GenZ: Wie führe ich diese NextGen denn AnderZ?
Kennst Du das Gefühl? Himmel, warum sind die denn so AnderZ? Sofern Du Z-Kinder hast, dann kennst Du diese Gedanken aus dem privaten Bereich. Das Gefühl kennst Du aber vermutlich genauso aus deinem Unternehmensalltag, wenn sich z.B. die AzubiZ so benehmen, dass Du es einfach nicht nachvollziehen kannst. Vielleicht kommen Dir folgende Situationen bekannt vor: die Z-Azubis legen einfach das Handy im Betrieb nicht weg und ignorieren damit stoisch betriebliche Regeln zur Handynutzung. Vielleicht hast Du schon Tiktok-Filmchen einer Azubine in Social Media entdeckt und Dich gefragt, ob die Nagelmaniküre wirklich das Thema für ein Filmchen wert ist. Und diese jungen Leute aus der GenZ, die sich nun schon in den Unternehmen befinden, bilden die Unternehmenszukunft.
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann beschreibt diese Arbeitnehmer/Innen von morgen als „hochsensible Generation, die alles blitzschnell aufnimmt und erfasst, enorm multitaskingfähig ist, sich aber auch schnell ablenken lässt und ein kurzes Durchhaltevermögen besitzt“. Bis 2030 werden ca. 8 Mio. Arbeitskräfte fehlen, jede 5. Arbeitsstelle wird unbesetzt sein. Umso wichtiger ist es, die jungen Menschen, wenn man es denn geschafft hat, diese zu rekrutieren, durch die richtige Führung möglichst lange im Unternehmen zu halten. Gerold Wolfarth (CEO der bk-Group, Mentor und Autor) schreibt im Handelsblatt: „Autoritäre Führungskonzepte passen nicht mehr zur modernen Arbeitswelt … eine statische Haltung oben denkt und unten macht ist fehl am Platz.“
Tipps für eine Führung, die AnderZ ist!
Tipp 1: Überprüfe Deine innere Haltung
Mache Dir zunächst bewusst, dass es in einem Unternehmen vier Generationen gibt (Babyboomer Jahrgang 1964 und älter, GenX 1979 bis 1965, GenY 1980-1993 und GenZ 1994 bis 2010). Jede Generation „tickt etwas anders“. Führung bedeutet immer individuelle Führung, das heißt, sich auf die zu führenden Personen einzustellen. Keine Generation ist schlechter als eine andere. Man wuchs unter bestimmten Bedingungen auf, man wurde durch Menschen einer bestimmten Generation erzogen. Die GenZ sind gegebenenfalls das Produkt Deiner eigenen Erziehung. Mit dem Bewusstsein von gegenseitigem Verständnis ist eine gute Basis geschaffen.
Tipp 2: Mache Dir die Prägung der GenZ durch die digitalen Systeme bewusst
Die GenZ ist es gewohnt, permanent mit der digitalen Welt, per Handy, verbunden zu sein (das hat etwas von Nabelschnur, Trennung tut weh!). Fünf Stunden pro Tag Social-Media-Konsum ist normal. Die Generation liebt Filme, z.B. auf Tiktok und Snapchat, und kann auch gut über Filme lernen. Facebook und Instagram wird eher gemieden, denn da trifft man möglicherweise auf Dich, als Eltern. Der Zugriff auf digitale Medien on-demand wird auch im Job erwartet. Die Aufmerksamkeitsspanne beträgt oft nur drei bis vier Sekunden, es werden auch schnell Inhalte wegreflektiert. Bei der Wissensvermittlung sollte man zum Beispiel Web-2-Inhalte, visuelle Formate, mobile Konsumierbarkeit, abwechslungsreiche Inhalte, Chats anbieten. Und bestenfalls hat man keine betrieblichen Regelungen, die von dieser Generation als unmodern und rückständig empfunden werden.
