseite) und unterstütze Baumpflanzaktionen. Zudem entscheiden wir uns bewusst für neue Technologien, die die Umwelt schonen und CO2 einsparen. Wir sehen uns auch auf der Investitionsebene als Vorbild. Ich spende viel an soziale und kulturelle Projekte, engagiere mich in Verbänden und Clubs. Getragen wird dies auch durch die Mitarbeiter, die das durch ihren Einsatz überhaupt erst ermöglichen. Sie vertreten mich, wenn ich in sozialer Mission unterwegs bin und sind einbezogen. Jeder kann und darf eigene Projekt- und Förderideen einbringen. Viele Charity-Aktionen haben ihren Ursprung in der Belegschaft. Ich ermutige die Kolleginnen und Kollegen auch, sich selbst für das Gemeinwohl engagieren, gewähre gerne Fortbildungen oder freie Tage. Das zahlt sich aus: Oft steht Werkzeug Weber dafür in der Zeitung. Wir gewinnen viele Auszeichnungen. Das macht die Mitarbeiter stolz. Sie spüren, dass sie Teil von etwas sind, was zumindest im kleinen Rahmen die Welt verbessert.
Jeder kann etwas bewegen – und wir bewegen eben das, was wir können. Gemeinsam.
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Wie sehen Sie das: Was motiviert Sie und wie motivieren Sie andere Menschen? Ich freue mich über ihre Kommentare und meine weiteren Artikel finden Sie hier.