"Generation App" – was Autohersteller über uns wissen müssen
"Generation App" will Autos nicht zwingend besitzen, sondern vor allem flexibel nutzen. Und zwar per App. Worauf Autohersteller in Deutschland noch achten müssen, um junge Käufer zu erreichen, weiß Rennfahrerin Sophia Flörsch.
Für uns junge Menschen, wir werden ja auch gerne Generation Z oder auch schon Generation APP genannt, ist es nicht mehr so wichtig, ein fettes Auto zu besitzen. Wir definieren uns und unsere Persönlichkeit nicht durch dieses Statussymbol, wie es noch unsere Eltern gemacht haben. Nach dem Krieg und den vielen Jahren des Aufschwungs danach, war das Auto für gut situierte Eltern ja fast so etwas wie ein Familienmitglied. Wer konnte, der hatte und pflegte und finanzierte die Familienkutsche.
Ab zwei Kindern leistete man sich dann einen SUV. Wer im Job zu der Führungsriege gehörte, bestellte sich als Dienstwagen einen BMW oder Mercedes mit Sonderausstattung, eine Managementstufe darunter gab es den Audi oder VW. Der Porsche avancierte zum Liebling der Neureichen und zum Symbol für die Midlife-Crisis (Freunde und Bekannte nehme ich natürlich aus). Und die Jugendlichen konnten es nicht erwarten, endlich ihren Führerschein zu machen, um dann auf ihr erstes Autos zu sparen. Ein klappriger Golf oder Fiat Punto, beispielsweise oder etwas Günstiges aus Japan wie Honda. Denn Auto war gleichbedeutend mit Freiheit und Unabhängigkeit von den Eltern.
Autohersteller müssen komplett neu denken
Bei mir und in meinem Freundeskreis ist das alles komplett anders heutzutage und ich glaube, Autohersteller und auch die Anbieter von alternativen Konzepten müssen sich da noch viel mehr drauf einstellen. Natürlich liebe ich als Rennfahrerin Autos und auch die Technik dahinter. Ich fahre gerne schnell und weiß, wie wichtig die Qualität ist und auch, welche Unterschiede es gibt. Ich bin ja schon Rennen gefahren, da hatte ich nicht mal einen Führerschein.
Allerdings ist es eben auch ein Unterschied, ob ich im Rennauto auf der Rennstrecke sitze, meinem Sport und Beruf nachgehe, oder ob ich im Alltag einfach pragmatisch eine Strecke zurücklege.
Meine Generation braucht nicht mehr zwingend ein eigenes Auto, um von A nach B zu kommen. Es gibt so viele Alternativen. Uber, Moia, ShareNow, LIME, CIRC, Elektroroller, Elektrobusse, Fahrrad usw.
Viele wollen sich gar nicht vertraglich auf ein Auto festlegen. Wollen nicht lästige Steuern zahlen, einmal jährlich zum Check in die Werkstatt, Winterreifen gegen Sommerreifen tauschen, einen TÜV-Termin machen, Waschanlage – all das kostet Zeit und nervt. Spontan zu entscheiden, welches Verkehrsmittel ich wann und für welchen Preis nutze, das ist der wahre Luxus. Und auch das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit spielt natürlich eine ganz andere Rolle, als es bei unseren Eltern der Fall war.
Sieben Gründe, warum Generation Z auf den Autokauf verzichtet
Die veränderte Arbeitswelt, viele können durch digitale Dienste von zuhause arbeiten und müssen gar nicht zwingend ins Büro fahren
Car-Sharing und Ride-Sharing-Dienste ermöglichen flexible und günstige Alternativen
Steigende Preise für Neuwagen
Ausbau der Transportnetze in den Cities, die sich an Menschen aller Bevölkerungsschichten und Einkommensklassen richten
Der Wunsch nach nicht vertragsgebundenen Fahrmöglichkeiten
Ökologische Aspekte
Ein Auto ist nicht mehr das ultimative Statussymbol
Ich bezeichne mich und meine Freunde als "Generation App". Unser Einkaufserlebnis findet immer mehr online statt. Je einfacher der Kauf, desto erfolgreicher. Beispiele Amazon, Zalando. Vergleichsportale verschaffen uns Transparenz über das Angebot. Komplizierte Finanzierungsformen wie Leasing oder Kredit schrecken uns ab. Wir möchten auf der ganzen Welt zu Hause sein. Wie unsere Freunde, die wir dank den heutigen Kommunikationsformen überall hin begleiten, ohne selbst dort zu sein.
Wenn Autofirmen sich langfristig nur darauf verlassen, dass das Fahrerlebnis und das Marken-Image neue Käufer bringt, wird das nicht funktionieren. Ich denke, die Innovation wird künftig darin bestehen, ein richtig gutes Paket anzubieten.
Das Auto der Zukunft muss
praktisch
ökologisch
flexibel nutzbar statt nur kaufbar
für jeden finanzierbar
immer auf dem technisch und digital aktuellsten Stand sein.
Fazit:
Ich träume von einem Auto-Mobilitäts-Konzept, das mir je nach Bedarf, Lust und Laune zur Verfügung steht. Mal der ökologisch sinnvolle Stadtwagen, mal der Kombi für die Einkäufe oder den Ausflug mit Freunden. Oder das schicke sportliche Cabrio für einen spaßigen Daytrip. Als Rennfahrerin dann natürlich zur Abrundung die GT Fahrmaschine für einen Trackevent. Immer flexibel. Easy to use. Easy to pay. Schnell und unkompliziert verfügbar. In China verkaufen KOLs (Key Opinion Leaders = Influencer) Dutzende 50.000 USD teurere Autos binnen Minuten online via SocialMediaApp. Davon ist Deutschland noch wit entfernt. Aber die Frage, wohin auch hier die Entwicklung des Autos und des Autokaufs gehen wird, ist eigentlich klar.