Tipp 3: Mache Dir bewusst, dass die GenZ so etwas wie „Hierarchie“ nicht kennt
Die GenZ wurde demokratisch erzogen, „betüdelt“, ist im Wohlstand groß geworden, kennt somit keinen wirtschaftlichen Mangel. Ihnen wurde gesagt: „Mach,was Dir Spaß macht!" (bei der Berufswahl etwa), und diese Generation hat tatsächlich eine große Auswahl an Möglichkeiten. Das führt auch dazu, dass die jungen Leute nach der Schule erst mal nichts machen (inzwischen gern als „asoziales Jahr“ bezeichnet), denn sie können sich einfach nicht entscheiden. Kommen sie neu in ein Unternehmen, muss ihnen Hierarchie (was ist ein Vorstand, was ist ein Organigramm), aber auch bestimmte Gepflogenheiten (wie zum Beispiel begrüßen wir uns gegenseitig) erst mal erklärt werden. Erwarte keine Selbstverständlichkeit in dieser Hinsicht, denn im Netz gibt es keine Hierarchie!
Tipp 4: Behandele die GenZ-ler*Innen auf Augenhöhe, und kümmere Dich individuell
Die Generation schätzt einen kollegialen Umgang und einen Austausch auf Augenhöhe. Man möchte das Gefühl bekommen, ernst genommen zu werden. Die Führungskraft sollte als eine Art Betreuer*in/Coach fungieren und wird so bestenfalls als Vorbild akzeptiert. Individuelle Betreuung ist gefragt: klare Anweisungen, Kommunikation von Erwartungen und Feedback geben, auch positiv. Sie sind von den Eltern gewohnt zu hören „Hast du toll gemacht“, und auch im Netz definiert man sich über LIKES. Auch ein Erfolgefeiern und „ein Bespaßen“ kommt gut an. Sei Ausbilder*in/Coach Coach/Ausbilder/In mit Entertainerqualitäten!
Tipp 5: Entwicklungschancen kommunizieren und Entwicklung fördern
Der GenZ ist persönliche Entwicklung enorm wichtig, sodass das Fördern eine große Rolle spielt, damit die jungen Leute überhaupt – zumindest eine Zeitlang – im Unternehmen bleiben. Sie sind schnell abwanderungsgefährdet, wenn sie sich nicht wohlfühlen und für sich keine Entwicklungsmöglichkeiten (fachliche und persönliche) sehen. Der Aufbau von Talentnetzwerken bietet sich hier an. Gelernt wird ganz gern allein, dann schätzt man aber wieder den gemeinsamen Austausch. Dies gilt es zu fördern.
Tipp 6: Erwarte keinen sklavischen beruflichen Einsatz von der GenZ
Sofern ein Engpass in Deinem Team auftritt und Du GenZler*innen GenZler/Innen fragst, ob sie am Samstag einspringen können, dann erwarte am besten von vornherein keine Zusage. Diese Generation lässt sich nicht im Job „versklaven“. Sie legt den Schwerpunkt auf Privates, der Job muss zu ihrem Privatleben passen, und wenn sie am Wochenende etwas Wichtiges vorhaben (und sei es nur das „Bingewatching“ einer Serie auf NetFlix), dann geht das klar vor. Dann wird nicht am Samstag zur Arbeit angetreten, weil jemand aus dem Kolleg*innenkreis ausgefallen ist.
Unternehmensbeispiel zur Talentförderung
In der Siegenia Gruppe hat man im Jahr 2020 junge Talente zu Kreativ-Workshops eingeladen, um neue Produktideen für zukunftsträchtige Lösungen zu entwickeln. Man hat ganz bewusst auf die Sichtweise der jungen Talente gesetzt, um zukunftsfähige Impulse zu bekommen. Diese wurden dann mit dem Management diskutiert. In einem solchen Format fühlen sich bereits die jungen Mitarbeiter*innen ernst genommen, dürfen kreativ arbeiten und haben das Gefühl, sich sinnstiftend einbringen zu können. Das ist quasi das Gegenteil von: „Die Kultur spuckt mich aus“, was bei starren, unmodernen und sehr hierarchisch geprägten Unternehmenskulturen schnell das Gefühl der GenZ-ler sein kann.
Der Weisheit letzter Schluss
Das Verständnis für die Unterschiedlichkeiten der Generationen ist die grundlegende Basis für ein gutes Miteinander. Führung sollte entsprechend gelebt werden, und Unternehmensstrukturen müssen zukunftsfähig ausgerichtet werden, damit die GenZ ins Unternehmen kommt und auch bleibt.
Welche Tipps hast du auf Lager? Schreibe uns gern in den Kommentaren.