Gen Z sehnt sich nach einem sicheren Job, ist aber auch bereit, schnell zu wechseln – wenn die Bedingungen stimmen. - © Getty Images

Generation Z: Wechselwillig im Job, mit starkem Bedürfnis nach Arbeitsplatzsicherheit. Warum das kein Widerspruch ist!

Ein sicherer Arbeitsplatz steht hoch im Kurs bei der Gen Z. Ungebrochen ist aber auch die hohe Wechselbereitschaft. Wie das zusammenpasst und was der Schlüssel ist, um Arbeitnehmende dieser Generation zu halten.

Laut der aktuellen Wechselbereitschaftsstudie, die das Meinungsforschungsinstitut forsa bereits seit 2012 im Auftrag von XING regelmäßig durchführt, sind 49 Prozent der unter 30-Jährigen wechselbereit – und damit deutlich mehr als der Durchschnitt der Deutschen (37 Prozent).

Im Rahmen derselben Befragung ist auch die Frage gestellt worden, was ein potenzieller Arbeitgeber auf jeden Fall bieten solle, um von sich zu begeistern. Die Top-Antwort in der jüngsten Generation am Arbeitsmarkt: ein langfristig sicherer Job (74 Prozent – gleichauf mit dem Wunsch nach einem höheren Gehalt). Dieser Wert von 74 Prozent und damit der Wunsch nach Job-Sicherheit ist unter allen Altersgruppen in der Befragung der Spitzenwert. Mit anderen Worten: Keine Generation sehnt sich nach mehr Sicherheit im Job als die Jüngsten am Arbeitsmarkt.

Meine Antwort lautet: Nein!

Der Grund für meine Einschätzung ist, dass man sich auf der einen Seite sehr wohl nach einem Arbeitsumfeld sehnen kann, in dem die Sorge um den unfreiwilligen Verlust des Arbeitsplatzes keine Rolle spielt, und gleichzeitig offen dafür sein kann, eine neue Herausforderung anzunehmen – wenn dieser Schritt selbstbestimmt ist, sprich, man diesen freiwillig macht.

Ein Grund für diesen, durchaus selbstbewussten, Wunsch der GenZ nach Selbstbestimmtheit dürfte unter anderem die Sozialisierung am Arbeitsmarkt sein. Deutlich wird das vor allem mit Blick auf die vorausgegangene Generation der Millennials, die zu einer Zeit in den Arbeitsmarkt eingetreten ist, in der zumeist die Arbeitgeber am längeren Hebel saßen. Zu diesen Zeiten – zum Beispiel während der Wirtschaftskrise 2008/2009 – war man froh, unter Hunderten Bewerber:innen überhaupt ein Vorstellungsgespräch zu bekommen. Im Gegensatz dazu sind Arbeitnehmende aus der GenZ von Anfang an in einem „Arbeitnehmermarkt“ sozialisiert worden, in dem sich die Arbeitgeberseite in vielen Branchen stark um Talente bemühen muss.

Entsprechend ist die derzeitige Rezession die erste größere volkswirtschaftliche Krise, die viele Mitglieder der Generation Z am Arbeitsmarkt überhaupt erleben. Ohne eine gewisse Routine im Umgang mit solchen Krisen ist der Wunsch nach Sicherheit also nicht überraschend – wenngleich er nicht unbedingt mit dem Wunsch nach Beständigkeit gleichgesetzt werden kann.

Was heißt das nun?

Für Arbeitgeber bedeutet die hohe Wechselbereitschaft in der jungen Generation vor allem zwei Dinge:

  1. Noch mehr als bei Arbeitnehmenden aus älteren Generationen muss man sich um den Verbleib der unter 30-Jährigen bemühen. Wer die Bedürfnisse dieser Gruppe ignoriert, dem droht, dass sie schnell wieder abwandern.

  2. Auch wenn die derzeit in den Arbeitsmarkt eintretende Generation Z zahlenmäßig merklich kleiner ist als die vorhergehenden Generationen, gibt es durchaus viele junge Menschen, die man für sich gewinnen kann**.** Zur Verdeutlichung: Wenn man eine Schlange aller Wechselwilligen unter 30 Jahren in Deutschland bilden würde, würde diese Schlange von Nürnberg bis nach Magdeburg reichen. Faktisch gibt es also für Unternehmen, die dringend Fachkräfte benötigen, mit der GenZ eine Vielzahl an sehr gut ausgebildeten Talenten auf dem Markt, die sie für sich gewinnen können.

Und für Arbeitnehmende? Denen sei geraten, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden und diese auch klar zu kommunizieren. Dazu können Nutzer:innen von XING im Bereich Job-Wünsche übrigens klar definieren, was ein Job ihnen bieten sollte. Der gewünschte Arbeitsort lässt sich ebenso angeben wie die gewünschte Wochenarbeitszeit, Gehaltsvorstellungen und die anvisierte Karrierestufe. So können die über 20.000 auf XING aktiven Recruiter:innen den Nutzenden passende Jobvorschläge machen – ohne dass die Nutzer:innen aktiv auf die Jobsuche gehen müssen.

Der 'Job-Wünsche'-Bereich bei XING
Der 'Job-Wünsche'-Bereich bei XING

Wie steht Ihr dazu? Teilt Ihr die Einschätzung, dass man sowohl offen für Neues sein und zugleich ein starkes Bedürfnis nach Arbeitsplatzsicherheit haben kann?

Dr. Julian Stahl schreibt über Job & Karriere, Politik & Gesellschaft, Wirtschaft & Management

Als Arbeitsmarktexperte bei XING hat Dr. Julian Stahl stets den Überblick über die Trends und Herausforderungen in der Arbeitswelt. Er analysiert Dynamiken und die damit verbundenen Auswirkungen für Arbeitnehmende und Unternehmen. Julian lebt in Hannover und liebt es, mit seiner Familie zu reisen.

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